Köln-Porz – Bei Minusgraden muss ein Hund auf einem Grundstück im Rechtsrheinischen ganz ohne geeigneten Unterschlupf im Freien leben. Auf seinem täglichen Weg zur Arbeit hat Peter Schmitz (Name geändert) den Boxer entdeckt und sofort den Tierschutzverein Porz informiert. Das Tier werde wohl als Wachhund gehalten, vermutet der Mitarbeiter der Fluggesellschaft Eurowings. „Im Sommer mag das hinnehmbar sei, bei Minusgraden ist das für diese Rasse aufgrund ihres fehlenden Unterfells jedoch akut lebensbedrohlich“, urteil der 48-Jährige, der selbst eine Bulldogge besitzt.
Der Tierschutzverein schaltete umgehend die Polizei ein. „Der Hund hatte nur einen Holzverschlag zum Unterstellen. Das Wasser im Napf war gefroren, Futter gab es nicht“, schildert Gerd Gustke vom Tierschutzverein in Porz die Situation des Hundes eindringlich.
Die Polizei ermahnte daraufhin die Hundehalter, das Tier bei klirrender Kälte dringend ins Haus zu holen. Auf Nachfrage des „Kölner-Stadt-Anzeiger“ äußerte sich das in solchen Fällen zuständige Veterinäramt wie folgt: „Die Haltung des Hundes wurde durch das Veterinäramt vor Ort kontrolliert. Dem Halter wurde empfohlen, ein wärmendes Einstreu, wie etwa Stroh, in die Hütte einzubringen.“
„Akt der Tierquälerei“
Für Gustke und Schmitz ist das Vorgehen der Behörden viel zu zaghaft. Sie sind beide der Meinung, dass das Tier unverzüglich seinem Besitzer abgenommen werden muss und in die Obhut eines Tierheims kommt. Dazu das Veterinäramt: „Da der Hundehalter alle gesetzlichen und empfohlenen Vorgaben für eine Außenhaltung erfüllt hat, kann der Hund weder weggenommen werden, noch dem Halter eine Verwarnung ausgesprochen werden. Diese Unterbringung ist nicht schön, aber durchaus legitim und besteht in diesem Fall bereits seit einigen Jahren.“
Eine Einschätzung die Schmitz wütend macht. „In diesem Fall handelt es sich um einen wirklich schlimmen Akt der Tierquälerei“, sagt Schmitz, der seit Jahren Mitglied im Deutschen Tierschutzbund ist und sich sehr für die Belange von Hunden und der Haltung einsetzt. Ein Hund könne immer nur dann sichergestellt werden, teilt das Amt abschließend mit, wenn es kein milderes Mittel gibt oder „Gefahr im Verzug“ sei. Doch genau so schätzt Schmitz die Situation ein, für ihn schwebt der Hund weiter in Lebensgefahr.
Nach seiner Meinung sind sowieso nur sehr wenige Hunderassen dafür geeignet. im Winter im Freien gehalten zu werden. Husky, Neufundländer oder auch der kaukasische Schäferhund seien solche Rassen, die auch kältere Temperaturen vertragen können. Trotzdem sei auch bei diesen Tieren ein richtiger Unterschlupf wichtig. „Grundsätzlich benötigt der Hund eine trockene, windgeschützte und gut isolierte Hütte. Diese sollte zudem mit Decken ausgelegt sein, deren Material möglichst keine Feuchtigkeit aus der Luft aufnimmt“, erklärt Schmitz. Zu beachten sei auch, dass Wasser und Futter schnell einfrieren können. „Wird dem Hund dieses nicht zugänglich gemacht, kann er schnell dehydrieren.“
Besonders kälteempfindlich sind vor allem junge und alte Hunde sowie kurzhaarige Rassen ohne Unterfell, mit wenig Körperfett. Zum Beispiel: Dobermann, Boxer oder Deutsche Dogge. „Diese Tiere sind für eine Außenhaltung völlig ungeeignet“, erklärt Schmitz. Auch die Größe spiele eine wichtige Rolle. „Je kleiner der Hund, desto schneller friert er.“
Der wichtigste Kälteschutz für den Hund ist sein Fell. Je dünner und kurzhaariger, desto geringer der Kälteschutz. „Die meisten der bei uns in Deutschland gehaltenen Rassen fühlen sich schon bei einstelligen Plusgraden auf Dauer draußen nicht mehr wohl, insbesondere dann, wenn der Hund nicht körperlich aktiv ist“, sagt Schmitz. Wenn ein Hund zittert, sei es ihm bereits deutlich zu kalt.
Auch Hunde können sich leicht erkälten. Röchelnde Geräusche beim Atmen oder auffälliges Schmatzen seien oft ein Hinweis darauf. In diesem Fall sollte man den Tierarzt aufsuchen. Bei Minusgeraden bestehe zudem die Gefahr von Erfrierungen.
Besonders empfindlich seien die Pfoten und die dünne Haut zwischen den Zehen. Hier könne es zu Rissen oder gar blutigen Hautablösungen kommen. Die Pfoten sollten möglichst nicht mit Streusalz in Verbindung kommen. Dies sei für den Hund sehr schmerzhaft. Sollte es dennoch dazu kommen, die Pfoten nach dem Spaziergang zu Hause mit warmem Wasser waschen, gut abtrocknen und mit Pfotensalbe pflegen, rät Schmitz.
Auch Ohren, Nase, Schnauze und die Augen des Hundes reagieren auf Kälte empfindlich. Insbesondere bei Hündinnen könne es rasch zu einer schmerzhaften Blasenentzündung kommen. Schmitz empfiehlt, den Urin des Hundes zu kontrollieren. Bei Rotfärbung sofort den Tierarzt aufsuchen. Kälteempfindliche Rassen sollten beim Spaziergang mit einem Hundemantel geschützt werden. (red)
Hinweis der Redaktion: Der Name des Tierfreundes wurde im Nachhinein anonymisiert. Sein richtiger Name ist der Redaktion bekannt.