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Nach intensiver ForschungSchau zur wechselvollen Vergangenheit der Westhovener Aue

Lesezeit 3 Minuten
Die Westhovener Aue ist ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet.

Die Westhovener Aue ist ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet.

Archivabteilung der Bürgervereinigung forschte zur Geschichte der Westhovener Aue – Schulbesuche sollen historisches Interesse wecken.

Das „Rätsel“ ist 2,20 Meter hoch, im neugotischen Stil aus dem Stamm einer mächtigen Eiche gearbeitet und so schwer, dass vier Leute es in den Ausstellungsraum des Engelshofes wuchten mussten. Dort hatte die Archivabteilung der Bürgervereinigung Ensen-Westhoven ihre Ausstellung zum Thema „Westhovener Aue“ aufgebaut.

Wer kann das Rätsel um die Säule lösen?

Jörg Pfennig vom Team der Vergangenheitsforscher sagt mit einem Lächeln, dass die Bevölkerung in den Ausstellungen gern zum Mit-Überlegen eingeladen ist, wenn es um Erinnerungen aus der Geschichte des Doppelortes am Rhein geht. Das aktuelle Rätsel gibt also die geschnitzte Säule auf, die bis in die 1980er Jahre einen Schuppen an der Oberstraße stützte, ehe sie nach dessen Abbruch des Lagerraums zum Blickfang im Wohnzimmer der Hausbesitzer avancierte. Woher die vermutlich mehrmals 100 Jahre alte Säule ursprünglich stammt, liegt (noch) im Dunkeln. Eventuell aus dem Vorgängerbau der Laurentiuskirche? Vielleicht kann jemand aus dem Ort das Geheimnis lüften.

Die Archivabteilung trug Bilder und Erinnerungen aus de wechselvollen Historie der Auenlandschaft zusammen

Die Archivabteilung trug Bilder und Erinnerungen aus de wechselvollen Historie der Auenlandschaft zusammen

In der reich bebilderten Schau zur wechselvollen Vergangenheit der Westhovener Aue ließ das Archivteam um Jörg Pfennig, Thomas Verbeek, Marin Sicken und Gregori Kurnikow die Ergebnisse intensiver Forschung glänzen. Die 210 Hektar große Auenlandschaft vor den Toren Kölns ist seit jeher vom Rhein und seinen Wasserständen geprägt. In vergangenen Jahrhunderten geschah es sogar, dass Wasserfluten bei Westhoven und Deutz Rhein-Durchbrüche bis nach Vingst und Ostheim zur Folge hatten.

Früher wurde hier Kies für den Bau-Boom ausgebaggert

Erinnerungen an Hochwasser und an Schutzmaßnahmen umfasst die Ausstellung ebenso wie Verweise auf die wirtschaftliche und militärische Nutzung. Einst wurde in der Aue Kies für den damaligen Kölner Bau-Boom ausgebaggert und mit einer eigenen Bahnlinie abtransportiert. In den 1930er Jahren unter nationalsozialistischer Regierung wurde eine Pionierkaserne errichtet – und weil Militärbauten als Folge des Versailler Vertrags verboten waren, wurden die Kasernen zunächst unter dem Tarnnamen „landwirtschaftliches Schulungszentrum“ präsentiert.

Es entstanden Pionier-Übungsbecken, das gesamte Gebiet wurde abgeriegelt und die Stadt Köln opponierte vergebens gegen die Schließung des Leinpfades. Tatsächlich wurde der Rad- und Fußweg am Rhein erst Mitte der 1980er Jahre, als belgische Streitkräfte das Gelände nutzten, schrittweise wieder freigegeben.

Ausstellung soll auf Tour gehen

Für Natur und Erholung haben die Aue und ihre Nachbarschaft gleichfalls große Bedeutung, wie die Ausstellung spannend darlegt. In der Schau wird mit QR-Codes auf ausführlichere Darlegungen hingewiesen, die auf der Website des Veedelsblogs „Porzerleben“  zu finden sind. Die Zusammenarbeit zwischen Archivabteilung und Redaktion hat das Kölnische Stadtmuseum 2022 gefördert. Im historischen Porz-Wiki sind weitere Stichworte etwa zu alten Bauten, Straßen oder Firmen willkommen.

Demnächst geht die Ausstellung auf Tournee: Die Archivgruppe will die Geschichte des Ortsteils auch dem Nachwuchs vermitteln und besucht Schulklassen. Wie sich der Alltag in Ensen-Westhoven verändert hat und wie stark das heutige Leben doch von längst vergangene Zeiten geprägt ist, kann schon den Kindern in Bildern und Geschichten unterhaltsam vermittelt werden.

www.porzerleben.de