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60 Millionen Euro InvestitionDer Glas-Gigant Saint Gobain erneuert seine Schmelzanlage in Köln-Porz

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt die Rauchentwicklung, wenn Glas abgelassen wird.

Saint Gobain erneuert seine Schmelzanlage in Porz.

Der Glas-Hersteller Saint Gobain ist dabei, seine Glasschmelzwanne in Porz komplett zu erneuern. Das Ziel ist eine deutlich umweltfreundlichere Produktion.

Weiße Dampfwolken über dem Glaswerk kündigten in der vorigen Woche einen Wechsel an. Stapel weißer Ofensteine, die derzeit wie Material für ein riesiges 3-D-Puzzle an der Poststraße lagern, stehen für eine umweltbewusstere, neue Ära in der Porzer Glas-Historie. Im Saint-Gobain-Werk wird die gewaltige Glasschmelzwanne erneuert. Der alte Wannenofen hat nach 18 Jahren das Ende der in Fachkreisen „Wannenreise“ genannten Lebensdauer erreicht.

Wäre das produzierte Glas-Band nie geschnitten worden, wäre es jetzt 99967 Kilometer lang
Unternehmenssprecher Saint Gobain

Bis zu 1000 Tonnen Glas täglich werden auf der Flachglasanlage produziert. Die Floatlinie hat kaum vorstellbare Mengen geliefert. „Wäre das produzierte Glas-Band nie geschnitten worden, wäre es jetzt 99.967 Kilometer lang“, teilt das Unternehmen mit. „Damit kann man bis zu vier Millionen Einfamilienhäuser mit einer Verglasung auf dem höchsten Energiestandard ausrüsten.“

60 Millionen Euro investiert Saint-Gobain, um jetzt die gesamte Schmelzanlage einschließlich großer Teile der Glasformgebung zu erneuern. Das Unternehmen setzt damit auf den Traditionsstandort Porz und leistet einen erheblichen Beitrag zur Optimierung des Umweltschutzes. Ein großer Teil der Investition wird nämlich zur Energieeinsparung und zur Reduzierung der Emissionen verwendet. Die Isolierung des Wannenofens wird verbessert und die Energierückgewinnung ausgebaut.

Die Ofen-Abwärme wird künftig zum Antrieb einer Turbine genutzt, die Strom produzieren wird. In noch größerem Umfang als bisher solle Abwärme auch dazu eingesetzt werden, im gesamten Werk den Wärmebedarf für Heizung und Warmwasser zu decken, teilt das Unternehmen mit, das seit 1901 in Porz Glas produziert. Ehe die umfangreiche sogenannte Kaltreparatur beginnen kann, musste die Anlage heruntergefahren werden, teilt Saint-Gobain mit.

Ofensteine liegen auf dem Werksgelände an der Postraße in Porz.

Stapelweise Ofensteine in verschiedenen Formen liegen auf einer Fläche an der Poststraße, um damit die Brennwanne neu auszukleiden.

Die Rohstoffvorräte wurden leer gefahren, das Glasablassen der Wanne (daher der Dampf über dem Werksgelände) und das Zinnablassen des Float-Bades mussten vorbereitet werden. Die Befeuerung der alten Schmelzwanne wurde abgestellt, damit sie abgerissen werden kann. Es dauert, bis so ein Ofen vollständig erkaltet ist. Wenn die Rohstoffe fürs Glas geschmolzen werden, herrschen in der Schmelzwanne schließlich mehr als 1500 Grad Celsius.

Material für die Ofenauskleidung wurde über Wochen angeliefert und sortiert gelagert. Es handelt sich um feuerfeste Bausteine ohne weitere Beschichtung. Auf dem Werksgelände entstand ein Containerdorf, um die vielen Fachleute unterzubringen, die mit den Spezialaufgaben rund um den Ofenbau betraut sind. Nach Beendigung der Vorarbeiten wird die Wanne mit dem neuen Material frisch aufgebaut. Tonnage, Länge und Breite werden nicht verändert, der Modernisierungseffekt ist aber eindrucksvoll.

Saint-Gobain erhält durch den Einbau eines Katalysators eine Anlage mit erheblich niedrigerer Stickoxid-Emission, auch der Ausstoß von Kohlendioxid aus der Glasschmelzwanne wird deutlich verringert. Damit produziere Saint-Gobain hochwertiges Glas für die Energiewende. „Dem Ziel der Klimaneutralität kommen wir damit einen großen Schritt näher“, sagt Werksleiter Thomas Schuster.

Köln-Porz: Wiederaufnahme bei Saint-Gobain für Frühjahr vorgesehen

Die Wiederaufnahme des Betriebs mit dem kalt erneuerten Wannenofen ist für März/April vorgesehen. Porz ist seit dem 19. Jahrhundert ein Traditionsstandort der Glasindustrie, es gab hier mehrere glasproduzierende Unternehmen, die viele Arbeitskräfte beschäftigten und zum erheblichen Wachsen des bis dahin kleinen Rheinortes beitrugen.

Porz ist seit dem 19. Jahrhundert ein Traditionsstandort der Glasindustrie, es gab hier mehrere glasproduzierende Unternehmen, die viele Arbeitskräfte beschäftigten und erheblich zum Wachstum des bis dahin kleinen Rheinortes beitrugen. Saint-Gobain produziert dort seit 1901 Glas. Heute betreibt die internationale Unternehmensgruppe im Werk Porz neben Glasveredelungsanlagen zur Glasbeschichtung und zur Herstellung von Verbundglas eine der weltweit größten Anlagen zur Herstellung von Flachglas.

Etwa 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hier tätig. In Deutschland gibt es noch drei weitere Standorte für solche Floatanlagen, in Herzogenrath und Stolberg nahe Aachen und in Torgau bei Leipzig.