Mutter und Tochter schlafen wegen des Schimmels mittlerweile in der Küche. Der Vermieter hat ihnen gekündigt.
Ekelhafte ZuständeStatt Schimmel zu beseitigen, kündigt Vermieter Kölnerin – Gegenseitige Vorwürfe
Die Wände des Kinderzimmers leuchten pink. In den vergangenen Jahren haben sich allerdings große schwarze Flecken dazu gesellt. Schimmel hat sich sukzessive im Raum verbreitet: Eine Ecke ist komplett von ihm überwuchert. Auch das Schlafzimmer und die Küche der Erdgeschosswohnung an der Wasserturmstraße 14 in Köln-Porz weisen großflächige Schimmelkolonien auf. Bewohnerin Anna Waldmeister (Name geändert) und ihre 13-jährige Tochter hausen nur noch in der großen Wohnküche, wo ein bisschen Abstand zu dem gesundheitsschädlichen Pilzbefall möglich ist.
Waldmeister schläft auf dem Sofa. Ihre Tochter legt sich abends eine Matratze in den Raum. Waldmeister nennt die Gründe, warum aus ihrer Sicht die Wohnung an vielen Stellen so feucht ist, dass der Pilz sich dort angesiedelt hat: Im Kinderzimmer würde Wasser durch eine uralte nicht mehr funktionierende Belüftungsanlage eindringen, die angebracht worden sei, weil man die Fenster aufgrund der Lärmbelästigung durch die nahegelegenen Gleise nicht öffnen könne.
Köln-Porz: Mehrere Rohrbrüche in der Küchenwand
Auch durch die mangelhaften Abdichtungen an den Fenstern im Kinder- und Schlafzimmer käme Regenwasser herein. In der Küchenwand hätten mehrere Rohrbrüche Wasserschäden mit anschließender Schimmelbildung verursacht. Doch der Vermieter der Wohnung, die TBB Technische Baubetreuung in Riehl, unternehme nichts, um das Problem zu beseitigen. Waldmeister hat sich an die Wohnungsaufsicht der Stadt Köln gewandt. Die Behörde kann Vermieter, die ihrer Verpflichtung zur Instandhaltung von Wohnraum nicht nachkommen, veranlassen, die Mängel zu beseitigen, notfalls auch per Zwangsgeld.
Nach der Inspektion der Wohnung kam das Amt allerdings zu einem unklaren Ergebnis: „Die Werte deuten auf durch Oberflächenkondensat verursachte Schäden hin“, heißt es in einem Schreiben. Es sei nicht auszuschließen, dass sie durch fehlerhaftes Heiz- und Lüftungsverhalten verursacht worden seien. Das Amt legte seinem Schreiben an Waldmeister einen Flyer zum richtigen Lüften bei und empfahl zur Abklärung der Schimmelursachen ein Gutachten – das sie sich nicht leisten kann. In einer weiteren Stellungnahme schreibt die Stadtverwaltung: „Die Wohnungsaufsicht steht in Kontakt zum Vermieter und zu der Mieterin, um auf eine Beseitigung der Mängel hinzuwirken.“ Die Mängellage sei vielschichtig, der Sachverhalt in vielerlei Hinsicht komplex.
Köln-Porz: Mieterin erhielt fristlose Kündigung für Schimmel-Wohnung
Eine Lösung des Problems ist nicht in Sicht. Waldmeister hat mittlerweile die fristlose Kündigung erhalten und ist auf Räumung der Wohnung verklagt worden. Aufgrund des Schimmels zahlte sie zwei Mieten nicht – und lieferte so einen Kündigungsgrund.
Für die Zweizimmerwohnung fallen monatlich 600 Euro inklusive Neben-, aber ohne Heiz- und Stromkosten an. Waldmeister bezieht Bürgergeld und ist Inhaberin eines Wohnberechtigungsscheins. Sie ist seit 15 Jahren schwer krank. Aufgrund eines Magenproblems muss sie dauerhaft Tabletten einnehmen. Das hat Nebenwirkungen: Ihre Knochen wurden porös. Kürzlich ist sie mit dem Fuß gegen eine Tür gestoßen und hat ihn sich prompt gebrochen.
Waldmeister ist nicht arbeitsfähig. „Leider habe ich auch einen Schufaeintrag“, sagt sie. Als sie arbeitsunfähig wurde, hatte sie Schulden, die sie dann nicht mehr bezahlen konnte. Mit dem Eintrag wird es allerdings schwierig, eine neue bezahlbare Unterkunft zu finden. „Die TBB saniert im Wohnblock Wohnungen. Es stehen einige leer“, so Waldmeister. „Sie vermietet sie aber nur an Bewerber mit Wohnberechtigungsschein und guter Schufa.“ Ihre eigene Wohnung unterliegt laut Auskunft des Wohnungsamtes nicht mehr der Mietpreisbindung und könnte somit nach einer Sanierung teurer werden.
Vermieter berichtet von verbalen und tätlichen Angriffen
Damit Waldmeister an einem anderen Ort ein neues Dach über dem Kopf findet, hat die TBB ihr eine schriftliche Bestätigung zukommen lassen, dass sie mit ihr als Mieterin nie Schwierigkeiten hatte. Auf Nachfrage schildert die TBB das aber anders: Mitarbeiter hätten versucht, Schäden in der Wohnung zu beseitigen, seien aber mehrfach von ihr verbal und tätlich angegriffen worden, sagt der Geschäftsführer des Unternehmens, der namentlich nicht genannt werden möchte. Daher würde die TBB keine Mitarbeiter mehr dort hinschicken.
Aufgrund ihres Verhaltens würde man Waldmeister auch keine Alternativwohnung zur Verfügung stellen. Er fühlt sich im Recht: „Wir sind keine Vermieterheuschrecke“, betont der Mann. „Wir gehören nicht zu den Unternehmen, die Mieten bis ins Ultimo ausreizen und die Wohnanlage dabei verfallen lassen.“
Waldmeister bestreitet die Angriffe empört: „Es waren nur Handwerker wegen des Boilers hier. Sie haben immer einen Kaffee oder Wasser von mir angeboten bekommen.“ Fest steht vor allem eines: Aufgrund des Schimmelbefalls und des zerrütteten Mietverhältnisses benötigt Waldmeister dringend eine neue Wohnung. Ein bezahlbares neues Zuhause in Köln zu finden, wird jedoch schwierig.