Verhinderter Rhein-BlickZahlreiche Aussichtsbänke in Köln sind zugewuchert
Köln-Porz – Sonnenbeschienene Aussichtsbänke mit Panoramablick auf den Fluss, baumbeschattete Rad- und Fußwege entlang des Stroms und sogar ein Yachthafen – das Porzer Rheinufer zwischen Ensen und Zündorf ist Anziehungspunkt und Filetstück im Rechtsrheinischen. Doch nicht überall ist der Leinpfad in einem guten Zustand und das Grün rechts und links des Weges gepflegt. Unterhalb von Ensen etwa steht eine Bank mit Blickrichtung Rhein, von der aus man lediglich eine Blätterwand anstarren kann. Das Grün an der Uferböschung ist so hochgewachsen, dass es komplett die Sicht versperrt.
„Es ist leider keine Seltenheit, dass Bänke zugewachsen sind“, klagt Rita Wessel-Blindert. Die stellvertretende Vorsitzende des Bürgervereins aus Ensen und Westhoven ist häufig am Rhein unterwegs und kennt die Missstände.
Aufgebrochener Asphalt
„Oft ragen auch Dornenbüsche auf den Weg, das ist zum Teil richtig gefährlich“, sagt Wessel-Blindert. Zudem sei der Asphalt an vielen Stellen aufgebrochen und schadhaft. Ihrer Meinung nach kümmert sich die Verwaltung zu wenig um das Grün am Rhein. Allerdings weiß sie auch, dass die Stadt nicht überall zuständig ist.
Verantwortlich für ein Großteil der Uferbefestigung direkt am Wasser ist das Wasser- und Schifffahrtsamt des Bundes. Andere Teile sind von der Stadt nur gepachtet. Auf Nachfrage des „Kölner-Stadt-Anzeiger“ teilte die Verwaltung zudem mit, dass „das Rheinufer und die Böschung als Landschaftsschutzgebiet“ ausgewiesen sei. An vielen Stellen soll sich die Natur entwickeln können, ohne gärtnerischen Eingriff.
Dafür wurde ein Pflege- und Entwicklungsplan aufgestellt, der festlegt, wo gärtnerische Gestaltung stattfinden soll und wo eben nicht. „Ein freier Blick auf den Rhein wurde im Rahmen des Pflegekonzeptes nicht berücksichtigt, da die allgemeinen Interessen wie etwa Landschaftsschutz überwiegen“, heißt es in der schriftlichen Antwort der Stadt.
Unterhalb des Rathauses hat man einen Blick auf den Rhein
Ganz anders sieht es an der Promenade unterhalb des Rathauses in Porz-Mitte aus. Das Areal ist von der Stadt gepachtet und wird vom Grünflächenamt gepflegt. Dort bietet sich dem Spaziergänger ein offener Blick auf den Rhein und das andere Ufer. So hat auch Sigrid Alt vom Bürgerverein Porz-Mitte beobachtet, dass das Grün in diesem Gebiet gerade von Mitarbeitern der Stadt geschnitten wurde. „Bei uns ist eigentlich alles gut, ich kann nicht meckern“, so die Bürgervereinsvorsitzende.
Lediglich einer der zahlreichen Treppenabgänge zum Leinpfad ist noch gesperrt und nicht hergerichtet. Die übrigen hat die Stadt auf Wunsch der Bezirksvertretung in den vergangenen Monaten saniert.
Im Bereich von Zündorf ist Hans Baedorf, Chef des dortigen Bürgervereins, mittlerweile zufrieden mit dem Zustand des Leinpfades. „In diesem Jahr ist mehr freigeschnitten worden als früher, so ist es gut“, sagt der Vereinsvorsitzende. Besserung erhofft er sich noch im Bereich der Groov-Teiche, die stark von Algenwachstum befallen sind. „Da muss noch etwas passieren“, fordert der Vereinsvorsitzende.
Und es passiert etwas, wie Andreas Bischoff, Vorsitzender der Groov-Paten, erklärt. Im Auftrag der Stadtentwässerungsbetriebe sei gerade ein Algomat im Einsatz. „Der schwimmt auf der Wasseroberfläche und saugt die Entengrütze ab, das ist die schleimige Schicht auf dem Wasser“, so Bischoff. Im Frühjahr sollen die Algen am Teichgrund auch wieder mit einem Mähboot abgeschnitten werden.
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Nicht geschnitten wird hingen der Bewuchs im Uferbereich um die Seen. Dort wuchert an vielen Stellen das Grün mannshoch, so dass man nicht direkt ans Wasser gelangen kann. Das sei so gewollt, erklärt Bischoff. „Es sollen Nistplätze für Vögel erhalten und die Uferbereiche vor Hunden geschützt werden“, erklärt der oberste Groov-Pate. Lediglich ein Streifen von mehreren Metern rechts und links der Fußwege wird zweimal im Jahr gemäht, der Rest bleibt der Natur überlassen. Das sei eben das heutige Konzept, das einen Ausgleich zwischen Freizeitanlage und Naturschutz schaffen will, sagt Bischoff.
So ist es an vielen Stellen entlang des Leinpfades. Das gefällt nicht jedem Bürger. Mancher greift selbst zur Heckenschere, um für bessere Sicht zu sorgen. Das ist jedoch verboten. Im Porzer Bereich sei es in der Vergangenheit häufig zu illegalen Rückschnitten und sogar Baumfällungen gekommen, teilt die Verwaltung mit. In jedem Fall hat die Stadt Strafanzeige gestellt, doch meist gegen unbekannt.