Mit seinem neuen Album „Love Songs“ feiert er wohl das Comeback des Jahres. 15 Jahre nach „Stadtaffe“ zelebrierte Peter Fox am Freitagabend gemeinsam mit seinen Fans den Start in den Sommer.
Peter Fox in KölnSo gut kann dieser Sommer klingen
Den Bandscheiben von Peter Fox geht es offenkundig hervorragend. Das ist keine Selbstverständlichkeit, immerhin ist der Mann mittlerweile 51 Jahre alt. Als er am Freitagabend (2. Juni), 15 Jahre nach seinem letzten Solo-Album „Stadtaffe“, seine Hüften zu „Ein Auge blau“ kreisen lässt und es ihm 3400 Menschen in der untergehenden Sonne an der Südbrücke gleichtun, kriegt man zumindest auf Konzertlänge den Eindruck: Am Ende wird vielleicht doch alles gut.
2008 avancierte „Stadtaffe“, das Solo-Debüt des Seeed-Sängers, zum Riesenerfolg. Bis heute ist es das meistverkaufte Deutschrap-Album. Doch der Rummel um seine Person war Pierre Baigorry, wie Peter Fox eigentlich heißt, nicht geheuer. Ein zweites Solo-Album sollte es nicht geben, schloss er damals aus.
Mit Peter Fox' „Love Songs“ in den Sommer
Nun wagt es sich also doch nochmal aus seinem Haus am See hervor. Auf „Love Songs“, das selbstverständlich auf Platz 1 der Charts einstieg, geht es gemächlicher zu als noch auf „Stadtaffe“. Die Streicher sind nicht mehr ganz so nervös, die Bläser nicht mehr ganz so pompös. Stattdessen dominieren der Rhythmus der Percussions und sanfte Chöre die neuen Songs. Ein interkultureller Genre-Mix zwischen Dancehall, Hip-Hop und der südafrikanischen House-Variante Amapiano beschwört den Sommer herauf. Und am Freitagabend ist man sich plötzlich sicher: Es wird ein guter Sommer.
Zunächst aber zieht Peter Fox mit altersmilder Selbstironie in „Ein Auge blau“ Bilanz: „Mein Spiegelbild Schrott/Ich steh' im Bad und baue mich neu zusammen/Bisschen Eis für die Stirn und für den Drink in meiner Hand/ Mein Bett ist ein Magnet, 'n Pack Ibuprofen“. Ein „rostiger Optimus Prime“ sei er, der zum Schlafengehen mittlerweile die Beißschiene einsetzt und damit kämpft, am Wochenende länger als nur bis 1 Uhr im Club durchzuhalten.
Viele seiner mit ihm gealterten Fans werden sich wiedererkennen. Doch beim Konzert in Köln ist von solchen Alterserscheinungen keine Spur. Vielmehr ist die Stimmung geprägt von einer sanften Nostalgie mit Blick auf vergangene Partynächte, die mit „Vergessen wie“ wieder zum Leben erweckt werden.
Ego-Probleme sind Peter Fox fremd
Vor allem aber feiert Peter Fox mit seinem Publikum den bevorstehenden Sommer, für den er mit „Love Songs“ den perfekten Soundtrack liefert. In Köln wird er von einer exzellenter Live-Band in die Nacht getragen.
„Das Wetter suprime, die Message sublime“, singt er auf der sphärischen Liebeshymne „Disney“. Kurz darauf träumt er sich auf „Toskana Fanboys“ nach Italien – und blickt auf „Kein Regen in Dubai“ abwinkend auf die Künstlichkeit der Wüstenstadt, in der viele seiner jüngeren Rapperkollegen vorzugweise ihren Urlaub verbringen. Dann doch lieber Sommerferien in Köln-Poll, zumindest für einen Abend.
In seinem Alter tauge er ja eigentlich gar nicht zum Popstar, sagte Peter Fox kürzlich in einem Interview. Und Musik mache er sowieso lieber gemeinsam mit anderen Künstlerinnen und Künstlern. Dass er keine Ego-Probleme hat, wird auch am Freitagabend deutlich.
In den Mittelpunkt des Konzerts rückt Fox immer wieder nicht nur seine Band samt Background-Tänzerinnen, sondern auch das Kölner Publikum selbst. Gegen Mitte des Konzerts holt er eine Handvoll Fans mit auf die Bühne, die dort bis zum Ende des Konzerts gemeinsam mit ihm und der Band tanzen und feiern. „Das Ego k. o./ nicht mehr auf Autopilot/ wasch' die Kriegsbemalung ab/ das Wasser wird rot“ singt Peter Fox passend dazu auf „Weiße Fahnen.“ Spätestens als die alten Hits „Schüttel deinen Speck“ und „Alle neu“ angestimmt werden, erreicht die Stimmung dann ihren Höhepunkt.
Wer mit Peter Fox gemeinsam in der Südbrücke in den Sommer tanzt, lernt nicht nur, wie souverän und lässig man mit dem Älterwerden umgehen kann. Der Abend vermittelt auch eine erfrischende Portion Zuversicht angesichts der düsteren politischen Großwetterlage. „Es wird schon alles ok, wenn wir uns nur nicht zu beschissen anstellen“, ruft Peter Fox am Ende seines Optimismus-Hits „Zukunft Pink“ dem Publikum noch hinterher. Zumindest für einen Abend glaubt man ihm das.