„Tut einfach gut“Frühjahrskirmes in Deutz bringt lang ersehnte Unbeschwertheit zurück
Köln-Deutz – Es duftet nach Popcorn und Zuckerwatte. Überall blinken bunte Lichter und aus jeder Ecke dröhnt laute Musik. „Wunderschön“, sagt Wilma Denies-Kipp, die vom Tickethäuschen aus in die Menge schaut. Die Schaustellerfamilie feiert auf der Deutzer Kirmes mit der Weltneuheit „Pandora“ Premiere.
Zwei Jahre lang mussten sie warten, bis sie das Turbokarussell in Betrieb nehmen konnten. Zwei Jahre, auf die die Mutter nicht gerne zurückblickt: „Man möchte das alles aus dem Kopf löschen.“ Jetzt gehe das Leben aber weiter, man sehe alte Bekannte – das mache sie glücklich. In ihrer Stimme schwingt einerseits Erleichterung mit, andererseits ist sie aber über die steigenden Energiekosten besorgt. Sie hofft, dass sie den Preis für die Tickets, die ihr 13-jähriger Sohn Toni in diesem Moment an die vielen Wartenden verkauft, in naher Zukunft nicht erhöhen muss.
Fröhliche Gesichter, wohin man schaut
Es ist früher Nachmittag, die Deutzer Werft füllt sich mehr und mehr. Wohin man auch schaut, sieht man fröhliche Gesichter, denn Maske trägt hier so gut wie keiner. Jung und Alt reihen sich in die immer länger werdenden Warteschlangen für die „Wilde Maus“ oder den „Break Dancer“. Marcel und Sabrina schauen zum neuen Kettenkarussell, von dem ihnen ihre beiden Töchter freudig zuwinken. Für die beiden Mädchen geht es in wenigen Sekunden hoch hinaus: In einer atemberaubenden Höhe von 80 Metern, noch höher als das Riesenrad, bietet der „Aeronaut" einen freien Blick auf die Kölner Skyline.
„Es tut einfach gut“, sagt der Vater über die Aufhebung der Corona-Beschränkungen, wie der Maskenpflicht und winkt zufrieden zurück. Die vierköpfige Familie aus Wesseling bezeichnet sich als echte Achterbahnfans und besucht die Kirmes regelmäßig. „Die Lebensfreude kommt zurück“, fügt die Mutter hinzu.
Und genau diese Freude ist in den Gesichtern der zehnjährigen Laura und der achtjährigen Melina zu sehen, als sie nach der Karussellfahrt auf ihre Eltern zulaufen. Angst hätten sie keine gehabt, versichern die beiden. Ihr Haus konnten sie von da oben aus zwar nicht sehen, dafür aber den Kölner Dom, sagen sie sichtlich stolz.
Reibekuchen und Backfisch etwas teurer als früher
Ein paar Attraktionen weiter verkauft Daniel Nock frittierte und gebratene Spezialitäten. Diese sind allerdings etwas teurer als in den vergangenen Jahren. „Das Öl ist im Gegensatz zu 2019 dreimal so teuer geworden, dementsprechend mussten wir die Preise etwas anheben, vor allem bei dem Backfisch und Reibekuchen, da brauche ich viel Öl“, sagt der Imbissbudenbetreiber, der im weißen Hemd mit seinen drei Mitarbeitern die hungrige Kundschaft versorgt.
„Unsere Lieferanten haben zum Glück vorgesorgt, wir haben noch ein bisschen Ölreserven gehabt für den Monat, aber im Sommer wird es schon wieder enger.“ Doch die Gedanken an die Zukunft können seiner guten Laune keinen Abbruch tun: „Ich freue mich so sehr, dass es jetzt nach der Pause wieder losgeht“, betont er.
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Der einzige Ort, an dem man den Trubel und der Geräuschkulisse aus lauter Chartmusik, Durchsagen und Achterbahngeschrei entkommen kann, ist das Riesenrad. In einer Höhe von 55 Metern wirkt das Treiben am rechten Rheinufer nahezu friedvoll. Nicht eine einzige Wolke ist am Himmel zu sehen. Immer mehr Familien strömen auf die Osterkirmes, die sich, zumindest für die Besucher, so unbeschwert wie in den Zeiten vor Corona anfühlt.
Die Kirmes ist täglich von 14 bis 22 Uhr geöffnet, an Sonn- und Feiertagen bereits ab 12 Uhr. Jeden Mittwoch ab 13 Uhr ist „Familientag"; dann wird für Fahrgeschäfte nur der halbe Preis gezahlt, und auch die Verkaufsgeschäfte bieten Rabatte an.