„Wirklich schwieriges Jahr“GAG hat 2023 deutlich weniger Wohnungen in Köln gebaut als geplant

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Die GAG-Vorständinnen Anne Keilholz und Kathrin Möller.

Die GAG-Vorständinnen Anne Keilholz und Kathrin Möller

Nur 669 Wohnungen wurden fertig, 1409 Wohnungen waren geplant. Das Konzernergebnis wächst derweil an.

669 – so viele Wohnungen hat die GAG, nach eigenen Angaben Kölns größte Vermieterin, im Jahr 2023 fertiggestellt. Davon wurden 489 Wohnungen neu gebaut und 180 modernisiert. Diese Zahlen stellte das Wohnungsunternehmen, dessen Anteile mit mehr als 88 Prozent mehrheitlich bei der Stadt Köln liegen, am Mittwoch vor. Die GAG bleibt damit deutlich hinter ihren selbst gesteckten Jahreszielen zurück: Geplant war der Neubau von 608 Wohnungen, der Ankauf von 50 Wohnungen und die Modernisierung von 751 Wohnungen. Wären diese Ziele erreicht worden, hätte die GAG 1409 Wohnungen fertiggestellt. Insgesamt besitzt die GAG fast 46.000 Wohnungen.

GAG steigert ihr Konzernergebnis auf 37,5 Millionen Euro

Die Vorständinnen Anne Keilholz und Kathrin Möller erklärten die Zahlen mit der allgemein angespannten Lage im Bausektor. „Es war ein wirklich schwieriges Jahr. Die Baukosten sind weiter gestiegen und wir haben ein hohes Zinsniveau“, sagte Anne Keilholz. In Anbetracht dessen sei die Zahl der fertiggestellten Wohnungen in Köln „eine gute Leistung“. Zudem hätten sich einige Projekte, die für die Fertigstellungen in 2023 vorgesehen waren, verzögert. „Es heißt nicht, dass diese Wohnungen nun nicht kommen. Sie kommen einfach später.“ Es sei schwierig, Fachfirmen und Fachleute zu finden, Ausschreibungen mussten teils wiederholt werden.

Die GAG konnte ihr Konzernergebnis trotzdem deutlich steigern. Das Konzernergebnis liegt für bei 37,5 Millionen Euro, 2022 hatte es bei rund 23,5 Millionen Euro gelegen. Der große Anstieg ist laut Vorständin Kathrin Möller allem darin begründet, dass 2022 eine große Steuerrücklage gebildet wurde. Erkennbar wird das am EBITDA, dem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Das veränderte sich nur leicht von rund 162 Millionen Euro in 2022 auf rund 163,5 Millionen Euro in 2023. Rund acht Millionen Euro des Bilanzgewinns will die GAG als Dividende ausschütten – davon profitiert vor allem die Stadt als größte Anteilseignerin.

GAG hatte 2023 Mieten teils deutlich erhöht

Die GAG hat 2023 auch 16,2 Millionen Euro mehr an Miete eingenommen als im Vorjahr, insgesamt rund 290,5 Millionen Euro. Das liegt zum einen am Zuwachs der Wohnungen durch Neubau, zum anderen an Mieterhöhungen. Insgesamt wurden die Mieteinnahmen um fast sechs Prozent gesteigert. Die GAG erhöhte im vergangenen Jahr bei einem Teil ihrer Wohnungen im frei finanzierten Bereich die Mieten um den maximal zulässigen Satz von 15 Prozent. Zudem orientierten sich einige Mieten nicht mehr am Mittelwert des Kölner Mietspiegels für mittlere Wohnlagen, sondern am Oberwert für mittlere Wohnlagen.

Die Mieterhöhungen waren von Teilen der Politik und Mieterinnen und Mietern der GAG scharf kritisiert worden. Kathrin Möller betonte, „niemand hat seine Wohnung aufgrund der Mieterhöhungen verloren“. Es seien individuelle Lösungen gefunden worden. Die GAG hatte allein bis zum Juli 2023 rund 300 Mieter verklagt, die der Mieterhöhung nicht zugestimmt hatten, ein Richter am Amtsgericht sprach von einem „Massengeschäft“. Möller sagte am Mittwoch: „Wir brauchen die Mieterhöhungen, wenn man die Kostensteigerungen und Instandhaltungskosten sieht, mit denen wir zu kämpfen haben.“

GAG baut vor allem öffentlich geförderte Wohnungen

Zudem sorge die GAG noch immer für preiswerten Wohnraum in Köln. Im Vergleich zu den 14,32 Euro pro Quadratmeter Angebotsmiete in Köln lag die GAG 2023 bei 7,63 Euro den Quadratmeter. In den frei finanzierten Wohnungen kostete der Quadratmeter 8,47 Euro, im öffentlich geförderten Wohnungsbau 6,18 Euro. Für 2024 sei ein „moderater Anstieg“ auf insgesamt7,74 pro Quadratmeter geplant.

Die meisten Wohnungen realisiert die GAG gerade im Bereich des geförderten Wohnungsbaus, weil sie dort von den Förderprogramme des Landes NRW profitieren kann. 384 Wohnungen waren es 2023, 2024 sollen noch einmal 406 geförderte Wohnungen hinzukommen. „Das Angebot an preiswertem Wohnungsbau ist zu gering“, sagte Möller. Das sorge dafür, dass vor allem junge, erwerbstätige Familien aus Köln abwandern würden, weil große Wohnungen für sie hier nicht zu finanzieren seien.

Wichtige Projekte kurz vor dem Abschluss hat die GAG aktuell in der Kannebäcker-Siedlung in Humboldt/Gremberg, wo 780 Wohnungen energetisch saniert wurden. Durch Aufstockung und Neubau entstehen hier auch 200 weitere Wohnungen. Ein Schwerpunkt liegt zudem in Chorweiler, wo die energetische Sanierung des Bestandes weiter voranschreitet. Als ein „Leuchtturmprojekt“ bezeichnete Kathrin Möller das Projekt „SechtM“, das als erstes Neubauprojekt für das geplante Quartier „Parkstadt Süd“ in Raderthal entsteht. Hier baut die GAG ein 15-geschossiges Hochhaus mit 209 Wohnungen, davon 74 im öffentlich geförderten Bereich.

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