Köln-Porz – Bevor aus Josef Egyptien „Alaska Joe“ wurde, hatte er schon reichlich Reiseluft geschnuppert. Bei einer Jugendreise nach Lindau am Bodensee packte ihn die Sehnsucht nach fernen Gefilden, 1955 ging er als erster Austauschschüler des Stadtgymnasiums für ein Jahr nach Illinois in den USA. Das Reisen hat er seitdem zu einem Lebensstil kultiviert, Familie und Freunde nimmt er oft auf die meist unkonventionellen Fahrten mit, Containerschiffe gehören zu seinen Lieblingsfortbewegungsmitteln.
Der Kölner Joe Egyptien fand auf der ganzen Welt Freunde
In der ganzen Welt, vor allem aber in Alaska und anderen Teilen Amerikas, fand er echte Freunde. Was ihn antreibe, sei „Menschen in ihrer Menschlichkeit zu begegnen“, sagt der ehemalige Berufsschullehrer in seinem Buch „Alaska Joe … nur ein alter Mann, der Geschichten erzählt“. Kostproben aus seiner heiter-besinnlichen Textsammlung las er jetzt im Porzer Café Sonnenschein.
Vor dem Start in die Erlebniswelt Joe Egyptiens hat „Tenniskumpel“ Helmut Radefeld ein paar einführende Worte über den kölschen Weltenbummler parat, Mitglieder des Tennisclubs Rot-Weiß-Porz und eine gemischte Klientel aus literaturinteressierten Hörern sind gekommen, um dem passionierten Geschichtenerzähler zu lauschen. Biografisches schickt er den ausgesuchten Episoden voraus, die Nachkriegszeit ist dem 81-Jährigen in lebhafter Erinnerung geblieben. Porzer Originale und Kneipen, Anekdoten über den „Alten“, Konrad Adenauer, und Interna aus seiner Jugend leiten zur Geschichte seiner Initialzündung als Autor über.„Mit der Eselsgeschichte“, meint Joe Egyptien, „fing alles an.“
Joe Egypten erzählt in Köln von der Sache mit dem Esel
Wie aus der Feder eines Drehbuchautoren klingt die Begebenheit mit dem Herren, der seinen Esel regelmäßig per Hänger zum Königsforst brachte, um dort mit ihm spazieren zu gehen. Als Opa Joe und Enkelin Anna den Esel einmal ohne seine Begleitung antrafen, alarmierte Egyptien kurzerhand die Polizei mit den Worten, „mir ist ein Esel im Königsforst begegnet“. Nach eingehender Schilderung der Sachlage entschied die Polizei, dem mysteriösen Vorfall auf den Grund zu gehen.
„Wir nehmen die Ermittlungen auf“, habe der Beamte damals gesagt und just nach zwei Stunden konnte das Geheimnis um den Alleingang des Esels gelüftet werden. „Der Eigentümer lasse seinen Esel öfter allein spazieren, sei aber immer in der Nähe“, hieß es von Seiten der hilfsbereiten Polizei.Unter der Rubrik „Unverlangt eingesandt“ schickte Joe Egyptien die Geschichte an den „Kölner Stadt-Anzeiger“, nachdem sie veröffentlicht wurde, folgten noch einige andere.
Finnische Comic-Künstlerin lieferte Illustrationen
30 Episoden hat er in seinem Buch zusammengetragen, die bekannte finnische Comic-Künstlerin Milla Paloniemi lieferte mehrere Illustrationen dazu. Ihre Bekanntschaft machte er 2011 auf der Zugfahrt von Hamburg nach Köln, er war gerade von einer Frachtschiffreise zurückgekehrt, Milla Paloniemi befand sich mit Gleichgesinnten auf dem Weg zu einem Comic-Festival in Paris. Kurz vor Köln bat er sie um ein Porträt von sich, das Bild vom Esel-reitenden Autor ziert nun den Titel der „Alaska Joe“- Geschichten.
Joe Egyptien dosiert seinen Vortrag hörerfreundlich in leicht verdauliche Häppchen, in den Pausen hört man Einspielungen seiner Lieblingsmusik von Donovan, Ella Fitzgerald und Louis Armstrong. Mit Publikum weiß er aus Lehrertagen umzugehen, ein guter Lehrer, behauptet er, müsse auch ein guter Entertainer sein.
Joe Egyptiens Buch „Alaska Joe … nur ein alter Mann, der Geschichten erzählt“ kostet im Handel 9,90 Euro. Man bekommt es in der Buchhandlung Bouya, Wahner Straße 5, in der Wahner Bücherstube, Frankfurter Straße 198, bei Foto Stephan, Friedrich-Ebert-Ufer 50, und bei Foto Wagenhut, Heidestraße 222. (clm)
Von Friseurmeister Herbies Schwäche für das zarte Geschlecht und Alkohol berichtet der Autor in „Herbie – the sailor (Seemann, mach die Socken klar)“, um Munitionsfunde und sein Jugendidol „Schorsch“ geht es in „Mein Sprengmeister – oder: „The King of Colours“. Freunde und Eltern dominieren das erste Drittel des Buches, danach liegt der Fokus auf den Reisen in alle Welt – die Liste seiner Ziele und Begegnungen ist lang.
Expeditionen in die Polargebiete
Alaska, die Arktis und Antarktis haben es dem „Porzer Jung“ besonders angetan, seit 2004 bewarb er sich immer wieder um die Teilnahme an Expeditionen in die Polargebiete, „zweimal“, sagt er, „hat es auch geklappt“. Nach Alaska reiste er 1990 zum ersten Mal, sein Faible für den US-amerikanischen Bundesstaat brachte ihm bei seinen Schülern den Spitznamen „Alaska Joe“ ein.
Der Buchtitel, schmunzelt Joe Egyptien, beruhe auf einem Ausspruch seines jüngsten Enkels. Er habe wohl mitbekommen, dass Opa seine Geschichten in Schulen erzählt und einmal Lehrer war, seine Sicht auf den Großvater konzentrierte sich aber klar auf dessen Funktion als „Storyteller“.