Das Projekt „Porz plant“ erarbeitet aus Wünschen der Bevölkerung einen Kriterienkatalog für das künftige Quartier Wahn-West.
Erste ErgebnisseBürger beteiligen sich an Planungen für neues Wohnquartier in Porz-Wahn
Das hat es im Stadtbezirk noch nicht gegeben: Lange bevor auch nur ein städtischer Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan gefasst ist, wurde die Bevölkerung in Porz intensiv nach ihren Erwartungen an ein großes Wohnungsbauvorhaben am Ortsrand von Wahn befragt.
„Porz plant“ heißt das Projekt, bei dem in den vergangenen Monaten Ideen für die Gestaltung des Wohnquartiers Wahn-West entwickelt worden sind. Zu Themen wie Verkehr und Infrastruktur, bezahlbarer Wohnraum oder Klima- und Naturschutz sind in Kindergärten, Schulen und Jugendzentren, bei Veranstaltungen mit Fachleuten, Exkursionen und mitunter hitzigen Diskussionen Meinungen und Wünsche zum zukunftsfähigen Wohnen gesammelt worden. Dieses Verfahren stieß auf großes Interesse in der Bevölkerung, erlaubt es doch eine weit stärkere Beteiligung als bei einer Offenlage schon fertiger Pläne.
Quartier in Wahn soll nachhaltig entwickelt werden
Das Projekt geht auf die Absicht zur nachhaltigen Quartiersentwicklung in Wahn-West zurück. Daran beteiligt sind die „Entwicklung Porz Süd GmbH“, ein Grundstückseigner und weitere Partner. Sie betrachten die Wohnraumschaffung nicht isoliert, sondern eingebunden in Infrastrukturmaßnahmen, die den weiträumigeren Porzer Süden betreffen.
Nach Abschluss der Vorschlags-Sammlung beim Themenblock „Natur und ihre Anforderungen“ veranstaltete das „Porz plant“-Team ein Fest. Im Eltzhof wurden Ergebnisse der Befragungen präsentiert, die so vielfältig sind wie die Gruppen der Befragten. Sebastian Samans, Projektleiter für „Porz plant“ und Leiter der Landentwicklung bei der Kölner Baudata Gesellschaft, zeigt sich fasziniert von den lebendigen Wohn-Visionen. Besonders die Vorstellungen junger Menschen seien beachtenswert – gerade für die nachwachsende Generation werde Wahn-West schließlich konzipiert.
Anbindung, bezahlbarer Wohnraum und Naturnähe stehen im Fokus
Zu den in drei Themenblöcken erarbeiteten Wünschen zählen eine gute Anbindung des Quartiers an die Ortszentren Wahn und Zündorf, eine auf Menschen und nicht auf Autos fokussierte Verkehrserschließung, bezahlbares Wohnen, Naturnähe und Klimaschutz sowie lebenswerte Plätze und Treffpunkte zur Freizeitgestaltung für jedes Alter und zum nachbarschaftlichen Miteinander.
Die Ergebnisse werden jetzt unter wissenschaftlicher Begleitung zusammengefasst, ausgewertet und als Kriterienkatalog an die Verwaltung weitergeleitet. Die Stadt hat die Planungshoheit, ohne entsprechende Beschlüsse kommt kein Bebauungsplanverfahren für das 40 Hektar große Areal zustande. Erst danach könnten potenzielle Entwickler – voraussichtlich mittelfristig – mit dem Bauen beginnen.
Der basisdemokratische Ansatz zur Wohnungsbau-Planung hat Hunderte Beteiligte bei den mehr als 30 „Porz plant“-Veranstaltungen motiviert. Sie hoffen darauf, dass sich in der späteren Planung die Wünsche und Bedenken widerspiegeln. Laura und Gisela Schaldach aus Wahn haben beinahe jede Veranstaltung besucht und sehen es als ihre bürgerliche Mitverantwortung, die Gestaltungsmöglichkeit wahrzunehmen.
„Es geht um Wahn“, sagt Laura Schaldach. Das Ehepaar will dazu beitragen, dass Fehler der Vergangenheit sich in einem neuen Quartier nicht wiederholen. Die beiden denken dabei beispielsweise an selbst erlebte Belastungen von Anwohnern durch den Straßenverkehr und an Schwächen im öffentlichen Personennahverkehr.
Der Nachhaltigkeitsgedanke dieser Art von Planung hat Sebastian Samans zufolge Interessierte aus ganz Porz zum Weiterdenken ermutigt. Als Partner und Förderer hat „Porz plant“ die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie sowie die Technische Hochschule Köln und die Lernende Region/ Netzwerk Köln gewonnen. Im September soll das Gesamt-Abschlussfest für „Porz plant“ stattfinden, bei dem ein Entwurf des Kriterienkatalogs vorgestellt wird.