AboAbonnieren

Otto-und-Langen-QuartierVandalismus auf Gelände in Köln-Mülheim – Harte Vorwürfe gegen Stadt

Lesezeit 4 Minuten
Aussenansichten vom Gebäudekomplex des Otto-und-Langen-Quartiers

Außenansicht des Gebäudekomplexes des Otto-und-Langen-Quartiers

Nach jahrelangem Hin und Her will die Opposition im Rat Druck machen, damit das Otto-und-Langen-Quartier als Interim genutzt wird.

Zwischen den Backsteinen sind auf der Deutz-Mülheimer-Straße Fenster eingeworfen. Dahinter klemmen dünne Holzbretter: Die Antwort der Stadt auf den Vandalismus auf dem ehemaligen Otto-und-Langen-Quartier, das weiterhin nicht genutzt werden darf. Und nicht nur das: Die Verwaltung lässt die Kulturpolitiker nicht auf das Gelände, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen.

Vor einem Jahr hat die Stadt Teile des Areals gekauft. Als Reaktion auf einen restriktiven Investor, der das Künstlerkollektiv Raum 13 von dem Gelände vertrieben hatte. Nun sollte alles wieder gut werden, immerhin 17 Millionen Euro nahm die Verwaltung in die Hand, um das historische Gelände wieder den Kölnerinnen und Kölnern zur Verfügung zu stellen.

Doch das passiert bislang nicht. Stattdessen lässt schon der Blick von außen erahnen, welche Schäden auf dem brachliegenden Quartier angerichtet wurden. Die Künstler selbst berichten von schimmelnden Räumen und von Kulturerbe, das verbrannt wird. Die Stadt teilt auf Anfrage mit, dass ein weiteres Vorgehen ohne einen Bauantrag von Raum 13 nicht möglich sei.

Otto-und-Langen-Quartier in Köln-Mülheim: Bebauungsplan frühstens in zwei Jahren

„Wann Raum 13 tatsächlich den Bauantrag stellt und die daraus ergehenden Auflagen erfüllt, bleibt abzuwarten“, heißt es. Bei einem Ortstermin im Oktober seien die Künstler gewillt gewesen, den erforderlichen Bauantrag zu stellen. Marc Leßle, der das Raum-13-Projekt mitgegründet hat, stimmt dem zwar zu. Doch dies sei erst möglich, wenn es einen Bebauungsplan gebe.

Die Kulturpolitischen Sprecher Jörg Kobel (l.), Maria Helmis und Lorenz Deutsch vor dem Gebäudekomplex des Otto-und-Langen-Quartiers

Die Kulturpolitischen Sprecher Jörg Kobel (l.), Maria Helmis und Lorenz Deutsch

Mit diesem ist frühestens in zwei Jahren zu rechnen. Außerdem sei die Finanzierung – der Antrag kostet inklusive aller Gutachten laut Leßle bis zu 150.000 Euro – mit einem Vierjahresvertrag, den die Stadt vorsieht, nicht zu stemmen. Dafür brauche es einen langfristigen Vertrag. Leßle sagt: „Die Stadt will den vierten Schritt vor dem ersten gehen.“

Eine Belebung sei die einzige Chance, dem Vandalismus etwas entgegenzusetzen. Seine Forderung: Eine Instandsetzung der Sanitäranlagen und Lagerhallen durch die Stadt, sodass eine Zwischennutzung ohne Bauantrag möglich ist. Doch diese ist derzeit kaum in Sicht.

Opposition beantragt aktuelle Stunde

Nun will auch die Opposition im Stadtrat entschieden Druck machen. „Kultur nutzt die Räume nicht nur, Kultur schützt auch die Räume“, sagt Maria Helmis, kulturpolitische Sprecherin der SPD im Rat. „Kultur schafft eine soziale Kontrolle.“ Den Beweis dafür sieht sie darin, dass Raum 13 genau das schon einmal gelungen ist.

Über mehr als zehn Jahre bespielten und erhielten die Künstler das Gelände mit dem „Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste“, einem kulturellen Ausprobierort. „Günstiger bekommt die Stadt übrigens auch keinen Hausmeister“, ergänzt Helmis.

Kultur nutzt die Räume nicht nur, Kultur schützt auch die Räume.
Maria Helmis, kulturpolitische Sprecherin der SPD

Und sie steht nicht alleine da: Auch Lorenz Deutsch (FDP) und Jörg Kobel (Linke) appellieren an die Stadt, endlich den Zugang zum Gelände zu gewähren. Die drei Fraktionen beantragen für die Sitzung des Kulturausschusses in der kommenden Woche eine aktuelle Stunde zum Thema und erwarten Antworten der Verwaltung, vor allem aus dem Baudezernat von Markus Greitemann. Diese verhindere, so die Politiker, mit komplizierten Auflagen, dass das Gelände geschützt werden könne.

Vandalismus-Schäden an einem Fenster auf dem Areal des Otto-und-Langen-Quartiers.

Vandalismus-Schäden an einem Fenster auf dem Areal des Otto-und-Langen-Quartiers.

„Die Stadt weiß nicht genau, was sie mit dem Gelände anfangen soll und tut daher nichts“, sagt Deutsch. „Was jetzt aufhört, der Verbrenner-Motor, diese Geschichte hat genau hier angefangen“, erklärt er und fordert von der Verwaltung einen respektvolleren Umgang mit dem eigenen kulturellen Erbe. „Das Gelände gehört uns.“

Auch Kobel betont, man könne „das Gelände in der Zwischenzeit sinnvoll nutzen. Aber solange man nicht weiß, was man ganz zum Schluss will, passiert leider nichts und das hat System in Köln.“ Für ihn ist das Otto-und-Langen-Quartier in Mülheim nur ein Beispiel von vielen, auch die Stagnation bei den „Hallen Kalk“ und beim „Zeughaus Alte Wache“ in der Innenstadt, wo eine mögliche Zwischennutzung ebenfalls herausgezögert wird, führe dazu, dass es in Köln an „Off-Kultur“ fehle, an Orten, die auch mit abseitigen und experimentellen Kunstformen bespielt werden können.

Doch die Opposition beschränkt ihre Kritik nicht mehr auf die Verwaltung, sie sieht auch das Ratsbündnis in der Pflicht, Druck auf die eigens besetzten Dezernenten zu machen. Beteiligt sind mit William Wolfgramm, Markus Greitemann und Stefan Charles gleich drei Vertreter aus der Stadtspitze, die in Abstimmung mit dem Ratsbündnis arbeiten. „Grüne, CDU und Volt müssen jetzt ein Signal in die Verwaltung senden“, fordert Deutsch. „Im Ratsbündnis findet man zwar viele schöne Worte, lässt das Thema aber auf der Verwaltungsebene verhungern. Das geht so nicht.“