Park auf Kölner HohenzollernbrückeSo stellt sich Paul Böhm die „Neue Mitte Köln“ vor
- Kölns Eisenbahnnetz belegt wertvolle Flächen in der Innenstadt, die man für eine zukunftsweisende Stadtentwicklung nutzen könnte.
- Der Architekt Paul Böhm hat seine Pläne zur Neuordnung der Innenstadt weiter entwickelt. Er will den Hauptbahnhof nach Kalk verlegen.
- Die Folgen wären spektakulär: Köln bekäme eine grüne „High Line“. Große Areale wären für Zehntausende neue Wohnungen frei.
Köln – Die Vision lässt ihn nicht los. Köln müsse lernen, „groß zu denken“ und die Herausforderungen der Zukunft annehmen, sagt der Kölner Architekt Paul Böhm. Seit Mai 2019, als er seine Überlegungen für die „Neue Mitte Köln“ erstmals vorstellte, hat er weiter daran gearbeitet, seine Ideen umsetzbar zu machen. Böhm will die Innenstadt umgestalten, indem er den Bahnverkehr zukunftsweisend neu sortiert und die dadurch frei werdenden Flächen für rund 20 000 neue Wohnungen, neue Radwegeverbindungen und eine grüne Highline nutzt. Das alles passe perfekt in die Zeit, meint er.
Ehrgeiziges Milliardenprojekt
Verkehrswende, Wohnungsbau ohne Freiflächenverbrauch, mehr Grün und mehr Aufenthaltsqualität – das alles werde möglich, wenn man etwas wagt. Und einiges investiert. Es dürfte um einen größeren zweistelligen Milliardenbetrag gehen. „Aber es wird sich rechnen“, so Böhm. Tatsächlich bietet allein schon die Aussicht auf rund 20 000 Wohnungen eine Vermarktungsmöglichkeit in Milliardenhöhe, selbst wenn man den Vorsatz beherzigt, möglichst viele preiswerte Wohnungen zu bauen.
Ein neuer Hauptbahnhof in Kalk
Herzstück von Böhms Plans ist die Verlegung des Hauptbahnhofs und die Trennung von Fern- und Nahverkehr, um das Nadelöhr in Deutz und am Dom zu beseitigen. Im ersten Plan hatten Böhm und die ihn unterstützenden Experten einen neuen Bahnhof zwischen Deutz, Kalk und Buchforst, auf dem sogenannten Deutzer Feld, vorgeschlagen. Diese Idee wurde nun weiterentwickelt. Der neue Hauptbahnhof zieht nach Böhms Vorstellungen noch weiter nach Osten bis zur Stadtteilgrenze zwischen Kalk und Höhenberg.
Auf einem Areal, das bislang für den Güterverkehr genutzt wird, sei Platz genug. Rund um den neuen Bahnhof für den Fernverkehr könnten zudem neue Wohn- und Gewerbegebiete entwickelt werden. Für den Güterverkehr lasse sich leicht Platz außerhalb der Stadt finden. Böhm verweist auf mehrere europäische Städte wie Lüttich, Sevilla, Lille und zuletzt Wien, die ihre Hauptbahnhöfe aus dem Zentrum hinaus verlegt haben. „Alle haben davon profitiert.“
Aus dem derzeitigen Hauptbahnhof würde der „Regionalbahnhof Tief“. S-Bahnen und Regionalbahnverbindungen werden komplett in den Untergrund verlegt. Die denkmalgeschützte Bahnhofshalle könnte sich zu einem attraktiven Raum für städtisches Leben, Kunst und Kultur entwickeln. Die Züge sollen zwischen Deutz und der Inneren Kanalstraße durch einen Tunnel fahren – auch unter dem Rhein.
Das schafft nicht nur Platz für eine spektakuläre, grüne „Highline“ auf der ehemaligen Eisenbahntrasse – mit der Verwandlung der Hohenzollernbrücke in eine „Living Bridge“.
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Überall könnten auch neue Wohnungen gebaut werden. Das größte Potenzial besteht, wenn am Deutzer Feld und dem Areal, das Böhm „Parkstadt Nord“ nennt, ein Großteil der Eisenbahngleise verschwindet. Hier könnten über 40 0000 Quadratmeter in bester Lage für Tausende Wohnungen und Arbeitsplätze freigeräumt werden. Das sogenannte „Deutzer Feld“ im Rechtsrheinischen ist heute eine fast 30 Hektar große Rangierfläche für den Eisenbahnverkehr durch Köln, außerdem Abstellfläche für ICE- und Thalys-Züge. Unzählige Gleise und dazu ein riesiges Geflecht mit Trassen und Brücken belegt auch im Linksrheinischen hinter dem Agnesviertel unglaublich viel Platz. Böhm glaubt, dass man hier möglichweise bis zu 19 Hektar für eine „Parkstadt Nord“ freiräumen könnte.
Teil der Olympia-Bewerbung
Auch wenn Böhms Visionen weit von einer Realisierung entfernt sind, so sind sie doch längst keine Hirngespinste mehr. Er erlebe Begeisterung, wenn er seine Ideen vorstelle, sagt Böhm. Aber daraus sei noch kein konkretes Handeln bei der Politik in Stadt und Land geworden. Der nächste Schritt müsse eine Machbarkeitsstudie sein. „Köln kann weltweit für Furore sorgen, wenn sich die Stadt auf die Chance einlässt“. Ein Neubau des Hauptbahnhofs solle Teil der Olympiabewerbung werden. Die Verlegung nach Kalk sei bis 2032 zu schaffen.