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„Ein Veedel für alle“Awo eröffnet inklusives Seniorenzentrum in Köln-Zündorf

Lesezeit 3 Minuten
Der Gartenhof des neuen Zündorfer Seniorenzentrums „Veedel für alle“.

Das neue Zündorfer Seniorenzentrum „Veedel für alle“.

Die Arbeiterwohlfahrt eröffnet ein modernes „Lotte-Lemke Haus“. Auch ältere, queere Menschen können im Zündorfer Seniorenzentrum ein Zuhause finden.

Alte Menschen nicht an den Rand zu drängen, sondern ihnen Platz mitten im Leben zu geben – dieser gesellschaftspolitische Traum ist in Zündorf wahr geworden. „Ein Veedel für alle“ heißt das neu gebaute Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Köln, dessen Entstehungsgeschichte AWO-Geschäftsführerin Ulli Volland-Dörmann bei der Eröffnungsfeier nachzeichnete.

In einer Dankesrede würdigte sie die Arbeit zahlreicher Menschen, die gemeinsam den „Herzenswunsch“ nach einem Zuhause mit bedarfsgerechten Angeboten für „alle Generationen und Menschen, die Vielfalt leben“ erfüllt haben.

Lotte-Lemke-Haus: Nach Awo-Vorsitzender benannt, die sich gegen Nazidiktatur einsetzte

Das Lotte-Lemke-Haus ist nach einer verdienstvollen AWO-Vorsitzenden benannt, die auch im Widerstand gegen die Nazidiktatur aktiv war. Es bietet in Häusern um einen attraktiven Gartenhof 94 Plätze für stationäre Pflege in modernen, hellen Räumen. Weitere 19 Plätze gibt es für Tagespflege, 15 für separate Kurzzeitpflege, ein Café, ein Haus-Restaurant, 47 Wohnungen, teilweise für betreutes Wohnen und Wohnen für Familien, davon 14 öffentlich gefördert.

Auf dem fast 12.000 Quadratmeter großen Gelände an der Houdainer Straße/Schwester-Firma-Weg ist zudem eine Kita entstanden, angemietet von der AWO. Neuland betritt die AWO mit ihrem Angebot für queere Menschen. In einem der Häuser können in Zusammenarbeit mit dem für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt aktiven Kölner Verein Rubicon Wohngruppen für ältere lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle und queere Menschen angeboten werden.

Volland-Dörmann dankte Reiner Lindlahr, der in seiner damaligen Funktion als Vorstandsmitglied des Zündorfer Bürgervereins seit 2016 mit dem Projekt „Wohnen im Alter“ befasst war. Für Zündorf bestand schon damals ein erheblicher Versorgungsbedarf.

Lotte-Lemke-Haus: Mehrere Rückschläge nach Baubeginn 2021

Lindlahr machte die AWO auf das verwilderte Grundstück aufmerksam, für das ein alter Bebauungsplan der Stadt Wohnungsbau vorgesehen hatte. Volland-Dörmann und Elisabeth Römisch, die Fachbereichsleiterin Pflege, erkannten das Potenzial des Areals. Es liegt nah am Ortszentrum, am Naherholungsgebiet Zündorfer Groov und an der Straßenbahn.

2019 erwarb die AWO das Grundstück von der Stadt, informierte die künftigen Nachbarn über das Vorhaben, stellte Bauanträge, verhandelte mit zuständigen Ämtern. Ein Jahr später wurden der Erschließungsvertrag abgeschlossen, ein Generalunternehmen für die Verwirklichung der vom Architekturbüro Goetsch geplanten Bauten gefunden und der Kreditvertrag mit der Stadtsparkasse Köln abgeschlossen.

Dann dauerte es noch fast zwei Jahre, bis die Baugenehmigungen vorlagen. Nach dem Baubeginn 2021 gab es Rückschläge wie einen schweren Unfall, der zum Glück keine Menschenleben forderte, Verzögerungen durch die Pandemie und die Folgen des Ukraine-Krieges. So konnte die Eröffnung erst jetzt mit einem Jahr Verzögerung gefeiert werden, während der von einem Investor gebaute Kindergarten nebenan schon 2023 in Betrieb ging.

Köln braucht mehr Seniorenzentren

Die AWO-Geschäftsführerin machte deutlich, dass in Köln dringend mehr solcher Quartiersprojekte benötigt werden, um den riesigen Bedarfen einer älter und selbstbestimmt werdenden Gesellschaft zu begegnen. Dafür müssten zügig Grundstücke identifiziert werden, es werde auch nicht ohne weitere Bau-Verdichtung im städtischen Raum gehen.

Harald Rau, Beigeordneter für Soziales, Gesundheit und Wohnen in der Stadt Köln, lobte das „Veedel für alle“, dessen Vorzüge für ein liebenswertes Miteinander er bereits deutschlandweit ins Gespräch gebracht habe. Köln werde im Hinblick auf die Bevölkerungsstruktur jünger, aber auch älter, führte Rau aus, wobei der Mittelbau der Menschen im Erwerbsleben „verdammt knapp“ werde.

Auf die Herausforderungen, die sich dadurch für das Wohnen und Leben in Köln ergeben, müsse sich die Stadt jetzt gut vorbereiten, mit Projekten wie diesen könnte das gelingen. Auch dem Pflegenotstand könnte damit begegnet werden.

Die AWO hat in der Nachbarschaft schon neue Pläne. Ein Anbau mit weiteren neun Service-Wohnungen auf dem Areal eines benachbarten ehemaligen Bauernhofs wartet Volland-Dörmann zufolge auf die Umsetzung.