OB-Wahl verlorenAndreas Kossiski will SPD-Fraktionsvorsitz – Joisten empört
- Gleich nachdem er seien Niederlage bei der OB-Wahl eingeräumt hatte, kündigte Andreas Kossiski an, den SPD-Fraktionsvorsitz übernehmen zu wollen.
- Beim bisherigen Fraktionschef Christian Joisten, der während der Ankündigung neben Kossiski stand, sorgte das für Empörung. Er sieht nun eine eindeutige Absprache gebrochen.
- Kossiski dagegen sieht das anders – und erklärt seinen umstrittenen Schritt.
Köln – Bei der SPD hat am Sonntag noch vor der vollständigen Auszählung der Wählerstimmen der Zweikampf um den Fraktionsvorsitz begonnen. OB-Kandidat Andreas Kossiski wird gegen den amtierenden Fraktionschef Christian Joisten antreten.
Kossiski betritt die Wahlparty seiner Partei am Sonntag gegen 19.30 Uhr und gesteht ein, dass Amtsinhaberin Henriette Reker die Wiederwahl gelungen ist. Von den anwesenden Sozialdemokraten wird er trotz seiner Niederlage lautstark gefeiert – mit rund 41 Prozent der Stimmen hat er ein äußerst respektables Ergebnis abgeliefert. Fraktionschef Christian Joisten steht zu diesem Zeitpunkt noch applaudierend und lächelnd neben seinem OB-Kandidaten. Nur einen Moment später verzieht sich seine Miene jedoch. „Ich bin nicht gekommen, um jetzt meine Koffer zu packen – ich werde für den Fraktionsvorsitz kandidieren“, ruft Kossiski in den Saal des Stapelhauses in der Altstadt. Mit dieser Ankündigung hatte Joisten wohl nicht gerechnet.
„Wir wollen keinen weiteren Streit, und wir müssen etwas entwickeln, das Zukunft hat“, sagt Kossiski, der als Spitzenkandidat der SPD vor zwei Wochen in den Rat eingezogen ist. Er ruft in Erinnerung eines Satzes des verstorbenen SPD-Bundespräsidenten Johannes Rau dazu auf, die „Gräben zuzuschütten“. Damit spielt er darauf an, dass die SPD seit dem Abgang des ehemaligen Fraktionschefs Martin Börschel offen in zwei Lager gespalten ist. Erst mit der Kandidatur Kossiskis legten sie die Konflikte auf Eis, um sich hinter dem gemeinsamen Kandidaten zu versammeln.
Christian Joisten ist empört
Fraktionschef Christian Joisten übernimmt anschließend das Mikrofon von Kossiski und sagt zunächst, dass dieser der SPD als OB-Kandidat ein Gesicht gegeben und angesichts der schlechten Aussichten der Sozialemokaten vor der Wahl ein „fulminantes Ergebnis“ erzielt habe. Dann schiebt er hinterher: „Auch ich stehe zur Verfügung, die Fraktion weiter zu führen.“
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Nur wenige Minuten später zeigt er sich empört über Kossiskis Ankündigung, Fraktionsvorsitzender werden zu wollen. „Das überrascht, wenn es vorher andere Absprachen gibt – die wurden heute Abend gebrochen“, sagt Joisten. Kossiski habe lediglich unter der Voraussetzung auf Platz eins der SPD-Liste gestanden, dass es die klare Ansage gegeben habe, dass er nicht Ratsmitglied wird. Er könne daher auch an diesem Abend keine Geschlossenheit erkennen, so Joisten. Das alles sei zum Schaden der Partei.
Kossiski sieht das anders. „Meine Kandidatur geht nicht gegen jemanden. Ich stehe auf Listenplatz eins und alles andere als für den Fraktionsvorsitz anzutreten, wäre eine Flucht“ sagt er. Die SPD-Fraktion müsse wieder ein Team werden. „Wir haben den Menschen in dieser Stadt mit meiner OB-Kandidatur ein Angebot gemacht und deshalb habe ich eine Verpflichtung.“
Vorbehalte gegen Joisten
Parteichefin Christiane Jäger bedankte sich für Kossiskis Angebot und lobte ihn für seine Arbeit als OB-Kandidat. „Wir haben uns hinter Dir versammelt und gesehen, wie viel Spaß es macht, wenn wir alle zusammenarbeiten“, sagte sie. Die Fraktion habe jetzt die Aufgabe, die bestmögliche Wahl für den Fraktionsvorsitz zu treffen. „Christian Joisten hat es nicht geschafft, die alte Fraktion zu einen“, so Jäger. Sie wisse nichts von der angeblichen Zusage Kossiskis, nicht im Rat sitzen zu wollen. Die Partei habe mit Kossiskis Spitzenplatz bereits ein eindeutiges Zeichen gesetzt.
Joisten gilt innerhalb der Partei als umstritten. So hatten seine drei Stellvertreter um Ostern dieses Jahres herum versucht, ihn als Fraktionschef abzuwählen. Sie scheiterten mit ihrem Ansinnen nur knapp.Auch in den anderen Ratsfraktionen gibt es Vorbehalte gegen ihn. FDP-Chef Ralph Sterck begrüßte am Sonntag Kossiskis Ankündigung, den Fraktionsvorsitz übernehmen zu wollen. Damit würden die Sozialdemokraten „wieder verlässlicher werden und in ruhigeres Fahrwasser gelangen“.