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Neue ReihePorzer „Thekengespräch“ befasst sich mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen

Lesezeit 3 Minuten
Eine stehende Frau und drei sitzende Personen diskutieren.

Lara Waldron (stehend) moderierte das Thekengespräch zum Thema Würde.

Im Gemeindezentrum „mittendrin“ in Köln-Porz fand ein erster offener Meinungsaustausch an der Theke statt. Erstes Diskussionsthema: Würde.

An der Theke sprechen Menschen oft offen und locker über Gott und die Welt, da werden Meinungen deutlich, Konflikte ausgetragen, Gemeinsamkeiten erfahren. Was in Kneipen ein erprobtes Konzept ist, nutzt jetzt auch das Team im Porzer Gemeindezentrum „mittendrin“, einem Ort gleich neben der Pfarrkirche St. Josef, der sich als offener Treffpunkt für alle Interessierten anbietet – gleich welches Glaubens, Alters, Geschlechts oder sonstiger Kategorien.

Mit Thekengesprächen, die jeweils ein aktuelles Thema in den Fokus nehmen, bringt das „mittendrin“ alle zwei Monate diskussionsfreudige Menschen zusammen. Während der Fastenzeit, die in Porzer katholischen Gemeinden in diesem Jahr unter dem Leitwort „Würde“ begangen wurde, lautete die Eingangsfrage diesmal: „Was würde Würde sagen?“.

Thekenabend über Würde in Porz

Engagementförderin Alice Seufert, die den Begegnungsort „mittendrin“ leitet, Berthold Wolff als leitender Pfarrer im Porzer Pastoralteam und Sozialraumkoordinatorin Lara Waldron von der Diakonie Michaelshoven agierten als Thekenteam und versorgten die Gäste mit Getränken. Gleichzeitig machten sie die Besucher mit den Höflichkeitsregeln des Thekenabends vertraut, wie Respekt zeigen und ausreden lassen. Und schon ging’s zu den vielen Aspekten von Würde, die im Alltag eine Rolle spielen.

Was kann es für die Würde des Menschen bedeuten, wenn künstliche Intelligenz eingesetzt wird, wenn medizinischer Fortschritt beglückende oder beängstigende Entwicklungen möglich macht, wenn es um Entscheidungen bei der Einwanderungspolitik geht oder wenn der Fremde und eigene Anspruch an körperliche Schönheit oder Selbstoptimierung wächst?

Gesellschaftliche Herausforderungen und persönliche Verantwortung

Eine kleine, engagierte Runde im „mittendrin“ ging diesen Fragen nach. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten dabei manche Zukunftssorgen angesichts neuer Entwicklungen deutlich. Sie diskutierten beispielsweise über Ängste wegen des Zustroms von Flüchtlingen, die in Teilen der Bevölkerung eine Radikalisierung auslösen. Es ging um die Würdelosigkeit, mit der Geflüchtete in Deutschland oft behandelt werden, und darum, dass die Würdelosigkeit nicht erst an der Grenze anfängt.

Pastor Wolff machte deutlich, wie die hiesige Gesellschaft durch ihr Leben in Sattheit und den eigenen Anspruch an immer mehr Konsum dazu beiträgt, dass Menschen in anderen Ländern ausgebeutet werden, bis ihr Leben dort nicht mehr lebenswert ist.

Während eine Besucherin im Gespräch ihre Angst um die Demokratie in der Auseinandersetzung und die Flüchtlingsfrage äußerte, empfahl eine andere, selbst tätig zu werden. Sie berichtete von ihrem Engagement bei der Förderung von Kindern und Jugendlichen, die sich ins deutsche Schulwesen integrieren müssen – ein konkreter Beitrag zu mehr Würde.

Themen wie künstliche Intelligenz und die Dauernutzung von Smartphones weckten in vielen Beteiligten gewisse Ängste. Von Verboten bis Regeln schaffen lauteten die Wünsche der Diskussionsteilnehmer in solchen Fragen. Es wurde deutlich, dass solche Themen in unterschiedlichen Generationen auch verschiedene Reaktionen auslösen.

Wie es um die Würde des Menschen beim medizinischen Fortschritt bestellt ist, gab Anlass zu bewegenden Betrachtungen. Soll eine Frau unerwünschte Kinderlosigkeit hinnehmen oder darf sie die medizinischen Möglichkeiten zur künstlichen Befruchtung nutzen? Was ist mit der Menschenwürde am Ende des Lebens, wenn zuweilen der Wirtschaftsfaktor beim Betreuen oder Heilen eine größere Rolle spielt als der Mensch selbst?

Die Beteiligten machten deutlich, wie wichtig ihnen solche Fragen und ein wertschätzender Umgang beim Meinungsaustausch sind. Es gelte, die eigene Verantwortung und Fähigkeiten zum Respekt vor der Menschenwürde immer neu auszuloten und zu nutzen, dann fühle sich der Einzelne auch weniger ausgeliefert.

Im Juni soll der nächste offene Thekenabend zu einem aktuellen Thema stattfinden. Dazu sind wieder alle Interessierten willkommen. Wer Informationen zu den kommenden Veranstaltungen erhalten möchte, kann sich online anmelden.


Mittendrin@katholisch-in-porz.org