RaumfahrtgeschichteKölner Auktionshaus versteigert Modell des Satelliten Sputnik 1
Köln – Es war eine weltweite Sensation, als die Sowjetunion am 4. Oktober 1957 Sputnik 1 ins All schoss. Die Kugel mit einem Durchmesser von 58 Zentimetern war der erste Satellit überhaupt und löste einen Wettlauf zwischen Sowjets und Amerikanern um die Vorherrschaft in der Raumfahrt aus. 64 Jahre später stand Sputnik 1 in einem schlichten Bürogebäude an der Otto-Hahn-Straße in Godorf.
Allerdings nicht das Original, denn das war nach einem 96-tägigen orbitalen Ausflug verglüht. Aber als eines von nur wenigen hergestellten Testmodellen im Maßstab 1:1 war die polierte Edelstahlkugel mit den vier langen Antennen und dem eingebauten Sender wertvoll genug. Das „Auctionteam Breker“, das das Objekt jüngst anbot, taxierte den Startpreis auf 80.000 Euro.
Testmodell als Demonstrationsobjekt für Kosmonauten
„Nur sieben Stück wurden davon gebaut“, sagte Uwe H. Breker, der das Auktionshaus für technische Antiquitäten vor 35 Jahren gründete: „Das war kurz bevor Sputnik 1957 ins All geschickt wurde.“ Das mit dem Original identische Testmodell sei ein Demonstrationsobjekt für Kosmonauten gewesen. Auch ein altes Radio gehörte mit zum Angebot, denn die Kurzwellensignale von Sputnik 1 waren damals mit einfachsten Mitteln zu empfangen.
Es war ein skurriles Bild, als Auktionator Takuro Ito zur Spezialauktion für antike Gegenstände aus der Welt der Fotografie, der Wissenschaft und des Bürowesens den hölzernen Hammer schwingt. Denn am Fuße seines Pults lag eine mehr als drei Meter lange Rakete. Das 1980 für Tests im Windkanal gebaute Geschoss war eine Zusammenarbeit zwischen dem russischen Zentralinstitut für Luftfahrtmotoren und der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa. Wie das Sputnik-Modell stammte die Rakete aus dem Nachlass des Raketeningenieurs Frank Joseph Malina und sollte ebenfalls versteigert werden – für mindestens 7500 Euro.
Raumfahrtinstitute aus den USA an Exponaten interessiert
Es seien vor allem Raumfahrtinstitute aus den USA oder aus dem arabischen Raum, die an solchen Exponaten interessiert seien, sagte Uwe H. Breker, weniger hingegen Privatpersonen. Persönlich anwesend war aber kaum jemand. Die meisten Plätze im kleinen Auktionssaal blieben leer, die Bietergefechte spielten sich vor allem online und am Telefon ab. Interessenten aus der ganzen Welt verfolgten die Auktion live über sechs Spezial-Plattformen.
Die Pandemie habe das Internet-Geschäft spürbar befeuert, so der Inhaber. Früher seien es vielleicht 500 bis 600 Online-Bieter gewesen, heute 1600. „Wir sind Corona-Gewinner“, bestätigte Mitarbeiter Darius Soszynski. Da sich die Bieter die Objekte nicht selbst anschauen konnten, waren sie auf Fotos und Beschreibungen des Auktionshauses angewiesen. Gegenseitiges Vertrauen sei wichtig in seiner Branche, so Breker.
Hunderte Objekte unter dem Hammer
Es waren hunderte Objekte, die an diesem Tag unter den Hammer kamen. Darunter alte Drehorgeln, kuriose Plattenspiel-Automaten und komplette Kinderkarussells. Eine Wand des Besichtigungsraums war allein für historische Telefone reserviert. Sie alle stammten aus dem Nachlass eines Privatsammlers aus Schweden. „Wenn ein großer Sammler stirbt, sind die Familien durch die jahrelange Sammelwut oft so genervt, dass alles wegkommt“, erklärte Uwe H. Breker. Oft wendeten sie sich an ihn, um die Hinterlassenschaften zu Geld zu machen. Denn im Bereich Technikgeschichte sei sein Haus weltweit führend.
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Was selten ist, bringt ordentliche Summen. Ein Wandtelefon, um 1880 für das königliche Schloss in Oslo gefertigt, sollte mindestens 12.000 Euro bringen, landete aber später bei 60.000 Euro. Dazu kamen die Mehrwertsteuer und eine Provision für das Auktionshaus. Den Zuschlag hatte wieder ein Schwede bekommen. Die Rakete aus dem Windkanal ging schließlich für 12.000 Euro an einen Telefonbieter.
Das Sputnik-Modell jedoch blieb unversteigert. Ein bisschen war Uwe H. Breker die Enttäuschung anzumerken. Doch nachträglich werde sich sicher jemand für die Laborkugel erwärmen, zeigte er sich schließlich zuversichtlich.