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Zu viele Anmeldungen„Entsetzen“ über Situation an Kölner Grundschulen – Erstklässler bald in Bussen unterwegs?

Lesezeit 3 Minuten
Ein rosa gekleidetes Mädchen steht mit Ranzen an einer Ampel, um die Straße zu überqueren.

Von den kommenden I-Dötzchen werden viele nicht zu Fuß zur Schule gehen können, weil es an der Grundschule um die Ecke keinen Platz gibt.

Die Politik will nicht hinnehmen, dass viele Erstklässler weite Wege zurücklegen müssen, weil es an manchen Grundschulen zu viele Anmeldungen gibt.

Die Mangelsituation bei den Grundschulplätzen für die kommenden Erstklässler hat bei den politischen Vertretern im Schulausschuss für einen Aufschrei gesorgt. „Wir haben das mit Entsetzen zur Kenntnis genommen“, sagte die schulpolitische Sprecherin der FDP, Stefanie Ruffen. Von „Erschrecken“ sprach Heiner Kockerbeck von den Linken. „Erschütternd“, nannte Constanze Aengenvoort (CDU) die Situation.

Oliver Seeck (SPD) sprach von einem „bitteren Abschied“ von dem Prinzip „kurze Beine, kurze Wege“ und einem Tiefpunkt der Schulplanung in Köln. Es müsse „unbedingt vermieden werden, dass Erstklässler in Busse gesteckt und durch die Stadt gefahren werden“ und weite Wege zurücklegen müssten, forderte er.

Kölner Grundschulen: Eltern und Bürgerverein schlagen Alarm

Hintergrund ist die Tatsache, dass in diesem Jahr erstmals in großer Zahl Grundschulkinder keinen Platz an ihrer Erst- oder Zweitwunschschule bekommen werden. In mehr als einem Drittel der Kölner Grundschulen gibt es mehr Anmeldungen als Plätze, obwohl in der Summe in Köln über alle Schulbezirke gesehen, zumindest derzeit noch, genug Plätze zur Verfügung stehen.

In einer Schule in Porz sind beispielsweise schon jetzt 40 Erstklässler zu viel angemeldet. Auch an den Grundschulen in Roggendorf/Thenhoven gibt es viel zu wenig Kapazität. Dort haben nun die Eltern und der Bürgerverein Alarm geschlagen, da die Kinder mit einem Bus an weiter entfernte Grundschulen gefahren werden sollen. Der Schulausschuss erteilte der Verwaltung nun einen Prüfauftrag, weitere Lösungen – wie sie unter anderem auch bereits von der dortigen Schulleitung und der SPD-Fraktion vorgeschlagen wurden - zu prüfen.

Aufgrund der Mangelsituation werden außerdem in Köln künftig bis zu 29 Erstklässler in den Klassen sitzen. „Die Höchstzahl wird ausgereizt und ich weiß nicht, wie mit einer solchen Gruppengröße die Lehrkräfte verantwortlich pädagogisch handeln sollen“, ergänzte Klaus Zimmermann, sachkundiger Bürger im Schulausschuss. Zumal inzwischen fast zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler sonderpädagogischen Förderbedarf attestiert bekommen – in sehr vielen Fällen erst im Laufe des ersten Schuljahres.

500 derzeitige Kölner Erstklässler wiederholen die Klasse

Erschwerend kommt hinzu, dass als eine Folge der Coronapandemie voraussichtlich 500 Schülerinnen und Schüler die erste Klasse wiederholen werden. Weitere 575 Eltern haben ihre Kinder noch gar nicht angemeldet, weil sie der Aufforderung der Stadt nicht nachgekommen sind. Auch diese Kinder müssen noch untergebracht werden. Bislang sind lediglich an vier Schulen Mehrklassen geplant. „Da fehlt ja noch eine Menge und es ist absehbar, dass das nicht reicht“, merkte Nathalie Binz von der Stadtschulpflegschaft an.

Die Stadt prüft derzeit Standorte für weitere Mehrklassen. In der Verwaltung hieß es allerdings, dass der Mangel nicht wirklich überraschend komme. Schließlich habe schon der Schulentwicklungsplan aus dem Jahr 2020 ausgewiesen, dass bis zum Jahr 2030 in Köln 54 neue Schulen gebraucht werden – davon allein 30 Grundschulen. Und von denen seien eben bislang noch nicht so viele fertig. Nämlich lediglich eine neue Grundschule in Junkersdorf sowie eine in Marienburg in der Gaedestraße, die neu an den Start gehen.

„Niemanden ärgert das mehr als mich“, sagte Schuldezernent Robert Voigtsberger zu der Mangellage und verwies auf massive Versäumnisse der Vergangenheit, die unter Hochdruck aufgearbeitet würden. „Wir tun wirklich alles, um den Schulbaunotstand möglichst schnell zu lösen“, versicherte er.


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