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„Voraussichtlich kein Abriss“Behörde prüft Denkmalschutz für Zentrale des Bundesverwaltungsamtes in Köln

Lesezeit 4 Minuten
Das Bundesverwaltungsamt an der Barbarastraße in Riehl.

Das Bundesverwaltungsamt an der Barbarastraße in Riehl

Neubau oder doch Sanierung? In dieser Frage für das Bundesverwaltungsamt könnte der Denkmalschutz eine große Rolle spielen.

Die Bezirksregierung Köln prüft aktuell, ob die Zentrale des Bundesverwaltungsamtes in Köln-Riehl aus dem Jahr 1983 ein Denkmal ist und geschützt werden muss. Das bestätigte ein Sprecher der Bezirksregierung. Wann die gemeinsame Prüfung mit dem Amt für Denkmalschutz des Landesverbandes Rheinland beendet ist, teilte der Sprecher nicht mit.

Erklärt die Bezirksregierung das Gebäude zum Denkmal, dürfte ein Abbruch und Neubau des Hauses an der Barbarastraße sehr unwahrscheinlich werden. Das war aber zumindest bislang immer eine Option des Eigentümers, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA).

Stadtkonservator Thomas Werner: „Das Bundesverwaltungsamt könnte ein Kandidat für den Denkmalschutz sein.“

Stadtkonservator Thomas Werner: „Das Bundesverwaltungsamt könnte ein Kandidat für den Denkmalschutz sein.“

Eine BImA-Sprecherin sagte jetzt: „Zwischenzeitlich hat es erste Anfragen der Denkmalschutzbehörde gegeben – voraussichtlich kann ein Abriss des Gebäudes nicht mehr in Betracht gezogen werden.“

Damit wird eine Sanierung des 41 Jahre alten Hauses wahrscheinlicher. Es steht rund einen Kilometer nördlich des Kölner Zoos und direkt an der Stadtbahn-Haltestelle „Amsterdamer Straße/Gürtel“. Dort halten die Linien 13 und 16 der Kölner Verkehrs-Betriebe.

Bezirksregierung entscheidet

Auch der städtische Stadtkonservator Thomas Werner hatte voriges Jahr im Interview gesagt: „Das Bundesverwaltungsamt könnte ein Kandidat für den Denkmalschutz sein.“ Allerdings ist bei der Zentrale des Bundesverwaltungsamtes nicht die Stadt und damit Werner zuständig, weil der Bund der Eigentümer ist. In diesem Fall entscheidet die Bezirksregierung Köln.

Das Bundesverwaltungsamt an der Barbarastraße in Riehl.

Das Bundesverwaltungsamt an der Barbarastraße in Riehl

In der Diskussion um Abbruch oder Sanierung ist der Denkmalwert der Häuser eine wichtige Komponente, der Denkmalschutz erschwert zumindest Abbruch-Pläne. Im NRW-Denkmalschutzgesetz heißt es: „Die Eigentümerin oder der Eigentümer sowie die sonstigen Nutzungsberechtigten haben ihre Baudenkmäler im Rahmen des Zumutbaren denkmalgerecht zu erhalten, instand zu setzen, sachgemäß zu behandeln und vor Gefährdung zu schützen. Die dauerhafte Erhaltung der denkmalwerten Substanz ist zu gewährleisten.“

Wie berichtet, stellt sich vielen Behörden in Köln in den nächsten Jahren die Frage, wie mit ihren Gebäuden aus den 1970er- oder 1980er-Fragen umgegangen wird: Sanieren oder Abbruch und Neubau? Was ist nachhaltiger?

Experte: Bestand erhalten sollte höchste Priorität haben

Auf der Internetseite des städtischen Denkmalschutzes beispielsweise heißt es: „Das wichtigste Ziel der Kölner Denkmalpflege ist der Erhalt der historischen Substanz als Zeugnis der wechselhaften Stadtgeschichte. Allein damit trägt sie zur Nachhaltigkeit bei, denn Abriss und Neubau von Gebäuden verursachen einen signifikanten Teil unserer Abfall- und CO2-Produktion.“

Laut Professor Christoph Kuhn von der Technischen Universität Darmstadt ist die Qualität der Architektur wichtig bei der Entscheidung, ob eine Behörde ein Haus saniert oder abbricht und neu baut.

Vor zwei Jahren sagte er dieser Zeitung: „Insbesondere auch die architektonische/städtebauliche Qualität und die baukulturelle Bedeutung des Gebäudes oder Gebäudeensembles sollten bewertet werden.“ Und weiter: „Den Bestand zu erhalten sollte höchste Prämisse sein – zur Schonung und zum Erhalt der ökologischen aber auch der kulturellen Ressourcen.“

Das Justizzentrum an der Luxemburger Straße (links).

Das Justizzentrum an der Luxemburger Straße (links)

Ein Beispiel für die Diskussion Abbruch oder Sanierung ist unter anderem das Justizzentrum an der Luxemburger Straße. Auch das Hochhaus des landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetriebes von 1981 wird in den nächsten Jahren abgebrochen, direkt daneben entstehen mehrere Neubauten als Ersatz. Die Kölner Ortsgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland kritisierte das mehrfach.

Amt ist für Euro-Münzen-Gestaltung zuständig

Das Bundesverwaltungsamt hat 23 Standorte, drei davon in Köln (siehe Info-Text am Ende des Artikels). Das Amt bündelt und übernimmt Verwaltungsaufgaben der Bundesministerien. Unter anderem ist das Amt für die Gestaltung der Euro-Münzen zuständig.

Das Projekt „Friedrich und Karl“ in Niehl.

Das Projekt „Friedrich und Karl“ in Niehl

Laut der Sprecherin werden die rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Zentrale an der Barbarastraße nach aktuellem Stand aber ohnehin erst 2029 oder 2030 komplett verlassen haben. Der Auszug hängt demnach von der Fertigstellung des neuen Büroquartiers „Friedrich und Karl“ ab. Rund einen Kilometer nördlich bauen Bauwens und DuMont sechs neue Gebäude für insgesamt etwa 2400 Menschen.

Dort will auch die BImA ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den drei Kölner Standorten vereinen. Was dann mit der bisherigen Zentrale passiert, ist offen. Die Sprecherin sagte: „Es gibt Überlegungen, das Gebäude weiterhin für dienstliche Behördenzwecke zu nutzen. Konkrete Pläne gibt es dafür aber noch nicht. Im nächsten Jahr wird die BImA eruieren, welche Möglichkeiten in Betracht gezogen werden können.“


Daten und Fakten:

1960 wurde das Bundesverwaltungsamt (BVA) gegründet. Es soll andere Behörden entlasten, damit sie sich auf ihre Aufgaben konzentrieren. Das BVA hat 6000 Mitarbeiter. Zu den Aufgaben zählt die Darlehensverwaltung des Bafög oder in der Pandemie die Auszahlung der Hilfen an den Profisport.

Den ersten Sitz hatte es im heutigen Hotel Steigenberger am Rudolfplatz, zog aber 1983 an die Barbarastraße in Riehl. In Köln hat das Amt drei Standorte an der Barbarastraße, an der Eupener Straße und am Butzweilerhof. Der Etat betrug 2023 insgesamt 530 Millionen Euro. (mhe)