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Mörtter fordert Häuser nach finnischem VorbildStadt Köln plant Wohnungskauf für Obdachlose auszuweiten

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Eine Person schläft vor dem Römisch-Germanischen Museum in einem Schlafsack neben einem Einkaufswagen.

Ehemaliger Südstadtpfarrer Hans Mörtter fordert „Housing First“-Projekt nach finnischem Vorbild für Köln (Symbolbild).

Der Pfarrer in Ruhestand berichtet von seinem Besuch in einem Wohn-Ensemble für ehemals Obdachlose in Helsinki. Die Stadtverwaltung setzt weiter auf dezentrale Wohnungen.

Das Projekt „Housing First“ zur Hilfe obdachloser Kölnerinnen und Kölner wird 2024 fortgesetzt. Die Stadt rechnet damit, in diesem Jahr 13 weiteren Menschen Wohnraum vermitteln zu können. Das 2020 begonnene Förderprojekt hat bis heute 23 ehemals Obdachlosen zu einem Zuhause verholfen.

Initiiert hatten das Projekt in Köln der ehemalige Südstadtpfarrer Hans Mörtter und der Vringstreff. Die Begegnungs- und Beratungsstätte für Menschen mit und ohne Wohnung, ist Trägerverein des städtischen Modellprojekts. Das Konzept stammt aus den USA und wurde in Finnland entwickelt. Grundgedanke ist, Menschen zunächst mit einer eigenen Wohnung aus der Obdachlosigkeit zu helfen, für die sie keine Bedingungen erfüllen müssen. Erst dann wird ihnen, sofern sie das wünschen, professionelle Hilfe von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern angeboten. Sie sind immer ansprechbar, verlangen aber nichts.

„Der Schlüssel ist Respekt und Achtung und Liebe für die Menschen, so kitschig sich das anhört“, sagt Mörtter über seine Pläne, der Obdachlosigkeit in Köln entgegenzuwirken. Das Erfolgsrezept von „Housing First“ sei, dass die Menschen Würde erlebten. „Es macht einen Unterschied, ob ich Freunde einladen kann, die bei mir klingeln können und für die ich Platz habe. Ein Zuhause zu haben, ist ein wichtiges Grundgefühl.“

Hans Mörtter für ganze „Units“: Nachbarn mit gleichen Erfahrungen könnten einander helfen

Zwar wächst das Projekt stetig und auch der Sozialausschuss befürwortete 2022 die Verlängerung des Projekts in eine zweite Förderphase. Doch Hans Mörtter will einen großen Schritt weitergehen. Dafür reiste er vor wenigen Wochen nach Finnland. In Helsinki zeigten ehemals Obdachlose ihm ein Häuserensemble mit „Housing First“-Wohnungen. 30 Wohnungen á 40 Quadratmeter seien dort in Häusern in guter Lage gebaut worden. Es gebe Regeln – wie in einem normalen Mietshaus: „Sie klären Konflikte bei wöchentlichen Treffen miteinander und das funktioniert“, berichtet Mörtter. Genau diese Units fordert er nun auch für Köln.

Die ehemals Obdachlosen könnten Leuchtanhänger herstellen, die sie gewinnbringend verkaufen, berichtet Mörtter. „Keiner muss, aber viele machen es, weil sie dann etwas zu tun haben, was Spaß macht und ein Gemeinschaftserlebnis bietet.“ Sie starteten gemeinsam mit der Nachbarschaft Aufräumaktionen und Grillfeste – und kämen so mit anderen Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch.

„Wenn ich in einem bürgerlichen Umfeld bin, wo die Nachbarn Angst vor Obdachlosen haben oder von ihnen irritiert sind, kann das überfordern“, sagt Mörtter. „Aber in einem Komplex, wo die Nachbarn den gleichen Hintergrund, den gleichen Schmerz hatten, trägt man sich miteinander.“

Stadtverwaltung setzt auf in Köln verteilte Wohnungen für „Housing First“

In Köln wird derzeit ein anderer Ansatz verfolgt. Es werden einzelne Wohnungen im Stadtgebiet verteilt gekauft. Die Erfahrung zeige, so heißt es seitens der Stadtverwaltung, dass eine „sozial segregierte Umgebung“, also die Unterbringung ehemals Obdachloser in eigenen Wohnblöcken, negative Auswirkungen auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die soziale Inklusion bestehen können. Das könne etwa Rückfälle bei Suchterkrankungen begünstigen. Gesucht werden vielmehr „dezentrale Wohnungen in unbelasteter Nachbarschaft“. Die hohen Wohnkosten in der Stadt erschwerten die Ausweitung des Projekts, zumal den Angebotsnutzenden auch Wahlmöglichkeiten in Bezug auf Lage und Ausstattung der Wohnung gestellt werden.

Die Stadtverwaltung plant, nach Ablauf der zweiten Förderphase zum 31. Dezember dieses Jahres weitere freie Träger für das Projekt zu finden. „Housing First“ könne so einen wichtigen Beitrag leisten, bis 2030 die unfreiwillige Straßenobdachlosigkeit in Köln zu beenden. Die Stadt Köln werde die Hilfsmaßnahme „Housing First“ zur Schaffung von dauerhaftem und nachhaltigem „Normalwohnraum“ für wohnungslose Menschen weiterhin zielgerichtet als Ergänzung zu den bereits bestehenden Angeboten der Wohnungslosenhilfe unterstützen, so die Stadtverwaltung. Wie viele Menschen ohne eigene Wohnung es in Köln gibt, lässt sich nicht sicher sagen, es dürften mehrere Tausend sein. Von ihnen kommen die meisten zeitweise bei Freunden oder Familie unter, einige Hundert leben auf der Straße.