Die Nähe zu den Huftieren beim Kursus in Rolfs Streichelzoo soll die Entspannung verstärken und macht Teilnehmerinnen einfach glücklich.
Entspannung purBeim Esel-Yoga im Zündorfer Streichelzoo wird es anstrengend und kuschelig
Ein Blick aus Djangos lang bewimperten Augen und um Julia ist es geschehen. Verliebt schaut die junge Frau von ihrer Yogadecke auf, sucht Djangos Nähe, bietet ihm Streicheleinheiten und Leckereien an, macht schnell ein paar Selfies vom herzerwärmenden Tête-à-tête. Django aber lässt die Nüstern beben, wendet sich ab und zieht weiter. Schon ist er bei Laura – und auch sie zeigt sich entzückt. Denn bei der Yogastunde einen Hausesel wie Django mit seinen plüschigen Ohren und dem samtig-weichen Bauchfell neben sich zu wissen, hat einen kaum zu überbietenden Entspannungsfaktor.
Ein Esel bleibt immer ein Esel. Er versucht niemals, eine Eidechse zu sein, ein Kranich oder ein herabschauender Hund. Und wenn Menschen sich anschicken, beim Yoga solche Haltungen zu erreichen, lässt das den Esel völlig unbeeindruckt. Er bleibt in seiner naturgegebenen Gelassenheit und strahlt so viel Ruhe aus, dass er Menschen bei ihren Yoga-Übungen zusätzliche Glücksmomente beschert.
Eleni Hoh bietet Yoga zwischen sechs Eseln an
Diese Erkenntnis macht sich Eleni Hoh zunutze, wenn sie in diesem Sommer erstmals „Esel-Yoga“-Stunden anbietet. In Rolfs Streichelzoo teilen sich dafür alle zwei Wochen Montagabends ein paar yogabegeisterte Menschen und sechs menschengewohnte Esel die Wiese, auf der sonst Kindergeburtstage im Streichelzoo gefeiert werden können.
Die Menschen freuen sich an der ungewohnten Nähe zu den sanften Huftieren, die Esel denken – ehrlich gesagt – vorwiegend ans Fressen und delektieren sich am frischen Grün. Um jedes Hälmchen zu erreichen, wagen sich die Esel auch mitten zwischen die Yogamatten und Decken, lassen sich aus der Hand füttern, rupfen Halme aus einem mit Heu gefüllten Spielball.
Eleni hat die wohltuende Wirkung der Nähe zu den friedlichen Tieren bei einem Esel-Seminar kennengelernt. Ihr Wissen über die seit Jahrtausenden domestizierten Tiere hat die Yogalehrerin und Tanztherapeutin bei Esel-Expertin Judith Schmidt erweitert, ehe sie die wohltuenden Effekte von Tierbegegnung und Yoga zu einem besonderen Angebot zusammenfasste.
Im Streichelzoo, wo Holger Peters mit tiergestützter Pädagogik seit Jahren auf die positiven Auswirkungen von Begegnungen zwischen Mensch und Tier setzt, kam die Idee des „Esel-Yogas“ gut an, und die bisherigen Teilnehmerinnen zeigen sich durchweg sehr angetan.
Sechs Tiere von drei verschiedenen Rassen leisten den Yoga-Frauen an diesem Abend Gesellschaft: zwei weiße Barock-Esel, die Hausesel Django und Waltraud und die beiden amerikanischen Zwergesel. Jedes Tier hat sein eigenes Temperament, doch alle zeigen in der Begegnung mit den sportiven Frauen eine stille Behutsamkeit.
Esel betreten beim Yoga nicht die Matten
Auf die ausgelegten Decken oder Matten zu treten, fällt den vorsichtigen Tieren nicht ein – unbekanntem Bodenbelag weichen sie lieber aus. So muss keine Frau fürchten, bei ihren Übungen Bekanntschaft mit einem Eselhuf zu machen. Die schmalen Grasstreifen zwischen den Decken weiden die Esel aber gründlich ab. Und während die Frauen sich Elenis Anleitung folgend in die Position „Tisch“ bewegen, lässt Django etwas fallen. Wie im Märchen von „Tischlein deck dich, Esel streck dich“. Nur dass das, was Django direkt neben Julias Matte plumpsen lasst, keine Goldtaler sind.
Egal. Die Yoga-Stunde geht in entspannter Weise weiter, selbst wenn die Teilnehmerinnen ihre Lehrerin die meiste Zeit nicht sehen können. Zwischen Eleni und den Übenden steht ein Eimer Heu, aus dem sich die Esel bedienen und dabei mit ihren Leibern unbekümmert die Sicht versperren. In den Klang von Elenis Stimme mischen sich das Heurupfen und das Kauen der Esel, das Kreischen von Vögeln in den Volieren und das Gackern der Hühner, die vor der Schlafenszeit noch auf der Wiese picken.
In der Ruhephase zum Ende der Stunde könnten die Teilnehmerinnen sich zurücklegen und die Augen schließen. Die meisten ziehen es aber vor, sitzen zu bleiben und sich am Anblick der Esel zu erfreuen, ein glückliches Lächeln im Gesicht. „Die Tiere bewerten und urteilen nicht“, sagt Eleni Hoh, das habe eine positive Wirkung. Wenn Menschen sich angenommen fühlten, ohne dafür etwas leisten zu müssen, sei das für viele ein Schritt aus dem Selbstoptimierungs-Zwang und total entlastend, das spiegele sich in den Gesichtern.
Django, Waltraud, Veilchen und die anderen Esel sind nach der Yogastunde offenbar auch zufrieden. Und gesättigt. Sie dürften nichts dagegen haben, in zwei Wochen erneut als Yoga-Begleiter zu wirken. Bis dahin ist auf der Wiese schließlich auch das Gras wieder nachgewachsen.
Esel Yoga (wetterabhängig) alle zwei Wochen montags 18.30 Uhr in Rolf’s Streichelzoo, Tulpenweg, 51143 Köln, Teilnahme 35 Euro, Anmeldung online oder unter Tel. 01575/1590757.