Kein Ende in SichtLeerstehende Ladenlokale werden zur Schmuddelecke in Köln
Weidenpesch – So richtig einladend ist die Ladenzeile an der Friedrich-Karl-Straße schon lange nicht mehr. Im Frühjahr 2014 hatten die Inhaber des alteingesessenen „Café Rademacher“ nach Jahrzehnten den Betrieb ihres Cafés an der Friedrich-Karl-Straße 22 eingestellt; zwei Jahre später gingen auch beim Nachfolge-Betrieb „La Michél“ die Lichter aus. Der Laden hat inzwischen an der Christophstraße in der City ein neues Zuhause gefunden.
Verschimmelte Torten
Über Jahre sorgten die verschimmelten Torten, die im Schaufenster zurückgeblieben waren, für Ekel und Entsetzen bei Nachbarn und Passanten – diese sind inzwischen zumindest weggeräumt. Im Innern des Lokals, durch die Fenster zu sehen, erinnern ansonsten noch die massigen Kronleuchter und die opulenten Gardinen an die gute, alte Café-Zeit.
Nebenan, an der Friedrich-Karl-Straße 26, herrscht ebenfalls gähnende Leere: Das frühere Mauenheim-Weidenpescher Kino „Merheimer Lichtspiele“ (Merli), in dem sich zuletzt mehrere Supermärkte mit Schwerpunkt auf internationalen Spezialitäten versucht hatten, ist ebenfalls verwaist. Und die einstige benachbarte Gaststätte „Merli-Schänke“ wurde schon vor Jahren in eine Wohnung umgewandelt. Einzig und allein der griechische „Olympia-Grill“ mit seinen Gyros-Spezialitäten hält noch die Stellung, sowie das gegenüber liegende historische Büdchen „Am Grünen Eck“.
Vier Jahre im Dornröschenschlaf
Fast vier Jahre dauert der Dornröschenschlaf schon an – doch in jüngerer Zeit verschlimmern sich die Zustände rund um die leerstehenden Immobilien sichtbar: Die Front- und Seitenfassaden sind mit großflächigen Graffiti-Tags verschmiert; gefühlt täglich scheinen es mehr zu werden. Auf dem mit Bauzäunen abgesperrten Parkplatz steht ein verbeulter Audi mit eingeschlagenen Fensterscheiben sowie ein Kleinbus.
Auf dem Grundstück liegt Müll, das Unkraut wuchert herum. Die Wohnungen, fünf oberhalb des ehemaligen Cafés und acht über dem Ex-Kino und -Supermarkt, scheinen derweil noch belegt: Namen stehen auf sämtlichen Klingelschildern; in allen Wohnungen ist Licht. Der Eigentümer der Immobilie hatte im Gespräch mit dieser Zeitung kurz vor Weihnachten angekündigt, die Gebäude abreißen zu lassen und einen mehrgeschossigen Neubaukomplex mit etwa 50 Wohneinheiten zu errichten.
Warten auf den Abbruch
In die Immobilien investiere er bewusst nicht mehr, da sie ohnehin abgebrochen werden sollen. Doch beim Bauantragsverfahren scheint es zu knirschen, wie das städtische Bauaufsichtsamt mitteilen lässt. „Im Dezember 2019 wurde der Bauaufsicht ein Bauantrag für das Objekt eingereicht. Dieser war allerdings nicht genehmigungsfähig, da er unvollständig war und zudem auch baurechtlich zu beanstandende Dinge enthielt“, führte Stadt-Pressesprecher Jürgen Müllenberg aus.
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Die vorgelegte Planung sei über das planungsrechtlich zulässige Maß der baulichen Nutzung hinaus gegangen, deshalb habe man im März 2020 die Ablehnung erteilt. Derzeit läuft ein Gerichtsverfahren, da der Bauherr Klage gegen die Ablehnung erhoben habe. Wegen des laufenden Verfahrens seien keine weiteren Angaben zu dem Vorhaben möglich. Die Nachbarn in Mauenheim und Weidenpesch werden sich also vermutlich noch lange gedulden müssen, bis der Schandfleck verschwindet.