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Lange TraditionGlaswerk in Porz nimmt modernisierte Schmelzwanne mit altem Brauch wieder in Betrieb

Lesezeit 2 Minuten
Dieses erste zeigt die Patin und Namensgeberin Alexandra mit Wannenleiter Ralf Gickel. Fotograf ist Olaf Rohl.

Patin und Namensgeberin Alexandra und Wannenleiter Ralf Gickel beim Entzünden der Wanne.

Die erneuerte Glasfertigungsanlage im Werk Porz eröffnet ein neues umweltfreundlichers Kapitel in der über hundertjährigen Glasproduktionsgeschichte von „Saint-Gobain“.

Eine modernisierte Anlage zur Glasproduktion ist im „Saint-Gobain Glass“ -Werk Porz an der Poststraße mit einem schönen alten Brauch erneut in Betrieb genommen worden.

Nach einer mehrere Monate dauernden Kaltreparatur wurde bei einer kleinen, betriebsinternen Feier das Feuer in der Glasschmelzwanne des Werkes in Porz wieder entzündet. Die sogenannte Antemperung ist ein Prozess, bei dem die Temperatur in der riesigen Schmelzwanne langsam hochgefahren wird. Erst nach mehreren Wochen ist die Wanne auf ihrer Betriebstemperatur von rund 1500 Gras Celsius. Die erste Glasproduktion ist laut Unternehmen für Ende Juni geplant.

Feuer wird von Schmelzofen zu Schmelzofen weitergegeben

Das Entzünden einer Schmelzwanne folgt einer jahrhundertelangen Tradition. Das Feuer wird von Schmelzofen zu Schmelzofen weitergegeben und stammt immer aus der jüngsten in Betrieb genommenen Wanne. In diesem Fall kam das Feuer aus dem Werk Stolberg bei Aachen, und zwar auf nachhaltige Weise.

Der Stolberger Werkleiter transportierte es selbst mit dem Fahrrad nach Porz. Eine weitere Tradition der Glasherstellerzunft ist nach Mitteilung der „Saint-Gobain Glass“ die Ernennung einer Patin, die der Schmelzwanne ihren Namen verleiht. Die Porzer Wanne trägt den Namen Alexandra. Patin ist die Tochter eines der Mitarbeiter der „Saint-Gobain Glass“ Deutschland.

Im Rahmen der umfangreichen Kaltreparatur wurden außerdem Anlage und Technik modernisiert, insbesondere im Umweltbereich. Die Wanne selbst erhielt ein neues energieeffizientes Design, eine moderne Abwärmenutzung und einen Katalysator zur Abgasreinigung.

Das führt zu einer erheblich verminderten Stickoxid-Emission, auch der Ausstoß von Kohlendioxid wird weit geringer. Die Neuerungen gelten als großer Schritt hin zur angestrebten CO₂-Neutralität, die „Saint-Gobain“ als weltweit führendes Unternehmen im nachhaltigen Leichtbau bis 2050 erreichen will.

Glasherstellung hat in Porz lange Tradition

Porz ist seit dem 19. Jahrhundert ein Traditionsstandort der Glasindustrie, es gab hier mehrere angesehene glasproduzierende Unternehmen, die viele Arbeitskräfte beschäftigten und zum Aufblühen des bis dahin kleinen Rheinortes beitrugen.

„Saint-Gobain“ produziert hier seit 1901 Glas. Im Jahr 1966 wurde die EDF (Erste Deutsche Float) mit einer Leistung von 250 Tonnen pro Tag in Betrieb genommen. Porz war damit Standort des ersten Glaswerks mit Float-Herstellverfahren in Deutschland. Heute liegt die maximale Leistung bei 1000 Tonnen pro Tag und es können Glaselemente von bis zu 18 Meter Länge hergestellt werden. Zudem betreibt die Unternehmensgruppe im Werk Porz Glasveredelungsanlagen zur Glasbeschichtung und zur Herstellung von Verbundglas. Etwa 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hier tätig.