Köln – „Wer um Ostern weiß, kann nicht verzweifeln“, hat Kardinal Rainer Woelki beim Pontifikalamt am Ostersonntag im Dom gepredigt. Das Wissen um ein Weiterleben nach dem Tod schenke „Lebenshoffnung und Lebenszuversicht“.
Wo Menschen „sich auf den auferstandenen Christus und damit auf ihre persönliche, künftige Auferstehung hin ausrichten, werden sie bewahrt vor dem rücksichtslosen Willen zur Macht, vor dem rücksichtslosen Willen zu Profit und Besitz und Gier. Sie werden frei von all den versklavenden Götzen unserer Zeit, die vom Tod gezeichnet sind und die im Letzten zum Tode führen. Sie werden frei für Gott, frei für den Nächsten, frei für ein erfülltes menschliches Leben.“
„Mit Gottes Gott-Sein in Berührung“
Im auferstanden Herrn kämen die Gläubigen „mit Gottes Gott-Sein in Berührung“. Bevor er zum Schluss den päpstlichen Segen spendete, sagte der Kölner Erzbischof: „Wir haben es nicht immer so ganz einfach mit uns selbst und auch mit der Kirche. Aber wir gehen für die beste Botschaft, die es auf der Welt gibt, und das ist das Evangelium“, das für eine Person stehe: Christus.
„Für ihn, den Auferstandenen, lohnt es sich zu gehen.“ In der Feier der Osternacht hatte Woelki die Rolle der Frauen in der biblischen Geschichte der Auferstehung hervorgehoben, der Frauen, die „die voll glaubenden Vertrauens in Worte fassen, was ihnen widerfährt“.
So wie ihre Kunde Petrus und später auch die anderen Apostel erreicht habe, könnten „unsere Glaubenserfahrungen und Gotteserinnerungen anschließend zur Botschaft“ werden, die andere erreiche.
Auferstehung Christus im Kontrast zum Ukraine-Krieg
Stadtsuperintendent Bernhard Seiger hielt seine Predigt zur Osternacht in der Trinitatiskirche. „Die Schreckensnachrichten aus der Ukraine und die frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu - wie geht das zusammen?“ Diese Frage stand im Zentrum der Predigt, die Stadtsuperintendent Bernhard Seiger bei der Feier der Osternacht in der Trinitatiskirche hielt.
Der Schrecken und seine Überwindung seien in der Geschichte vom Leiden und Sterben Christi und seiner Aufwerweckung von den Toten vorgezeichnet: Derjenige, „der liebte und für die Wahrheit eintrat, wurde entehrt und beseitigt“ - und doch blieb es nicht dabei: Er kehrte zurück. So habe das neue Leben über das alte triumphiert, in dem „Tod, Gewalt und Zerstörungskraft“ herrschten.
„Gott ist ein Gott des Lebens. Am Ende stehen die Würde und der Glanz. Das feiern wir an Ostern. Gegen alles, was gebrochen und schmerzhaft ist“, sagte Seiger. „Für Menschen auf der Schattenseite des Lebens wird es hell.“ Noch sei das Neue, das Licht, „verdunkelt durch Exzesse der Gewalt“, noch sei die „neue Welt Gottes“ verborgen hinter der alten Welt mit ihrer „Macht der Waffen“. Doch „die Hoffnung zieht uns voran“, eine Hoffnung, welche die Geschichten der Menschen von heute mit der Geschichte Jesu verbinde. „So werden die ins Recht gesetzt, die Unrecht litten.
So werden die Täter zurechtgerückt, die vielleicht kein menschliches Gericht je zur Rechenschaft zieht. In Gottes Zukunft wird alles aufgedeckt, denn es geht ins Licht.“ Die Osternacht lade dazu ein, „vom Neuen her zu denken und zu leben. Neuwerden ist der tägliche Neuanfang im Christenleben.“
Der Kardinal ging in seiner Predigt auf viele Themen ein, verpasste es aber, auch die Missbrauchsfälle und den jüngsten Spielschuldenskandal im Erzbistum Köln zu erwähnen.