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Ralf Moeller bei FIBO in Köln„Streng genommen bin ich erst 39 Jahre alt“

Lesezeit 4 Minuten
11.04.2025 Köln. Ralf Moeller ist Botschafter von "Longevity“ im Interview spricht er über den Lebenstil und hoffentlich auch sich und sein Altern. Das Interview führt Erik Hlacer. Foto: Alexander Schwaiger

Ralf Moeller sagt: „Zum Apfelkuchen meiner Mutter konnte ich nicht Nein sagen“ 

Ralf Moeller ist Botschafter von Longevity, was so viel wie lebenslange Fitness bedeutet. Trotzdem muss er Rückschritte in Kauf nehmen. 

Wenn er im eng anliegenden T-Shirt über das Messe-Gelände läuft, dann muss er alle paar Meter stehenbleiben, jemanden grüßen oder für ein Fanfoto posieren. Bei der Fibo ist Ralf Moeller Dauergast. Im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erzählt der Bodybuilder und Hollywood-Schauspieler aus Recklinghausen, wie man sich im Alter fit halten sollte, auf welche süße Sünde er trotzdem nicht verzichten will und was er von der Idee eines ewigen Lebens hält.

Herr Moeller, wie alt wollen Sie eigentlich mal werden?

Ralf Moeller: Ein konkretes Alter habe ich nicht im Kopf. Ich bin jetzt 66. Da habe ich hoffentlich noch ein paar gute Jahre vor mir. Was die Gene angeht, sind meine Voraussetzungen schonmal recht gut. Meine Mutter ist 88 geworden, mein Vater 93. Aber um so alt zu werden, muss man auch etwas tun.

Was denn?

Das allerwichtigste ist die Ernährung. Das ist zwar kein Geheimnis aber trotzdem etwas, woran viele scheitern. Ich selbst ernähre mich zu 80 Prozent vegan. Rotes Fleisch lasse ich mittlerweile fast ganz weg, um mein Krebsrisiko zu minimieren. Und neben der Ernährung sollte man darauf achten, immer in Bewegung zu bleiben. Für junge Menschen ist Mobilität selbstverständlich, aber im Alter ist sie ein hohes Gut.

Also sollten wir uns alle im Fitnessstudio anmelden?

Nicht unbedingt. Ich mache viel Krafttraining, ja. Aber eigentlich komme ich aus dem Schwimmsport. Und schwimmen kann man bis ins hohe Alter. Oder Rad fahren. Beides schont die Gelenke. Egal, was man macht, Hauptsache man schafft es, den inneren Schweinehund zu besiegen.

Das heißt, Sie trainieren immer noch so hart wie früher?

Ja und Nein. Das Fitnessstudio ist nach wie vor mein zweites Zuhause. Und da gebe ich natürlich Vollgas. Aber mein Training hat sich über die Jahre auch verändert. Zum Beispiel dehne ich mich heutzutage viel mehr, um Verletzungen vorzubeugen. Außerdem stemme ich nicht mehr ganz so schwere Gewichte.

Ist es für einen Mr. Universum nicht schwer zu akzeptieren, dass die Kraft nachlässt?

Ganz ehrlich, am Anfang wollte ich mich nicht so einfach damit abfinden. Vor etwa sechs Jahren habe ich beim Krafttraining immer noch versucht, meine Gewichte und Wiederholungen beizubehalten, aber das wurde zunehmend schwerer. Jetzt habe ich meinen Frieden damit gefunden, leichtere Gewichte zu nehmen. Hauptsache man trainiert überhaupt. Denn das hält jung. Übrigens checke ich regelmäßig mein biologisches Alter mit computergestützten Tests anhand von Kriterien wie Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer und Flexibilität. Streng genommen bin ich erst 39 Jahre alt.

Als jemand, der schon so lange Sport macht, haben Sie aber auch leicht reden.

Das Schöne ist ja, dass man immer damit anfangen kann, egal in welchem Alter. Es ist nie zu spät. Klar ist es schwieriger, noch ein großer Bodybuilder zu werden, wenn man erst mit Mitte 40 beginnt. Aber darum geht es den meisten ja auch gar nicht.

Welchen Tipp geben Sie Menschen, die weniger Expertise auf dem Gebiet Sport und Fitness haben als Sie?

Dass es wichtig ist, auf den eigenen Körper zu hören. Wenn der einem sagt, dass man nicht trainieren sollte, dann ist das auch so. Ich hab auch schon mal nach zehn Minuten mein Training abgebrochen, weil meine Schulter gezwickt hat. Da hat der Körper mir gesagt, dass das mit dem Training jetzt keine gute Idee ist. Stattdessen bin ich einfach frühstücken gegangen.

Und wenn der Körper einem immer sagt, dass das mit dem Sport keine gute Idee ist?

Das klingt nach Ausrede. Ich glaube, wer einmal Sport gemacht hat, weiß, wie gut das tut. Auch der Psyche. Was am Anfang natürlich helfen kann, um sich zu motivieren, ist eine Gemeinschaft. Das sehe ich zum Beispiel in dem kleinen Fitnessstudio meiner Heimatstadt Recklinghausen. Da ist morgens nicht viel los, aber da gibt es so ein paar ältere Herrschaften, die sich immer gegenseitig anspornen. Das ist doch wohl klasse.

Was ist Ihnen eigentlich wichtiger? Gut aussehen oder gesund sein?

Das eine kommt ja automatisch mit dem anderen, deswegen kann man das schlecht trennen. Aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht gerne gut aussehe.

Waren Sie denn auch schonmal unzufrieden mit Ihrem Körper?

Es gab schon ein paar Situationen, wo ich in den Spiegel geschaut habe und gedacht habe ‚Hui, da sind aber ein paar Pfund zu viel auf den Hüften‘. Man vergleicht sich ja auch immer mit seiner idealen Form. Aber ich finde, die Topform muss es gar nicht immer sein. Außerdem kann es ja auch ein Ansporn sein, darauf wieder hin zu trainieren. Zum Beispiel für die Rolle in einem Film.

Forscher aus den USA haben acht Faktoren definiert, wie man sein Leben verlängern kann: körperlich aktiv sein, sich gut ernähren, nicht rauchen, gut mit Stress umgehen können, wenig Alkohol trinken, gut schlafen, soziale Beziehungen pflegen, nicht von Schmerzmitteln abhängig sein. Erfüllen Sie alle Kriterien?

Viele, aber nicht alle. Ich paffe gerne Zigarre. Und trinke am Wochenende auch mal ein Glas Rotwein. Und auch bei der Ernährung gibt es Sachen, auf die ich ungerne verzichte.

Zum Beispiel?

Als erstes kommt mir da der Apfelkuchen in den Sinn, den meine Mutter immer gebacken hat. Dazu konnte ich nicht nein sagen.

Was machen Sie, um im Alter auch geistig fit zu bleiben?

Mein Freund Arnold Schwarzenegger spielt Schach. Jeden Tag, das ist Wahnsinn. Ich spiele sehr gerne Backgammon. Da muss man auch denken und rechnen. Ich glaube, dass das gut ist, um mental fit zu bleiben.

Amazon-Gründer Jeff Bezos und weitere Milliardäre versuchen, Technologien zu entwickeln, um den Alterungsprozess aufzuhalten. Ihr Ziel ist es, nicht lange zu leben, sondern ewig.

Aber wie wollen die das denn anstellen? Um fit zu bleiben, muss ich mich bewegen. Da hilft es mir auch nicht weiter, wenn ich durch irgendein Computerprogramm zum Cyborg werde. Außerdem will ich gar nicht ewig leben. Es geht ja nicht nur darum, wie alt man wird, sondern auch wie leistungsfähig man im Alter ist. Und ich möchte möglichst lange möglichst fit sein. Wenn dann irgendwann der Tag gekommen ist, dann ist das auch gut so.