Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Komm jetzt mit!“Unbekannter soll Kind in Köln-Nippes bedrängt haben – Zettel warnt vor Gefahr

Lesezeit 3 Minuten
Schulkinder mit einem Ranzen auf dem Rücken. (Symbolfoto)

In Köln-Nippes soll ein unbekannter Mann ein Kind angesprochen haben, um es mitzunehmen. (Symbolfoto)

Ein Zwölfjähriger hat seiner Mutter von dem Vorfall mit einem Fremden berichtet. So äußert sich die Polizei.

„Die Polizeibeamten haben uns geraten, die Sache öffentlich zu machen“, erzählt Susanne Hortig von der Praxis des „Rechenschwäche-Instituts Zahlenraum“. Seit einiger Zeit hängt ein Zettel im Fenster ihrer Praxis an der Eichstraße in Köln-Nippes. Darauf steht, dass in der Nachbarschaft ein Mann unterwegs sei, der Kinder anspreche und sie zum Mitkommen überreden wolle. Weiter heißt es: „Bitte seien Sie aufmerksam und schreiten Sie ein. Die Polizei ist informiert.“

Doch welche Geschichte steckt hinter dem Zettel? Wir haben mit der Therapeutin, der Mutter eines womöglich betroffenen Kindes und der Polizei gesprochen.

Ein Zettel mit der Überschrift „Warnung!!!“ Darunter der Text: „Im Viertel ist ein Mann unterwegs, der Kinder anspricht und sie zum Mitkommen überreden will. Bitte seien Sie aufmerksam und schreiten Sie ein. Die Polizei ist informiert.“

Mit einem Aushang wird an einem Fenster in Köln-Nippes in der Eichstraße vor einem Mann gewarnt, der Kinder zum Mitkommen auffordert.

Im Gespräch erzählt die Mutter des zwölfjährigen Martin (Name v. d. Red. geändert), dass ihr Sohn am 13. Dezember 2024 gegen etwa 17 Uhr auf dem Weg von der Praxis in Köln-Nippes nach Hause gewesen sei. Dafür sei er von der Eichstraße über die Gellertstraße in Richtung Neusser Straße gelaufen.

Der Junge habe seiner Mutter berichtet, dass plötzlich ein ihm unbekannter Mann in einem Hauseingang an der Gellertstraße gestanden und ihn angesprochen habe. „Komm jetzt mit! Du musst mir helfen!“, soll der Mann den Schüler in barschem Ton aufgefordert haben. Der Junge erklärte seiner Mutter, dass er zwar Angst gehabt habe, aber trotzdem nicht mitgegangen sei. Er habe dem Unbekannten geantwortet, dass er keine Zeit habe und zur Bahn müsse.

Zivilcourage in Köln-Nippes: Paar greift aktiv in die Situation ein

Zur gleichen Zeit soll ein fremdes Paar hinter dem Zwölfjährigen gelaufen sein, soll der Junge seiner Mutter erzählt haben. Das hätte sich dann in die Situation eingeschaltet und gefragt: „Können wir Ihnen vielleicht helfen?“ Der Fremde habe verneint und sei dann ins Haus zurückgegangen.

Der Schüler beschrieb den Unbekannten als Mann mittleren Alters, etwa 1,75 Meter groß, ungepflegt, mit langen Haaren und Bart. Er sei „überhaupt nicht nett gewesen“, habe er seiner Mutter erklärt. Die Mutter informierte daraufhin Susanne Hortig und die Polizei in Köln-Nippes über den Vorfall.

Auch wenn der Vorfall inzwischen einige Zeit zurückliegt – für die Therapeutin ist das Thema immer noch aktuell. Ihre Praxis werde häufig von Kindern besucht, in der Nähe befindet sich auch eine Schule. „Vor einigen Tagen blieben drei Jungs im Grundschulalter vor dem Aushang meiner Praxis stehen, lasen sich die Zeilen durch und erzählten einander, dass zwei Freunde in Nippes von einem Mann angesprochen wurden, der fragte, ob er die Jungen fotografieren dürfe“, erzählt sie.

Empfehlungen der Polizei für betroffene Eltern

„Uns liegen keine Unterlagen über solch einen Vorfall vor“ erklärt ein Sprecher der Polizei auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Da der Zeitpunkt zudem im Dezember 2024 liege, könne die Polizei zu einem damaligen mündlichen Hinweis keine Aussage mehr machen. Dass fremde Menschen Kinder ansprechen, könne besorgniserregend sein, sei aber für sich genommen keine Straftat, macht der Polizeisprecher deutlich. In einem solchen Fall könne deshalb auch keine Anzeige erstattet werden.

Das Kommissariat für Kriminalprävention/Opferschutz gibt Eltern aber Empfehlungen für das „Verdächtige Ansprechen von Kindern“ an die Hand. Sollte ein Kind von einer gefährlichen oder auch nur vermeintlich gefährlichen Situation erzählen, in der es von einer fremden Person angesprochen oder möglicherweise sogar bedrängt wurde, gilt: 

  1. Ruhe bewahren.
  2. Vermitteln Sie dem Kind, dass es bei Ihnen in Sicherheit ist und dass Sie wissen, was jetzt zu tun ist.
  3. Loben Sie das Kind dafür, dass es den Mut hatte, sich Ihnen anzuvertrauen.
  4. Glauben Sie den Schilderungen des Kindes.
  5. Lassen Sie das Kind mit eigenen Worten erzählen. Bohren Sie nicht nach und legen Sie ihm keine Antworten in den Mund.
  6. Versuchen Sie, in dem Gespräch folgende Details in Erfahrung zu bringen: Ort und Zeit des Vorfalls, Personenbeschreibung der fremden Person (alt, jung, dick, dünn, Haarfarbe, Frisur, Bart, Brille, Kleidung, Sprache), Beschreibung des genutzten Fahrzeugs (Farbe, Form, gegebenenfalls Marke, Aufkleber, Beschädigungen, Kennzeichen oder Teile des Kennzeichens oder ähnliches).
  7. Informieren Sie ihre zuständige Polizeiwache. Rufen Sie in Notfällen die 110.

Das Kriminalkommissariat Kriminalprävention/Opferschutz ist unter der Telefonnummer 0221 229-8655 oder unter der E-Mail-Adresse kriminalpraevention.koeln@polizei.nrw.de zu erreichen.