AboAbonnieren

„Fühle mich eingekesselt”Queere Jugendliche in Köln leiden stärker an Depressionen

Lesezeit 2 Minuten
Jugendliche_nicht_nu_65345924

Das Jugendzentrum Anyway hat mehr knapp 300 Jugendliche nach ihren Erfahrungen befragt.

Köln – Dass Jugendliche unter der Corona-Pandemie besonders leiden, hat jüngst eine Studie der Uniklinik Hamburg-Eppendorf gezeigt. Danach leiden 82 Prozent der Befragten unter den Pandemie-Maßnahmen, 30 Prozent haben psychische Probleme. Das Kölner Jugendzentrum Anyway hat nun in einer Umfrage herausgefunden, dass Jugendliche aus den LSBTIQ-Communities (lesbisch, schwul, bi, trans, inter und queer) besonders von Covid und seinen Folgen betroffen sind.

Corona-Krise: Depressive Verstimmungen nahmen zu

Zwei Drittel der Befragten gab eine depressive Verstimmung an, ein Viertel äußerte Selbstmord-Gedanken. Bei den Unter-18-Jährigen dachten 39 Prozent an Suizid. Sieben Prozent der Unter-18-Jährigen haben versucht, sich während der Pandemie das Leben zu nehmen.

Befragt wurden 296 Jugendliche und junge Erwachsenen im Alter von 14 bis 27 Jahren. Über die Hälfte der Jugendlichen sagte, dass sie stark (31 Prozent) oder sehr stark (21 Prozent) emotional belastet seien. Neben Depressionen leiden sie besonders unter Angstzuständen (36,1 Prozent) und selbstverletzendem Verhalten (17,9 Prozent). „Die Pandemie verstärkt Probleme dort, wo sie ohnehin schon groß sind. Das merken wir auch bei LSBTIQ-Jugendlichen, die ohnehin in unserer Gesellschaft unter hohem Druck stehen und deren Minderheitenstress sich nun verstärkt“, sagte Jürgen Piger, Geschäftsführer des Anyway. Das habe auch Folgen für deren körperliche und psychische Gesundheit.

Das könnte Sie auch interessieren:

Mehr als ein Fünftel der Jugendliche (22 Prozent) gab an, dass sich Corona und die damit verbundenen Maßnahmen auf ihren Coming-out-Prozess auswirken. 11,8 Prozent der Befragten unterstützte die Aussage: „Ich traue mich aktuell nicht, mich zu outen, weil ich immer Zuhause sein muss.” Zudem belaste die Jugendlichen, die Auswirkungen auf ihr Coming-out spürten, dass sie die eigene sexuelle Orientierung wegen fehlender Date- und Feiermöglichkeiten nicht ausprobieren (69,4 Prozent) oder keine anderen Jugendlichen aus der LSBTIQ-Szene treffen können (68,5 Prozent).

Das Anyway hat auch Stimmen von Jugendlichen im Bericht dokumentiert: „Ich fühle mich eingekesselt, ich kann zuhause nicht ich selbst sein und bin daher sehr eingeschränkt. Ich merke, wie sehr ich darunter psychisch leide, weil ich mich nicht gänzlich entfalten kann“, sagt einer der Befragten im Bericht. „Mich belastet es sehr, dass ich meine Identität nicht richtig ausleben kann, da ich nur zuhause bin. Zudem habe ich eine soziale Phobie, der Lockdown verschlimmert diese“, erläutert ein anderer.

Kölner Jugendzentrum Anyway bietet Beratungen an

Als Reaktion auf diese Ergebnisse bietet das Anyway Unterstützung an. In virtuellen Treffen können sich Jugendliche über ihre seelischen Belastungen austauschen. Zudem berät das Anyway anonym und per Telefon, Videochat oder im persönlichen Gespräch. Anfragen für die Beratung oder für die Gruppe können per E-Mail gestellt werden.

beratung@anyway-koeln.de