Der Verein Eigenart bietet Berufschance-Kurse an Schulen an. Nun haben sie einen Sponsor gefunden, der sie finanziell unterstützt. Einen Weltkonzern mit Sitz in Porz-Lind.
MaschinenbauSchülerinnen und Schüler bekommen Führung durch einen Weltkonzern mit Sitz in Porz
Wer mit dem Auto auf der Frankfurter Straße zwischen Wahn und Troisdorf-Spich unterwegs ist, kennt von Außen die grauen Gebäude mit den gelben Säulen. Doch was im Innern passiert, davon haben die Wenigsten Kenntnis. Zu ihnen gehören Schülerinnen und Schüler der Kopernikushauptschule nun nicht mehr. Sie haben eine Führung durch das riesige Gebäude im Stadtteil Lind bekommen. Das gehört zur Firma Igus.
„Igus sponsert für zwei Jahren an Porzer Schulen drei Berufschance-Kurse“, sagt Stephan Schwarzer vom Verein Eigenart. Der arbeitet unter anderem mit allen Hauptschulen im Rechtsrheinischen zusammen. Dort werden die sogenannten Berufschance-Kurse angeboten. Die werden geleitet von Menschen aus der Praxis und werden auch benotet. In den Kursen können sich Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Berufsfeldern ausprobieren. Ziel ist es, den Jugendlichen eine Orientierung zu bieten: Ist dieser oder jener Beruf etwas für mich oder eben nicht? „Es ist besser, wenn die Jugendlichen das schon in der Schulzeit herausfinden und nicht erst in der Ausbildung“, sagt Schwarzer. So soll auch verhindert werden, dass Ausbildungen abgebrochen werden. Das kommt auch Unternehmen zugute.
Interesse bei Jugendlichen wecken
Artur Peplinski, einer der Geschäftsführer von Igus, findet diesen Ansatz sehr gut. „Mir hat das in der Schulzeit gefehlt. Wir hatten gar nichts in der Schule, was das Thema berufliche Ausbildung betrifft.“ Da sei das Problem gewesen, dass manch einer seiner Mitschüler orientierungslos gewesen sei. „Je früher mit solchen Projekten gestartet wird, desto besser kann das Interesse bei den Jugendlichen geweckt werden“, sagt Peplinski.
Über die Ausbildungsbörse, die Eigenart zusammen mit dem Bürgeramt im Porzer Rathaussaal organisiert, ist der Kontakt zu Igus zustande gekommen. Intensiviert wurde er durch Anita Mirche, der Vorsitzenden des Bürgervereins Porz-Mitte. Der setzt sich sehr für die Belange junger Menschen in Porz ein und hat seit seiner Gründung vor elf Jahren bereits 337.000 Euro an Spenden für Porzer Einrichtungen und Vereine gesammelt. So auch bei Igus, die die Berufschance-Kurse mit insgesamt 12.000 Euro finanzieren. „Wir sind zwar ein Weltkonzern, doch uns ist wichtig, uns lokal zu engagieren“, sagt Peplinski.
Und möglicherweise hält Igus auch einen Ausbildungsplatz bereit. Das Angebot ist breit gefächert. Es gibt unter anderem Berufe im Handwerk und im kaufmännischen Bereich. Welche das genau sind, erklärt Igus-Mitarbeiterin Alisa Khanina den Jugendlichen der Hauptschule. Mit Felix Franke geht es durch die riesige Halle. Er erklärt ihnen, was in diesem oder jenem Bereich hergestellt wird.
Weltmarktführer am Standort Porz-Lind
„Igus ist weltweit bekannt, doch in der Umgebung weiß irgendwie kaum einer so genau, was wir machen“, sagt Peplinski. Der Standort Porz-Lind ist mit 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der größte des Unternehmens. Und der wird weiter wachsen. Bald soll auch eine zweite Fabrikhalle auf der anderen Straßenseite in Betrieb genommen werden. Insgesamt gibt es rund 4500 Beschäftige an über 30 Standorten weltweit. Die Firma gibt es seit 1964. 1993 ist sie von Bergisch Gladbach nach Porz-Lind gezogen.
Der Konzern hat sich auf präzise Spritzgussteile aus technischen Kunststoffen spezialisiert. Es werden unter anderem Spezialkabel hergestellt und Energieketten. Die Ketten sind Bauteile im Maschinenbau. Sie schützen flexible Kabel, pneumatische oder hydraulische Leitungen. Solche Kabel sind beispielsweise an einem Maschinenteil angeschlossen, welches dauernd hin und her bewegt wird.
Vielleicht kommen das eine oder andere Bauteil, das Igus herstellt, künftig auch in den Kursen zum Einsatz, die das Unternehmen finanziert. „Gesponsert werden die Kurse Holzbau, Fahrradmechanik und Mediengestaltung“, sagt Schwarzer. Er ist froh über das Engagement des Konzerns, auch, dass Schülerinnen und Schüler vor Ort einen Einblick bekommen haben. Das hilft auch dabei, dass auch die Nachbarschaft weiß, was im Innern der markanten Gebäude mit den gelben Säulen passiert.