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Kampf gegen MissbrauchKöln geht als erste Millionenstadt neue Wege im Kinderschutz

Lesezeit 3 Minuten
Köln erstellt einen eigenen Kinderschutzentwicklungsplan, von links: Dagmar Niederlein, Leiterin des Amtes für Kinder, Jugend und Familie, Robert Voigtsberger, Beigeordneter für Bildung, Jugend und Sport der Stadt Köln, Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Foto: Herbert Bucco

Köln erstellt einen eigenen Kinderschutzentwicklungsplan. Verantwortlich dafür sind Dagmar Niederlein, Leiterin des Jugendamtes, Kinder- und Jugenddezernent Robert Voigtsberger und Oberbürgermeisterin Henriette Reker (v.l.)

Nach den Fällen von schwerem Missbrauch in Lügde, Münster und Wermelskirchen will die Stadt beim Kinderschutz mit einem neuen Plan noch genauer hinschauen.

Köln will den Kinderschutz in der Stadt weiterentwickeln. Als erste Millionenstadt in Deutschland und als eine der ersten Kommunen in Nordrhein-Westfalen wird die Stadt einen Kinderschutzentwicklungsplan erstellen. „Die unvorstellbaren Taten von Lügde, Münster und Wermelskirchen mit schwersten Fällen von Kindesmissbrauch werden die Betroffenen ein Leben lang begleiten. Es unsere Aufgabe und Pflicht, hieraus Schlüsse für zukünftiges Handeln zu ziehen“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der Vorstellung des Konzepts.

Ziel sei, beim Kinder- und Jugendschutz noch besser zu werden und diesen bedarfsorientiert weiterzuentwickeln. Deshalb solle ein solcher Entwicklungsplan nun den tatsächlichen Bedarf und die vorhandenen Strukturen regelmäßig abgleichen. Dazu sollen alle Akteure im Kinderschutz von Kita, Schule bis zu Jugendeinrichtungen und Polizei mit einbezogen werden. Genauso wie es einen Brandschutzplan gebe, müssten Bedarfe und Strukturen im Kinderschutz künftig regelmäßig abgeglichen werden.

Köln will bei kommerziellen Babysitter-Diensten künftig besser hinschauen

„Wir schauen genau hin, welche Vielfalt an Angeboten es gibt und wo man nachsteuern muss“, erläutert die Leiterin des Amtes für Kinder, Jugend und Familie, Dagmar Niederlein, das Vorgehen. Als ein Beispiel, wo künftig besser hingeschaut werden müsse, nennt Niederlein kommerzielle Babysitter-Dienste. Über diese sei derzeit zu leicht möglich, dass sich Menschen mit pädophilen Neigungen Zugang zu Familien verschafften. Ziel sei es, weitere Schwachpunkte ausfindig zu machen.

Alles zum Thema Henriette Reker

Reker verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Sportvereine als potenziell anfällige Orte für Missbrauch und Übergriffe. Jeder in Köln solle künftig wissen, wohin er sich wenden kann, wenn ihm dort oder an anderer Stelle etwas widerfahre, sagte Reker. Nicht jeder wolle sich damit an seine Eltern wenden, dafür brauche es auch Profis, an die sich die Kinder und Jugendlichen vertrauensvoll wenden könnten.

Köln habe beim Kinderschutz bereits einen hohen Standard und ein gut ausgebautes Kinderschutznetzwerk, betont Kinder- und Jugenddezernent Robert Voigtsberger. Mit dem kommunalen Gesamtkonzept zum Kinderschutz wolle Köln nun in Deutschland eine Vorreiterrolle einnehmen.

Am Schluss dieses Prozesses sollten für alle Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche Zeit verbringen, verbindliche Qualitätsstandards und ein Leitbild zum Kinderschutz etabliert werden. Das der Stadt verliehene Unicef-Siegel "Kinderfreundliche Kommune" sei ein Zeichen, dass die Jüngsten in dieser Stadt Bedeutung hätten. Und gleichzeitig eine Verpflichtung seien, betonte Reker.

Kölner Kinderschutzgutachten soll extern erstellt werden

Viel Konkretes gab es bei der Verkündung des Plans allerdings noch nicht. In einem ersten Schritt sollen – vorbehaltlich der Zustimmung des Jugendhilfeausschusses – nun zunächst alle Bereiche identifiziert werden, in denen Kinderschutz bedeutsam sei – von Familie, über Kita, Schule bis zu Jugendgruppen und Sportverein.

Dann werde eruiert, wo noch Mängel oder Optimierungspotenziale stecken, um ganz gezielt die noch vorhandenen Angebotslücken zu schließen. Zusätzlich soll eine Umfrage in Familien und Institutionen ermitteln, wo die Kölnerinnen und Kölner beim Kinderschutz Verbesserungsbedarf sehen.

Da es sich um ein komplexes, auf zwei Jahre angelegtes Unterfangen handele, setzt die Stadt auf externe fachliche Unterstützung. Ein noch zu beauftragendes Fachinstitut soll das Kinderschutzgutachten im Auftrag der Stadt erstellen.