35. Kölner SommerfestivalIn der Philharmonie verschmilzt Mozarts Meisterwerk mit südafrikanischen Klängen

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Paulina Malefane in der Rolle der Königin der Nacht.

Paulina Malefane in der Rolle der Königin der Nacht.

Opernsängerin und Mitbegründerin des „Isango Ensemble“ Paulina Malefane spricht über ihren Weg zur Oper und die Hintergründe der ungewöhnlichen Inszenierung.

Das Abenteuer des jungen Reisenden Tamino und dem Vogelfänger Papageno ist eine der bekanntesten Opern der Welt. Einige der Arien, etwa die Rache-Arie der Königin der Nacht, sind auch vielen vertraut, die „Die Zauberflöte“ noch nie gesehen haben. 1791 in Wien uraufgeführt ist die Geschichte auch heute noch „sehr relevant“, sagt Paulina Malefane.

Die Opernsängerin hat selbst schon etliche Male die Königin der Nacht verkörpert, am 10. Juni eröffnet sie mit dem „Isango Ensemble“, deren Mitbegründerin sowie eine der künstlerischen und musikalischen Leiter sie ist, das 35. Kölner Sommerfestival in der Philharmonie mit „Die Zauberflöte – Impempe Yonlingo“.

Die Neukonzeption lässt Mozarts Meisterwerk mit südafrikanischen Klängen und Ritualen verschmelzen. Mit Marimbas – einem Schlaginstrument mit Holzklangstäben – statt klassischen Orchesterinstrumenten, einer Zauberflöte, die wie eine Trompete klingt, afrikanischen Rhythmen und farbenfrohen Kostümen begeistert das „Isango Ensemble“ seit der Uraufführung 2007 in Kapstadt sein Publikum auf der ganzen Welt.

Ensemble deutet westliche Klassiker neu

„Es geht um Politik, um männliche Herrschaft, um Hierarchie, um soziale Probleme. Und um das zu verstehen, muss man nicht Mozart sein oder europäisch. Am Ende geht es um Gegensätze: männlich und weiblich, Tag und Nacht, Dunkelheit und Licht.“ Ob ihre Rolle, die Königin der Nacht, nun gut oder böse ist, sei irrelevant. Die Frage danach reduziere das Stück: „Jeder von uns hat zwei Seiten in sich. Es geht darum, wie man damit umgeht, wenn die böse hervorkommt.“

Paulina Malefane mit ihrem Ehemann Mark Donford-May, die beiden haben gemeinsam das Isango Ensemble gegründet.

Paulina Malefane mit ihrem Ehemann Mark Donford-May, die beiden haben gemeinsam das „Isango Ensemble“ gegründet.

Paulina Malefane und der Regisseur Mark Dornford-May gründeten das „Isango Ensemble“ 2000 in der südafrikanischen Metropole – Malefanes Geburtsort. Bizets „Carmen“, Puccinis „La Bohème“ und Mozarts „Zauberflöte“: Das Ensemble verschrieb sich erfolgreich der Neudeutung westlicher Klassiker. Gleichzeitig wurde das Ensemble zur Talentschmiede, das junge Darstellerinnen und Darsteller aus den Townships rund um Kapstadt rekrutierte und förderte.

Ich wusste damals nicht wirklich, was Oper ist. Ich wusste nur, dass es etwas mit Singen zu tun hat. Und ich mochte das Schauspielen nicht, deshalb erlebte ich zu Beginn den Schock meines Lebens
Paulina Malefane

„Die Oper wird als etwas Elitäres betrachtet, damals und auch heute noch. Wir wollten das aufbrechen“, sagt Malefane. Die Schwarzen in Südafrika hätten kaum Berührungen mit Opern gehabt, durch die Vermischung mit traditionellen südafrikanischen Klängen wollte das Ensemble das ändern und diese Kunstform zugänglicher machen. „Wir wollten mehr Schwarze auf die Bühne bringen und ein diverseres Publikum erreichen. Auf diese Weise wollten wir das Land auch ein Stück weit vereinigen – mithilfe von Musik und Schauspiel.“

Malefane selbst sei immer eine Sängerin gewesen, schon als Kind habe sie in der Kirche wie in der Schule im Chor gesungen. Der Kontakt zur Oper jedoch sei auch bei ihr erst später entstanden. Nach der Schule habe sie erst nicht gewusst, was sie machen soll. Sie besuchte ein Casting am Opernhaus, begann dann neben ihrer Arbeit dort ein Studium am South African College of Music der University of Cape Town. „Ich wusste damals nicht wirklich, was Oper ist. Ich wusste nur, dass es etwas mit Singen zu tun hat. Und ich mochte das Schauspielen nicht, deshalb erlebte ich zu Beginn den Schock meines Lebens. Am Ende des ersten Jahres konnte ich mich aber nirgendwo anders mehr sehen als auf der Bühne.“

Weltweite Erfolge feierte Malefane in der Rolle der Carmen, sowohl auf der Bühne als auch in dem mit dem Goldenen Bären ausgezeichneten Spielfilm „U-Carmen eKhayelithsa“, für den sie beim Toronto International Film Festival den Roger Ebert Golden Thumb Award erhielt. Für ihren Auftritt in der Aufnahme von „Das Schlaue Füchslein“ mit dem London Symphony Orchestra 2019 wurde sie für einen Grammy Award nominiert. Welcher Opern stehen auf ihrer Wunschliste? „Ich würde gerne mal ‚Aida‘ machen oder ‚Tosca‘. Am liebsten jedoch ‚Traviata‘, aber ich fürchte mich zu sehr.“ Warum? „Ich liebe es zu sehr und weiß nicht, ob ich es gut genug machen würde.“

„Die Zauberflöte – Impempe Yonlingo“ wird vom 10. bis 14. Juli insgesamt sechsmal in der Philharmonie aufgeführt. Karten gibt es zum Beispiel über die Webseite der Philharmonie.

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