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Premiere im Scala-TheaterTrash auf höchstem Niveau mit „Drei Prumme för Pitter“

Lesezeit 3 Minuten
Scala 2

Knutschen nur mit Eimer: Arne Hoffmann und Maximilian Wieler (r.)

Köln – Große Freude bei den Betreibern des Scala-Theaters am Hohenzollernring: Auf den Tag genau fünf Jahre nach der Eröffnung und wegen der Corona-Pause erstmals seit dem 14. März (dazwischen gab es ein Sommergastspiel im E-Werk) durften Ralf Borgartz und Arne Hoffmann endlich wieder im eigenen Haus Premiere feiern. Und eine umjubelte dazu.

Rund 150 Besucher sind derzeit pro Vorstellung zugelassen – ohne Corona hat das Theater 260 Plätze. Die Stuhlreihen stehen luftig, Stehtischchen trennen Besucher, die nicht zusammen gekommen sind. So schafft man gemütliche Theater-Atmosphäre, entspricht den Hygiene-Auflagen und kann dennoch leidlich überleben: Das Ensemble wurde vorerst auf sechs Personen reduziert, eine Doppelbesetzung gibt es nicht. Die Vorstellung ist in drei 45-minütige Blöcke geteilt. Das Bühnenbild wurde aus Kostengründen vom letzten Stück übernommen – ohne dass es weiter auffällt. Gruppentanz muss ausfallen. So weit, so Corona.

Inspiriert von dem Film „Boeing, Boeing“

Das neue Stück „Drei Prumme för Pitter“, geschrieben von Ralf Borgartz, ist inspiriert von dem Film „Boeing, Boeing“ mit Tony Curtis und Jerry Lewis aus dem Jahr 1965. Und entspricht in volle Umfang den Erwartungen dessen, was das selbst ernannte „kölsche Lustspielhaus“ seinem (Stamm-)Publikum so liefert: Trash auf höchstem Niveau. Nun mag man einwenden, dass die beiden Begriffe sich ausschließen, aber dafür haben alle, auf und vor der Bühne, so viel Spaß, dass es bemerkenswert ist.

Scala 1

Tür auf, Tür zu: es ist ein ständiges Rein und Raus im Scala-Theater bei Arne Hoffmann, Ralf Borgartz, Kirstin Hesse und Sophie Russel (v.l.)

Die Geschichte ist schnell erzählt: Föttchesföhler Pitter Flappmann regelt nicht nur als Chef der KVB-Leitstelle den Bahnverkehr, sondern sorgt auch im eigenen Schlafzimmer für regen Betrieb. Um seine drei Liebschaften, allesamt Stewardessen, zu koordinieren, muss der Fahrplan genau eingehalten werden. Dabei hilft die deftige Hausdame Annemie (Sophie Russel). Als dann sein biederer Cousin Martin Rosenkranz (Hoffmann) aus der Eifel auftaucht, ist das Chaos programmiert.

Rezept hat bei Millowitsch schon funktioniert

Tür auf, Tür zu, ein ständiges Rein und Raus beginnt. Das hat bei Millowitsch schon funktioniert, ist hier aber noch etwas – in den Sechzigern hätte man gesagt – frivoler. Jeder küsst jeden (coronakonform durch einen Plastikeimer), und Annemie konstatiert: „Köln ist die einzige Stadt der Welt, in der beim Mau-Mau Bube auf Bube gilt.“

Die Stewardessen heißen Mandy Stöpsel (Barbara Nöske) und Pamela Pancake (Kirstin Hesse). Erstere sorgt mit schrillem Sächsisch für so manchen Schenkelklopfer, die Amerikanerin ist scharf auf kölschen Dialekt („fott ze fleeje“) und begeistert mit einer Stimme, die man dem schmalen Persönchen so nicht zugetraut hätte („Ein Lied kann eine Brücke sein“). Überhaupt wird immer wieder gesungen, mal lustig („Wochenendhäuschen am Bleibtreusee“), mal ambitioniert (Maximilian Wieler: „Komm und bedien dich bei mir“), zwischen typisch kölsch („Nur die Liebe nit“) und großer weiter Welt („Always love you“), zwischen Herrensitzung und Broadway – stürmischer Applaus zur Premiere.

Drei Prumme för Pitter wird ab sofort immer Do, Fr und Sa ( je 19.30 Uhr) sowie Sonntag (17.30 Uhr) gespielt, und das vorerst bis Silvester. Karten kosten 27 bis 45 Euro.www.ksta.de/ticketswww.scala.koeln