AboAbonnieren

Pläne für Köln-WeidenpeschBauprojekt Simonsveedel – Erstes Haus soll zum Jahresende fertig sein

Lesezeit 4 Minuten
Die Baustelle des neuen „Simonsveedel“ in Weidenpesch. Fünf Baukräne ragen über die im Bau befindlichen Gebäude.

Das neue „Simonsveedel“ wächst in die Höhe.

Das Weidenpescher Viertel nimmt Form an. Das Erste von sieben Häusern soll Ende des Jahres übergeben werden. Was für das Quartier geplant ist.

Die Bauteams legen ein rasantes Tempo vor. Wo man noch vor einem Jahr nur ein weites Brachfeld mit Baugruben sah, wächst das neue Simonsveedel auf dem 3,64 Hektar großen Areal zwischen Simonskaul, Neusser Straße und dem Zuführungsgleis zur Bahn-Abstellanlage der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) immer weiter in die Höhe; drei Kräne sind auf dem Gelände platziert.

Im August 2023 hatten die Hochbauarbeiten zum neuen Quartier begonnen, das 387 Wohneinheiten umfassen wird: 290 davon baut die Bonava Deutschland GmbH, 97 weitere die städtische GAG. Bei einem Termin auf der Großbaustelle präsentierten Wiebke Wesselhöfft und Antonia Koch von der Bonava den aktuellen Projektstand.

Kindergarten und Jugendclub für das neue Simonsveedel

Die 290 Wohneinheiten des Bauträgers sind auf sechs einzelne Gebäude verteilt, Haus 2 bis 7. Das Haus 1, das direkt an die Neusser Straße grenzt und auch Flächen für einen Kindergarten sowie neue Räumlichkeiten für den Jugendclub „Dachlow“ unterbringen wird, ist das Objekt der GAG.

Haus 5, der mit zwölf Wohneinheiten kleinste der Neubauten, ist besonders weit fortgeschritten: Hier sind bereits die Dämmung angebracht, der Estrich gelegt und die Wände gezogen. „Das Haus soll gegen Ende des Jahres bezogen werden“, so Wesselhöft.

Bauprojekt Simonsveedel: Im Nordwesten des Areals entsteht ein Park

Insgesamt 176 Wohneinheiten in Haus 2 und 3, den neben dem GAG-Bauobjekt größten Gebäuden des neuen Viertels, hat die Bonava an eine Pensionskasse verkauft, welche die Wohnungen vermieten wird. Die restlichen Appartements gehen als Eigentumswohnungen in den Vertrieb. Dieser läuft für die Wohnungen in den Häusern 5 bis 7 bereits, für Haus 4 startet er in Kürze.

Insgesamt 18.590 Quadratmeter Wohnfläche schafft die Bonava im Rahmen des Projekts; von 1,5 bis fünf Zimmer sind dabei sämtliche Größen vertreten. Im Nordwesten des Areals entsteht ein öffentlicher Park, für Jugendliche sind auch altersgerechte Angebote wie eine Fitnessanlage und Slacklines zum Balancieren vorgesehen.

Das Projekt hat eine lange Vorgeschichte: 2018 wurden die Neubaupläne für die Siedlung, auf der sich einst Klein-Gewerbebetriebe mit einzelnen Wohnhäusern befanden, erstmals bekannt. Im Oktober 2021 stellte das Unternehmen den Bauantrag, einen Monat später begannen die Abbrucharbeiten an den Altbauten.

Im Laufe der Bodensanierung – unter Teilen des Geländes lag einst eine Deponie – wurden rund 100.000 Kubikmeter Erde ausgehoben. „Das städtische Umweltamt hat die Bodensanierung engmaschig und konstruktiv begleitet“, erläutert Koch. Die Baugenehmigung traf im Mai 2023 ein, drei Monate später, mit dem Beginn der Hochbauarbeiten, wurde auch der Bebauungsplan für das neue Stadtviertel rechtskräftig.

Simonsveedel Weidenpesch: Autoarmes Quartier, barrierefreie Häuser

Neben der Barrierefreiheit – so verfügen alle Häuser über einen Lift – war den Entwicklern auch der Umweltgedanke wichtig. „Wir haben versucht, ein autoarmes Quartier zu entwickeln, in dem so viel mit dem Fahrrad gemacht wird wie möglich“, erläutert Wesselhöfft.

So werde es einen Lastenrad-Pool für die Siedlung, Bike- und Carsharing-Angebote, überdachte Fahrrad-Stellplätze sowie eine Reparatur-Station für Räder geben. Für einen Teil der Energieversorgung sorgt eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach in Kombination mit Luft-Wärmepumpen; so sollen mindestens 55 Prozent des Wärmebedarfs aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden.


www.bonava.de/immobilien/koeln/weidenpesch/simonsveedel


Bauprojekt Simonsveedel Inzwischen stehen auch die Straßennamen des neuen Veedels fest: Der zentrale Platz der Siedlung wird, nach der Siedlung benannt, „Em Simonsveedel“ heißen. Die vom Simonskaul aus in die Siedlung führende Straße wird „Gertrud-Koch-Straße“ heißen, die Zufahrt von der Neusser Straße aus „Margarete-Humbach-Straße“. Gertrud Koch (1924 – 2016), genannt „Mucki“, gehörte zur Gruppe der Kölner Edelweißpiraten; am 1. Juni dieses Jahres wäre sie 100 Jahre alt geworden. Margarete Humbach (1905 – 2005) war eine Widerstandskämpferin und Mitglied des „Nationalkomitee Freies Deutschland“, das zu Sabotage und Desertion aufrief, um den Krieg zu beenden; gleichzeitig entwarf man Pläne für einen demokratischen Staat nach Zusammenbruch des NS-Regimes.

Auf ihrer jüngsten Sitzung beschloss die Bezirksvertretung Nippes die neuen Namen des Quartiers. Für etwas Diskussionsbedarf sorgte dabei die Benennung nach Gertrud Koch: Denn auch im Stadtbezirk Ehrenfeld, wo einige nach deutschen Afrika-Kolonialisten benannte Straßen umbenannt werden sollen – hier konkret die Gravenreuthstraße –, ist Koch im Falle einer Umbenennung als Namenspatin im Gespräch. Die SPD forderte deshalb, sich zunächst mit der Bezirksvertretung Ehrenfeld abzustimmen. Letztlich entschied die Runde sich jedoch mehrheitlich mit den Stimmen des Bündnisses aus Grünen, Gut & Klimafreunden, FDP und Linken gegen eine Vertagung und für den Beschluss der neuen Namen. (bes)