Queeres Event im Kölner Club Domhof„LSBTQ-Geflüchtete sollen wieder Spaß haben“
Köln – Einmal soll es nicht um Probleme gehen. Die sollen die Gäste an der Tür zum Club Domhof an der Hohenzollernbrücke für ein paar Stunden hinter sich lassen. Die Initiatoren der „Unicorn Love“-Benefizparty am 20. November wollen, dass die Menschen wieder soziale Kontakte knüpfen. „Wir möchten gemeinsam Spaß haben, denn es geht bei unserem Engagement immer um Stress und alltägliche Herausforderungen“, sagt Ibrahim Willeke von Sofra Cologne/ Rainbow Refugees Cologne.
Kölner Verein seit 2017 vor allem von Geflüchteten geführt
Der Verein unterstützt homo-, bi- und transsexuelle Menschen mit Fluchterfahrung. Angefangen hat er 2015 als Willkommensinitiative. Das Engagement in der Zivilbevölkerung sei damals groß gewesen, erzählt Willeke. „Seit 2017 ist das große Engagement der deutschen Bevölkerung zurückgegangen, dafür engagieren sich jetzt mehr geflüchtete Menschen, sodass wir uns zur ersten Selbstorganisation von LSBTQ-Migranten in NRW entwickelt haben“. Die meisten Personen, zu denen sie Kontakt pflegen, leiden an Isolation, so Willke. Sie befinden sich meist in homofeindlichen Umgebungen, in Einrichtungen, wo sie Gewalt und Hass erfahren. Viele kämpfen mit Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen.
Häufig hätten diese Menschen zu schlechte Internetverbindungen, um mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. Hinzu kommen Schwierigkeiten mit den Behörden: Asylverfahren ziehen sich in die Länge, allein einen Termin im Jobcenter zu erhalten sei eine Herausforderung.
Besonders schwer haben es lesbische Geflüchtete
Die Zielgruppe ist divers: jung, alt, männlich, weiblich, aus arabischen Ländern, aus Osteuropa. Unter besonderem Leidensdruck stünden lesbische geflüchtete Frauen. „Sie haben wirklich null Sichtbarkeit. Männer kommen meistens allein, auch wenn sie verheiratet sind. So entdecken manche auch mit 50, dass sie schwul sind und können sich hier outen. Frauen jedoch flüchten meist mit Ehemann oder Bruder, wurden in ihren Herkunftsländern zwangsverheiratet. Sie wollen nicht weiter in diesen Ehen sein, sondern ihre Sexualität leben. Auch im Asylverfahren haben sie Probleme, wenn sie Gründe angeben. Du bist lesbisch, hast aber zwei Kinder? Sie müssen sich rechtfertigen“, weiß Willeke.
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Konkrete Hilfe: finanzielle Zuschüsse
Der Verein hilft den Menschen mit konkreten Mitteln: Sie bekommen finanzielle Unterstützung bei Übernachtungen in Hostels oder Zuschüsse für Medikamente. Darüber hinaus bieten sie Freizeitaktivitäten an oder Beratungen für Behördenangelegenheiten. Ibrahim Willeke weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, hier anzukommen: Er ist 2015 aus dem Libanon geflüchtet und hat das ganze Pflichtprogramm absolviert: „Asylanmeldung, Termine beim Jobcenter, Integrationskurs. Ich war bei Anhörungen und in Unterkünften“, so Willeke, der seit drei Jahren fest für den Verein arbeitet. Auch in seinem Heimatland war er schon politisch aktiv.
Als er 2015 von einer Gruppe von Islamisten aus dem dritten Stock geworfen wurde, hat er einen Schlussstrich gezogen. „Ich hatte ein gebrochenes Bein, einen gebrochenen Rücken. Der Heilungsprozess samt Operationen hat ein Jahr gedauert, da wurde mir klar, hier kann ich nicht weiter leben“. Also hat der Libanese sich informiert, seine Dokumente zusammengestellt. Die Wahl fiel auf die Niederlande. Doch einem – wie er heute weiß – glücklichen Zufall geschuldet, ist er in Köln geblieben. „Als ich gelandet bin, ging es mir schlecht und ich wurde eingeliefert. Ich hatte keine Ahnung von Köln, aber meine erste Erfahrung im Krankenhaus war sehr gut“.
In Köln angekommen: „Okay schwul zu sein“
Die Ärzte hätten ihn gefragt, warum er fliehe: „Ich habe gesagt, weil ich schwul bin. Und der Arzt wollte wissen, warum ich dann in die Niederlande will, denn Köln hat eine große Schwulenszene. Meine erste Erfahrung hier also war: Es ist okay schwul zu sein. Das für mich eine Entlastung.“ In Köln fühle er sich mittlerweile zuhause und hofft auf baldige Einbürgerung, da er unbefristet angestellt ist. Anderen Betroffenen will der Verein mit der Party auch eine gute Zeit bereiten, zumal nach der langen Corona-Pause der Kontakt zu den Geflüchteten eher virtuell stattfand.
Dafür wartet das Event mit queerem Line-Up auf: DJ GinaG, D-jpg und Ezekiel legen Musik von House, Techno bis Arabic-, African-, Balkan-Sounds auf. Extra aus Berlin und Mannheim angereist treten auch Szeneaktivist:innen Shayma Alqueer und DJ Mudi auf. „Wir geben ihnen eine Bühne, sodass sich die Leute bewusst machen, dass wir ihnen Sichtbarkeit und Empowerment geben.“ Auch eine Live-Performance ist geplant: Bauchtänzerin Nasser Gawwad aus Neuss. Alle Acts verzichten dabei auf ihre Gagen, um Rainbow Refugees Cologne zu unterstützen.
Die Party beginnt um 22 Uhr und findet im Club Domhof, Hohenzollernbrücke 11, Trankgasse / Am Domhof. Eintritt kostet 8 Euro und wird gespendet.