Das NRW-Programm „Aufholen nach Corona“ soll helfen, Lernlücken zu schließen. Jetzt warnt der Philologenverband, dass die dafür vorgesehenen Stellen womöglich gar besetzt werden können, weil die Bürokratie zu langsam ist.
„Viel zu viel Bürokratie“Engpass bei Stellenbesetzungen – Kölner Schulen sorgen sich
Corona hat in den Schulen Spuren hinterlassen. Gerade bei den Fünft- und Sechstklässlern an den weiterführenden Schulen zeigen sich die Rückstände und das lückenhafte letzte Grundschuljahr besonders. Um mehr personelle Ressourcen an die Schulen zu bringen, hatte das Land NRW das Programm „Aufholen nach Corona“ aufgelegt.
Mit dem Fördertopf konnten Schulen befristet Personal einstellen: Vertretungskräfte, Pensionäre oder vor allem auch Lehramtsstudierende sollten beim Aufholen helfen und die Stammlehrkräfte unterstützen, indem sie Kleingruppen gezielt betreuen und fördern. Ursprünglich sollte das Programm Ende 2022 auslaufen. Weil es erfolgreich war und der Förderbedarf an den Schulen weiter sehr hoch ist, hatte es die NRW-Landesregierung bis zum Ende der Sommerferien 2023 verlängert.
NRW-Philologenverband hat Sorge, dass Stellen verfallen könnten
Jetzt schlägt der Philologenverband Nordrhein-Westfalen für Köln Alarm: Es bestehe die Sorge, dass Schulen im Regierungsbezirk Köln diese Mittel nicht rechtzeitig erhalten und damit die eingeplanten Stellen für Lehrkräfte möglicherweise nicht besetzt werden könnten. Schulleitungen aus Köln hätten dem Verband rückgemeldet, dass die Bezirksregierung Köln aus personellen Gründen nicht in der Lage sei, die entsprechenden Anträge fristgerecht zu bearbeiten.
Der Philologenverband warnt davor, dass Engpässe bei der Bezirksregierung dafür sorgen könnten, dass die Stellen nicht besetzt werden und im schlimmsten Fall sogar verfallen könnten. Denn: Die entsprechenden Anträge müssen bis Mitte Dezember genehmigt werden, damit die Lehrkräfte auch zum kommenden Halbjahr eingesetzt werden könnten.
Die Bezirksregierung gab auf Anfrage den schwarzen Peter an das Schulministerium weiter: Für das Programm sollten für 2023 zusätzliche Mittel aus dem Landeshaushalt zur Verfügung gestellt werden. Um im Haushaltsjahr 2022 noch Verträge für „Ankommen und Aufholen“ abschließen zu können, brauche es eine sogenannte Verpflichtungsermächtigung. Diese werde voraussichtlich erst im Laufe des November durch den Landtag verabschiedet.
Damit die Bezirksregierung dann handeln könne, brauche es darüber hinaus noch „einen Zuweisungsererlass für die Verlängerung des Projektes“. Der ist nach Angaben der Bezirksregierung derzeit aber noch beim Schulministerium in Vorbereitung. Erst wenn der Erlass dann vorliege und der Bezirksregierung die entsprechenden Mittel zugewiesen wurden, werde geprüft, welche Projekte verlängert würden und wie das Verfahren abgewickelt werde, so die Bezirksregierung.
Das Feedback aus den Schulen: viel zu langwierig, viel zu viel Bürokratie. Zumal es ja in den meisten Fällen um vor Ort derzeit schon beschäftigte Kräfte aus dem „Aufholen nach Corona“-Programm gehe. Deren Verträge müssten eigentlich einfach nur verlängert werden. Nun bestehe aber die Gefahr, dass in dem Programm etablierte Kräfte abwandern und von vorne gesucht und beantragt werden müsse.
Im ersten Anlauf dauerte Bewilligung der Stellen über ein halbes Jahr
Noch gut in Erinnerung ist an den Schulen, wie es zu Beginn des Programms gelaufen ist: Nach den Sommerferien 2021 konnten die Schulen in NRW erstmals bei der Bezirksregierung einen Förderantrag für „Ankommen nach Corona“ stellen. Im März darauf – also mehr als ein halbes Jahr später – warteten viele Kölner Schulen immer noch auf die Freigabe der Mittel, um die Stellen auch ausschreiben zu können.
Die Bezirksregierung Köln hatte die verzögerte Umsetzung des Programms damals mit Personalmangel begründet. Dadurch hätten im Regierungsbezirk Köln in dem Zeitraum nur ein Teil der Anträge genehmigt werden können. Der Philologenverband appellierte daher „dringend“ an die Bezirksregierung, die Anträge auf Verlängerung oder Besetzung „schnell und unbürokratisch“ abzuarbeiten.