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Vor AbrissGlocken der Matthäuskirche in Gremberghoven läuten bald an der Adria

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Mit einer Winde wurden die Glocken abgeseilt und transportfertig gemacht. Nach fast 60 Jahren ziehen sie um an die Adria.

Gremberghoven – An einem Stahlseil baumelt die gut 300 Kilo schwere Glocke vom Turm der Matthäuskirche hinab auf den Boden. Dort wird sie auf einem Hänger festgezurrt und mit den beiden übrigen Kirchenglocken abtransportiert. „Die Glocken gehen nach Split in Kroatien zu einer dortigen katholischen Gemeinde“, erklärt Baukirchmeister Hans-Werner Gibber. Er verkauft für die evangelische Gemeinde das Inventar des ehemaligen Gotteshauses.

Schon acht Monate ist es her, dass die Matthäuskirche außer Dienst gestellt wurde. Die Gemeinde plagten finanzielle Probleme und mit nur rund 250 Gläubigen zählt der Teilbezirk Gremberghoven zu den kleinsten im Stadtgebiet. Deshalb wurde die baufällige Kirche im vergangenen September aufgegeben.

Inventar soll gerettet werden – verkauft oder verschenkt

Seither versucht Gibber, möglichst viel von der Einrichtung vor der Müllpresse zu retten. Wenn möglich verkauft er die Sachen, in Einzelfällen verschenkt er aber auch Stücke. So wie die Kerzen mit dem Abbild der Matthäuskirche. „Die haben wir in einem Schrank gefunden und dann unter den Gemeindemitgliedern verteilt“, erzählt Gibber.

Mit einer Winde wurden die Glocken abgeseilt und transportfertig gemacht. Nach fast 60 Jahren ziehen sie um an die Adria.

Die Glocken hat er natürlich nicht verschenkt. Die Herz-Jesu-Gemeinde aus Kroatien hat für sie rund 14.000 Euro gezahlt. Das Geld möchte Gibber nutzen, um das bunte Glasfenster ausbauen und einlagern zu lassen. Es gibt zwei Interessenten für das Fenster, das Porzer Krankenhaus und die Grundschule. Doch beide Institutionen könnten das Glaskunstwerk erst in einigen Jahren verbauen. „Deshalb müssen wir es wohl lagern.“ Wer das Fenster am Ende bekommt, hat Gibber noch nicht entschieden.

Orgel geht an Orgelbauern

Entschieden ist hingegen über den Verbleib der alten Orgel. Die hat ein Orgelbauer bekommen. Auch die Lautsprecheranlage hat neue Besitzer gefunden; sie tut jetzt ihren Dienst in den Räumen des Bürgervereins. Der kümmert sich auch um die Gedenktafeln für Gefallene der Weltkriege, die an der Kirche hingen. „Wenn die Tafeln wieder aufgestellt werden, werden wir uns daran auch finanziell beteiligen“, verspricht Gibber.

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Der Taufstein und die Bibel sind in die rund einen Kilometer entfernte Hoffnungskirche in Finkenberg umgezogen. Dorthin müssen nun auch die Gläubigen aus Gremberghoven zum Gottesdienst gehen. Auch wenn die Kirche außer Dienst steht, wird sie noch genutzt. Die Sinti-und-Roma-Gemeinde hält dort zweimal in der Woche ihre Gottesdienste. Der Pachtvertrag mit der evangelischen Kirche läuft noch bis Ende des Jahres. „Den Vertrag haben wir an den Investor abgetreten“, erklärt Gibber.

19 Wohnungen kommen an die Stelle in Gremberghoven

Der Käufer der Kirche plant an deren Stelle nach dem Abbruch den Bau eines Wohnhauses mit 19 Wohnungen. Wie lange die Sinti und Roma die Kirche noch nutzen und wann das ehemalige Gotteshaus abgebrochen wird, weiß Gibber nicht. „Wenn es soweit ist und wir das erfahren, informieren wir natürlich die Bürger.“ Bis dahin versucht er, möglichst viele Stücke des Kircheninventars zu veräußern.

Zu haben sind etwa noch die alten hölzernen Kirchenbänke sowie gut 40 Holzstühle, die auch einzeln zu erwerben sind, genau wie die Bänke. Auch das zweite runde Kirchenfenster über der Orgelempore ist noch nicht verkauft. Der Preis für jedes Stück ist Verhandlungssache. Interessenten melden sich bei Hans-Werner Gibber unter Telefon 0173/ 90 99 693.