Pilze aus EhrenfeldKölner Start-Up sucht neue unterirdische Räume für seine Fungifarm
Köln-Ehrenfeld – Eine Pilzfarm mitten in Köln-Ehrenfeld – eine ungewöhnliche Vorstellung, die Trevor Weiss und Christian Vetter in die Tat umgesetzt haben: Im vergangenen Jahr gründeten sie das Start-Up „Pilzling” und pflanzen seitdem ihre eigenen Speisepilze an – nachhaltig, lokal und immer frisch.
Knapp ein Jahr lang war die Pilzfarm von Weiss und Vetter im Wandelwerk beheimatet, einem ehemaligen Autohaus an der Liebigstraße, das vom KLuG e.V. zu einem kreativen Freiraum umgenutzt wurde.
Hier richteten sich die Ehrenfelder Pilzzüchter im Keller eine Farm ein, zogen auf 60 Quadratmetern die ersten Pilzkulturen hoch – etwa Shiitake, Austernpilze oder Seitlinge: „Am Anfang haben wir unsere Pilze zumeist an Privatpersonen verkauft, für die es auch ein Erlebnis war, die Farm zu besuchen und sie wachsen zu sehen”, so Christian Vetter.
Wandelwerk in Köln-Ehrenfeld musste schließen
Ende September aber musste das Wandelwerk seine Pforten schließen, den Betreibern standen die Räumlichkeiten nur zur Zwischenmiete zur Verfügung. Dadurch mussten auch die „Pilzlinge” ihre Farm verlassen: „Wir müssen uns aber ohnehin vergrößern, wenn wir von dem Projekt auch leben wollen”, so Vetter. Wie der 29-Jährige erklärt, wären schließlich auch viele Restaurants auf dieses aufmerksam geworden und wollen ihre Pilze nun frisch und lokal beziehen: „Teilweise haben wir so viele Anfragen bekommen, dass wir sie gar nicht alle bedienen konnten”, so Vetter, der hauptberuflich als Mediengestalter tätig ist. Mitstreiter Trevor Weiss hingegen studiert Natural Resource Management mit dem Schwerpunkt auf urbaner Landwirtschaft – das kommt den „Pilzlingen“ zu Gute.
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Momentan ist das Equipment des Start-Ups in einem Lager bei Grevenbroich untergebracht, Vetter und Weiss aber sind auf der Suche nach einem neuen Standort für ihre Farm: „Ideal wäre ein unterirdischer Raum mit einer Fläche von etwa 300 Quadratmetern”, erklärt Vetter, „wir würden gerne in Ehrenfeld bleiben, wären aber auch flexibel.”
Mittlerweile ist das Team des Projektes um Fabian Bokel und Vanessa Michaelis gewachsen, die Pilzlinge sind nun also zu viert – ihre Kenntnisse über Pilze haben sie sich selbst angeeignet: „Pilze sind wirklich faszinierend”, sagt Christian Vetter, „man kann viel mehr mit ihnen machen, als sie nur zu essen.”
Kunst, Dämmstoffe und Lampenschirme auf Pilzbasis
Schließlich bestehen die Pilze nicht nur aus dem sichtbaren Fruchtkörper, sondern sind komplexe Gewächse, die sich vielseitig nutzen lassen: Vetter und seine Mitzüchter pflanzen ihre Pilze auf einem Substrat aus Stroh, Holz und Kaffeesatz an, den sie von Cafés im Veedel beziehen. In diesem Gemisch können die Pilze dann Wurzeln schlagen, die in Fachkreisen Hyphen genannt werden. Das komplette Wurzelwerk der Fungi heißt Myzel und eignet sich für die Herstellung unterschiedlichster Produkte: „Man kann aus den Pilzen zum Beispiel Dämmstoffe, Kunstobjekte oder auch Lampenschirme herstellen”, erläutert Christian Vetter.
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Wenn die Unternehmer erst einmal neue Räumlichkeiten gefunden haben, wollen sie auch diesen Aspekt der Zucht weiter ausbauen – ebenso wie die Herstellung von Fleischersatzprodukten auf Pilzbasis: „Es dreht sich bei uns viel um das Konzept der Kreislaufwirtschaft – wir wollen so wenig verschwenden und so viel nutzen wie möglich.”
Um das Projekt in Zukunft finanzieren zu können, haben Vetter und Co eine Crowdfunding-Kampagne gestartet – das Geld wird benötigt, um einen Micro-Crowd-Kredit bei einer Bank zu erhalten: „Wir hoffen, dass wir dann auch einen geeigneten Raum für unsere Pilze finden”, erklärt Vetter, „wir sind aber optimistisch, dass es in Ehrenfeld einen solchen gibt.”