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„Selbstlos im Einsatz“Erste NRW-Ehrenamtsmedaille an zwei Porzerinnen verliehen

Lesezeit 4 Minuten
Jury-Mitglied  Jochen Beuckers (l.) mit den geehrten Anita Mirche (M.) und Sigrid Alt.

Jury-Mitglied Jochen Beuckers (l.) mit den geehrten Anita Mirche (M.) und Sigrid Alt.

Zum ersten Mal hat der Landtag Nordrhein-Westfalen Ehrenamtsmedaillen verliehen. Unter den Geehrten sind auch zwei Porzerinnen.

Über das Thema Karneval hatte Moderatorin Laura Wontorra den Bogen zum Bürgerverein Porz-Mitte gespannt. Auf die Frage, wie gut der denn Karneval kann, antwortete Sigrid Alt mit lautem Lachen. Sie habe schon Büttenreden gehalten, so die Bürgervereinsvorsitzende. Doch dafür saß Sigrid Alt nicht auf dem Podium im Restaurant des Düsseldorfer Landtags. Zusammen mit Vorstandskollegin Anita Mirche sollte sie an diesem Tag geehrt werden. Mit der Ehrenamtsmedaille, die der Landtag NRW erstmalig verliehen hat.

Überreicht wurde die Medaille von Landtagspräsident André Kuper. Er würdigte die beiden Vorstandsfrauen vom Bürgerverein Porz-Mitte als „Kämpferinnen für Kinder und Jugendliche und sozial Schwächere“. Alt und Mirche seien für ganz Porz „selbstlos im Einsatz“. Als Kuper in seiner Rede die Summe von über 280.000 Euro nannte, die der Bürgerverein in seiner elfjährigen Geschichte bereits gesammelt habe, korrigierte ihn Sigrid Alt auf nette und charmante Weise. „310.000 Euro sind es mittlerweile.“

310.000 Euro für Porz gesammelt

Eine stolze Summe, die vielen Projekten in Porzer Einrichtungen zugute gekommen ist. Im Gespräch mit Moderatorin Wontorra auf dem Podium zählte Anita Mirche ein paar von ihnen auf: Traumabehandlung für Grundschulkinder, die aus Kriegs- und Krisenregionen nach Porz gekommen sind, Trommelprojekte in Kindergärten, Ferienfreizeit auf dem Ponyhof für behinderte und nicht behinderte Kinder und Jugendliche, Übermittagsbetreuung in einer Jugendeinrichtung sowie diverse Koch-, Medien und Kunstprojekte.

Die Ehrenamtsmedaille, die vom Landtag NRW erstmalig verliehen wurde.

Die Ehrenamtsmedaille, die vom Landtag NRW erstmalig verliehen wurde.

Im Gespräch mit dieser Zeitung blicken Alt und Mirche auf die Anfänge des Vereins zurück. Der wurde im März 2012 mit 29 Personen gegründet. Das Ziel: Porz noch lebenswerter machen. Schlagworte waren damals Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit, kurz SOS. Bürgersprechstunden wurden eingerichtet, Pflanz- und Müllsammelaktionen gestartet, Unterschriften für die Sanierung des historischen Treppenaufgangs am Rheinufer gesammelt. Auch eingeschlafene Traditionen wie das Schmücken von Weihnachtsbäumen mit Kindergartenkindern in der Porzer Innenstadt wurden wieder belebt.

Jugendarbeit an sich hatten sie da noch gar nicht im Kopf, sagt Anita Mirche. Das hat sich dann aber geändert. Denn mit der Zeit sei ihnen aufgefallen, dass einiges im Argen liege, sagt Sigrid Alt. „Wir haben uns dann entschlossen, auch was für Kinder und Jugendliche zu machen.“ Alt und Mirche sind in Jugendzentren gegangen und haben gefragt, „wie wir helfen können“. Da haben sie gemerkt, dass viel Hilfe nötig ist, vor allem finanziell. „Manchmal denken wir, das kann doch gar nicht wahr sein, wo überall Geld fehlt“, sagt Sigrid Alt.

Spenden bis zu knapp 10.000 Euro

Um auch für Kinder und Jugendliche aktiv sein zu können, hat der Bürgerverein seine Satzung geändert. „Seit dem gilt der Spruch: Kids brauchen Hilfe und Kids erhalten Hilfe“, sagt Sigrid Alt. Sie und ihre Vorstandskollegin Mirche sind beide nicht auf den Mund gefallen, bei Firmen und Stiftungen sind sie „kötten“ gegangen, wie man in Köln sagt. Mit Erfolg. „Es gibt viele, die uns regelmäßig unterstützen.“

Der enge Kontakt des Bürgervereins zu den Jugendzentren, Schulen und Kitas hilft dabei sehr. Mal sind es 500 Euro, mal bis zu knapp 10.000 Euro, die der Verein vermitteln kann. Doch egal wie viel zusammenkommt, jeder Cent hilft. „Ohne das Geld könnten manche Projekte gar nicht durchgeführt werden“, sagt Mirche. Dabei seien die für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen so wichtig, besonders in Stadtteilen wie Porz-Mitte und Finkenberg, wo der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund sehr hoch ist.

„Meckern können wir alle“, hatte Jurymitglied Jochen Beuckers bei der Verleihung gesagt, „aber anpacken, hingehen, und sagen ‚ich ändere das‘, das macht nicht jeder.“ Deswegen sei das Engagement von Sigrid Alt und Anita Mirche „etwas Wunderbares, das so hilft“. Von den Kölner Landtagsabgeordneten Florian Braun und Jochen Ott gab es genauso lobende Worte wie von Bezirksbürgermeisterin Sabine Stiller. Die Ehrenamtsmedaille ist mit 3000 Euro dotiert. Was mit dem Geld passiert, wissen Sigrid Alt und Anita Mirche auch schon. „Wir werden einmal nett essen gehen, der Rest fließt natürlich in die anstehenden Projekte“, sagt Mirche.