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Wildcamper unter Kölner RheinbrückenPolitiker wollen Obdachlosen helfen

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Ein illegales Schlafquartier unter der Mülheimer Brücke, nahe der KVB-Haltestelle Slabystraße.

Riehl/Niehl – Dem Problem der wilden Lagerstätten im Stadtgebiet, vor allem am Rheinufer und unter den Brücken, sei schwer beizukommen, räumte CDU-Mandatsträger Johannes Winz ein. „Sobald die Stadt davon Kenntnis erlangt – und sie ist da hinterher – räumt sie das Lager. Aber nach einigen Tagen gibt's wieder ein neues. Daher haben wir nun Vorschläge gemacht, dem zu begegnen.“

Um Wildcampern und ihrem hinterlassenen Müll vorzubeugen, oder sie schärfer zu verfolgen, hatten CDU und FDP in der Bezirksvertretung Nippes einen umfangreichen Antrag vorgelegt. Demnach solle die Stadt die Freiräume unter Zoo- und Mülheimer Brücke abzäunen oder den Platz etwa mit Geräteschuppen verstellen, um zu verhindern, dass sich dort Menschen niederlassen.

Mehr Kontrollen und mehr Licht

Außerdem solle an dunklen Stellen mehr Licht her; gegen Wildcampierer am Rhein sollte es regelmäßige Kontrollen geben. Nach der Beratung änderten die Antragsteller ihre Forderung jedoch leicht ab: Auf Anraten der Verwaltungsvertreter strichen sie den Ruf nach einem Zaun und überließen der Stadt die Wahl der Methoden.

Zusätzlich fügten sie explizit ein, dass es für angetroffene Obdachlose Hilfen geben solle. Der so geänderte Antrag fand eine schwarz-rot-gelbe Mehrheit, gegen Linken-Vertreter Andree Willige. Die fünf Mitglieder von Bündnis 90/Grüne enthielten sich.

„Es ist auch ein Sicherheitsaspekt, denn an der Unterführung Slabystraße müssen etwa Mitarbeiter der Sozial-Betriebe Köln durch“, so FDP-Vertreter Biber Happe. „Ich selbst bin schon mit einem Wildcampierer aneinander geraten, es war nicht schön.“

Aus einem einzelnen Schlafsack werde schnell Mobiliar, dann sei es schwerer, die Leute wegzubekommen. „Vielleicht wären auch eingegossene Steine wie unter den Bahnbögen in Neuehrenfeld eine Idee, die Stellen unbequem zu machen.“ Linken-Vertreter Willige fand das Ansinnen problematisch. „Die Leute campieren dort nicht aus Jux und Dollerei. Wir müssen Alternativen für sie finden.“

Auch die Grünen hatten Bauchschmerzen. „In Hamburg werden Berber sogar auf der Einkaufsmeile Mönckebergstraße und im Kontorhaus-Viertel geduldet“, so Bärbel Hölzing – nicht zuletzt aufgrund von Bürgerprotesten nach Räumungen.

Das tolerante Köln könne und solle damit umgehen. „Und Müll gibt’s auch im Blücherpark.“ „Toleranz gegenüber Obdachlosen ja, aber man muss sich als Bürger an Regeln halten. Ein Minimum kann man auch von jenen Leuten verlangen“, entgegnete CDU-Fraktionschef Christoph Schmitz.

Einen Einblick in die städtische Praxis gab Jörg Breetzmann, Leiter des Ordnungs- und Verkehrsdienstes. „Wir besuchen die Bereiche regelmäßig, bei Nicht-Antreffen gibt es einen Hinweis-Aufkleber und Nachkontrollen. Ist das Lager bis zur gesetzten Frist nicht weg, räumen wir mit Hilfe der Abfallwirtschafts-Betriebe auf.“

Man gehe aber sensibel mit den Leuten um und verweise auf Hilfs-Angebote. „Wir sind mit Sozialdienst-Trägern vernetzt und sagen ihnen Bescheid, das funktioniert auch bei der Winterhilfe hervorragend.“ Allerdings nähmen einige Obdachlose Notheime wegen Alkohol- oder Hundeverbots sowie Diebstahlgefahr nicht an.

Kai Lachmann vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik riet von Zäunen unter Brücken ab, die pflegeintensiv und wenig ästhetisch seien – das Gremium folgte dem Vorschlag.