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Hansasaal im RathausDas neue  Parkett sorgt für Schwindelgefühle

Lesezeit 4 Minuten
Das neue Parkett im Hansasaal des Rathauses hat ein 3D-Muster.

Die Stadt hat den Hansasaal im Rathaus saniert. Beim Blick auf das neue Parkett mit 3D-Muster kommen Schwindelgefühle auf.

Die Stadt Köln hat den Hansasaal im historischen Rathaus saniert. Beim Blick auf das neue Parkett mit 3D-Muster wurde so manchem Besucher schwindelig.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und die Mitglieder des Stadtrates mussten am Donnerstagabend bei einer ersten Begehung noch Filzpantoffeln überstreifen, um sich ein Bild vom sanierten und restaurierten Hansasaal im Historischen Rathaus machen zu dürfen. Erst vor kurzem wurde die Neugestaltung des größten repräsentativen Saales der Stadt beendet – noch liegt der Duft von Parkett-Öl deutlich in der Luft, mit dem die aus hellbraunem Ahorn- sowie Eichen- und dunkelbraunen Nussbaumholz bestehenden Parkettelemente bearbeitet worden sind.

Der Holzboden glänzt stark und sorgt auf den ersten Blick für eine Überraschung, weil die Fläche dreidimensional hervortritt – so hatte es die Architektin Monika Lepel geplant. Der im Lauf der Jahre marode und brüchig gewordenen Fliesenspiegel wurde im Gegenzug entfernt. „Der Hansasaal der Kölnerinnen und Kölner erstrahlt jetzt in neuem Glanz“, sagte die Oberbürgermeisterin auch am Freitagmittag bei der offiziellen Präsentation der kürzlich abgeschlossenen Arbeiten. In ihrer Begleitung befanden sich Astrid Schüßler, zuständige Abteilungsleiterin bei der städtischen Gebäudewirtschaft, Mario Kramp, langjähriger Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, sowie der für die Entwurfs- und Ausführungsplanung zuständige Architektin Monika Lepel.

Kölner Hansasaal pünktlich fertiggestellt

„Alles, was hier verändert wurde, ist im Einklang mit dem Denkmalschutz geschehen“, beschreibt Architektin Lepel die im Zeitrahmen von rund zwei Jahren optisch und technisch deutlich aufgewertete Fläche mit rund 29 Metern Länge, sieben Metern Breite und fast zehn Metern Höhe. Wie die Oberbürgermeisterin weist sie bei dem frisch verlegten Parkettboden sowie den neu installierten Lichtelementen neben der historischen Bedeutung des Hansasaals auch darauf hin, dass der Raum dem Konzept nach „ebenso für ein modernes Köln steht, für eine moderne vorwärts gewandte Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger“.

Die Ratsmitglieder waren nicht uneingeschränkt angetan von dem neuen Parkett. „Es darf hier kein Kölsch mehr ausgeschenkt werden, weil man diesen Saal jetzt nur noch nüchtern betreten sollte“, sagte FDP-Fraktionschef Ralph Sterck mit Blick auf das dreidimensionale Bodenmuster. Er habe sich die Gestaltung etwas ruhiger und schlichter vorgestellt und nicht „so laut und auffällig“. „Aus meiner Sicht ist der Saal gut gelungen, ich finde, das ist eine handwerklich hochwertige Arbeit. Nicht nur der Boden, auch die Lampen sind toll, die Einrichtung passt in den Saal. Der 3D-Effekt dürfte sich relativieren, wenn der Saal gefüllt ist“, sagte Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Lino Hammer.

Deckenbeleuchtung im Kölner Rathaus wird auch saniert

CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau sagte: „Die wichtigste Innovation ist nicht der Boden, sondern die Beleuchtung, sie passt perfekt zum Stil des Saals. Der neue Holzboden ist dem Saal angemessen.“ „Ich war begeistert, den 3D-Effekt finde ich toll. Aber das ist natürlich ein subjektiver Eindruck, ich bin ein großer Fan von Holzböden“, sagte Christian Achtelik, stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Volt. „Der Boden ist wirkt gewöhnungsbedürftig, ist teilweise auch unruhig. Das macht ihn aber durchaus auch spannend“, findet SPD-Fraktionsvorsitzender Christian Joisten. Güldane Tokyürek, Fraktionschefin der Linken, beurteilt den Saal als „sehr edel“.

Der Boden jedoch habe sie „auf den ersten Blick irritiert, aber ich finde ihn auch spannend. Mir hat es gefallen“. Die Kosten für die bereits abgeschlossenen Arbeiten beziffern sich laut Astrid Schüßler von der Gebäudewirtschaft auf etwa eine Million Euro. Die Aufträge dafür waren zuvor teils europaweit ausgeschrieben worden. Parallel zum Hansasaal werden derzeit mit einer neuen Deckenbeleuchtung und anderen Projekten im Historischen Rathaus in der Innenstadt weitere Erneuerungen vorgenommen. Neben dem Boden ist auch die Beleuchtung im Raum neu installiert worden.

Hansasaal ist Kölner Schmuckkasten

„Wir sind froh, dass die hier tätigen Handwerksbetriebe mit hoher Fachlichkeit, ausgezeichneter Materialkenntnis und beeindruckender Präzision vorgegangen und pünktlich zum Abschluss ihrer Arbeiten gekommen sind“, so Reker weiter. Seit mehr als zehn Jahren sei sie nun im Rathaus, zu keinem Zeitpunkt habe ihr der Hansasaal so gut gefallen, wie jetzt. „Ob hochkarätige Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Kultur oder Wirtschaft, gekrönte Häupter, Preisträgerinnen oder auch die Dreigestirne der jeweiligen Session – in diesem repräsentativen Schmuckkasten Kölns werden die bedeutenden Gäste der Stadt weiterhin angemessen würdevoll empfangen“, so Reker.

Denn das Kölner Rathaus sei auch das älteste urkundlich erwähnte „Haus der Bürger“ in Deutschland mit Bauzeugnissen aus knapp neun zurückliegenden Jahrhunderten, wie Mario Kramp erläuterte. „Diese Wände haben für Gerichte, Versammlungen, Feste und Empfänge und natürlich als Rahmen für die Ratssitzungen fungiert.“