Online-Umfrage für BürgerPorzer wünschen sich eine Flaniermeile
Porz – Für Anhänger des Architekturstils Brutalismus mag sie ein „Traum in Beton“ sein. Doch vielen ist die Brücke über die Hauptstraße in der Porzer Innenstadt in ihrer jetzigen Form ein Dorn im Auge. Denn sie könnte viel mehr sein, findet das Bündnis Porz-Mitte. Breiter, luftiger, eine Piazza mit Café, so stellt sich der Zusammenschluss von engagierten Bürgern, die Brücke in Zukunft vor. In ihr sieht das Bündnis keine reine Verbindungsachse zwischen Rheinufer und der neuen Mitte von Porz, sondern den Teil einer Flaniermeile. Auch in dem von der Stadt ausgelobten landschaftsplanerischen Wettbewerb betonen die Porzer eine verbesserte Anbindung und eine Steigerung der Aufenthaltsqualität. Dies würde mit einer Brückenverbreiterung und Aufwertung erreicht.
In einem von insgesamt fünf Videos hat das Bündnis seine Visionen für die Brücke und den Rheinboulevard zur Diskussion gestellt. „Eigentlich sollte das in einem Bürgerworkshop geschehen, der musste in Corona-Zeiten leider gestrichen werden“, macht Klaus Schäfer, Geschäftsführer des Bündnisses deutlich.
235 Bürger haben teilgenommen
Da die Corona-Krise nicht auch zu einer Krise der Bürgerbeteiligung werden sollte, hatte das Bündnis die Bürgerbeteiligung online fortgesetzt. Schließlich seien die Themen zu wichtig, als das man sie nur dem Planungsteam im Kölner Rathaus überlassen wolle, heißt es in einem der Videos. Denn trotz Corona gingen die Planungen in den städtischen Ämtern schließlich weiter. Am Ende der Videos, die im Wochen-Rhythmus im April und Mai veröffentlicht worden sind, konnten Bürger einen Monat lang an einer Umfrage teilnehmen.
Nun liegen die Ergebnisse vor. 235 Personen haben an der anonymen Umfrage teilgenommen, was der Größenordnung einer gängigen Informationsveranstaltung entspricht. Laut Bündnis haben mehr als 80 Prozent der Teilnehmer die Umfrage für gut befunden. Inhaltlich lassen sich die Ergebnisse so zusammenfassen: Demnach plädieren rund 90 Prozent der Befragten für eine Verbreiterung der Brücke. Etwas mehr als 40 Prozent sind dafür, dass die Brücke an beiden Seiten verbreitert werden müsste, knapp 35 Prozent zumindest auf der Seite zur Pfarrkirche St. Josef hin. Weniger als zehn Prozent sprechen sich gegen eine Verbreiterung aus und folgen damit den bisherigen Überlegungen der Stadt. Angesichts der Ergebnisse sieht das Bündnis in den städtischen Planungen „offensichtlich Anpassungsbedarf“.
Bei der Frage, was mit den derzeit zwei Pavillons auf der Brücke geschehen soll, sind die Bürger laut der Umfrage mehrheitlich für eine Aufwertung. Rund 39 Prozent wünschen sich den Erhalt eines Pavillons, der allerdings schöner gestaltet werden müsste. Fast 25 Prozent sind der Meinung, dass beide Pavillons abgerissen werden sollen, etwas mehr als 21 Prozent stimmten dafür ab, dass beide Pavillons erhalten, aber baulich verschönert werden sollen. Deutlich ist der Wunsch danach, dass die Brückenfläche als Teil der Flaniermeile zum Rhein mit Platz, Café und Grünanlage werden soll. Ein wenig mehr als die Hälfte stimmte für diese Variante, während sich beispielsweise rund 25 Prozent für die Variante ohne Grünanlage aussprachen.
„Juwel von Porz“
Auch wenn die Aufenthaltsqualität der Brücke selbst eine große Rolle spielt, ist sie dennoch ein wichtiges Verbindungsstück zum „Juwel von Porz“, wie das Bündnis den Rheinboulevard nennt. Und das, obwohl er derzeit mit einer Allee von Kopflinden, unter denen sich nichts tut, sowie einer ungenutzten Böschung laut Bündnis recht trist daherkommt.
Ändern soll dies etwa eine Freitreppe sowie ein erweitertes gastronomisches Angebot. Letzteres können sich auch 91 Prozent der Umfrageteilnehmer sehr gut vorstellen. Als geeigneten Ort haben 43 Prozent das untere Rheinufer unter den Linden ausgemacht. Eine Variante, die es schon einmal gab, die aber unter anderem wegen der Radwegführung zu Problemen führte. Wenn man die Radwege in dem Bereich vom Rheinufer weg an das Friedrich-Ebert-Ufer verlegen würde, hätten das laut Bündnis noch den Vorteil, dass die Radwege auch beleuchtet wären.
Aber auch mit der Idee, Gastronomie nur im oberen Teil des Rheinufers – etwa in den Fraktionsräumen der Parteien im Rathaus anzusiedeln – können sich knapp 21 Prozent anfreunden. 17 Prozent halten den Vorschlag, Restaurants auf Pontons auf dem Rhein unterzubringen, begrüßenswert. 15 Prozent können sich auch an anderen oder an mehreren Stellen Betriebe vorstellen. Auch die Gestaltung des Rheinufers spielte bei der Umfrage eine Rolle. Etwa 57 Prozent wünschen eine integrierte Gestaltung der Böschung mit Sitzgelegenheiten, Grünelementen und einer barrierefreien, serpentinenartigen Wegeführung. Nur etwa ein Prozent möchte – wie die Stadt in ihren bisherigen Planungen – keine großen Veränderungen an der Böschung vornehmen.
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„Vergleicht man diese Ergebnisse mit den tatsächlichen Planungen, so werden große Defizite bei der bisherigen städtischen Planung offensichtlich“, resümiert Klaus Schäfer. Was die Stadt vorhabe, sei „eher konservierend als neu gestaltend“. Schaue man sich die Ergebnisse der Umfrage an, sei es eindeutig, „dass die Stadt aufgefordert ist, ihre Planungen entsprechend zu überarbeiten“, so Schäfer.