Die Techno-Party „Immernoch tanzen!“ beginnt nachmittags und ist ein großer Erfolg bei der nicht mehr ganz so jungen Generation.
Raven mit 50 in KölnSo wild feierten die Technoliebhaber nachmittags im Club Subway – ganz ohne Smartphone
Wenn man die Treppe zum Club Subway hinunterläuft, schlägt einem die schweißdurchtränkte Luft entgegen. Samstag strömten die Kölnerinnen und Kölner bei bestem Frühlingswetter auf die Straßen und in die Parks, aber viele Techno-Fans erster und zweiter Stunde ließen sich nicht abhalten: Sie verschlug es auf die Tanzfläche an der Aachener Straße.
Dort fand zum zweiten Mal die neue Partyreihe „Immernoch tanzen!“ statt, die sich dadurch auszeichnet, dass sie bereits um 17 Uhr beginnt und um 23 Uhr endet. „So wie früher, nur nicht so spät“, sagten Veranstalter und DJ Irwin Leschet sowie Eric Braden und Tom Weecks in einem Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Mittfünfziger gehen zwar immer noch gern auf die Piste, merken aber mit jedem Jahr mehr, wie anstrengend das für den Körper ist; und wie schwierig Partynächte mit Beruf und Familie zu vereinbaren.
Köln: Junge Leute feiern zu harten Techno-Beats
Zudem beklagen sie den aktuellen Techno-Trend unter den jungen Leuten, die bevorzugt zu sehr harten Rhythmen feiern, ohne je dabei das Smartphone aus der Hand zu legen.
Das war am Samstagabend im Subway anders. Dort dominierte melodischer Techno, der an den Sound der Neunzigerjahre erinnert. Bei der ausverkauften Sause suchte man vergebens ein Smartphone. Die Altersspanne des Publikums bewegte sich vorwiegend zwischen 40 und Ende 50.
Partyreihe fühlt sich an wie „Klassentreffen“
Der 55-jährige Oliver aus Köln sagt: „Das ist wie ein Klassentreffen hier. Leute aus der Szene sehen sich teilweise nach 20 Jahren wieder.“ Man komme, um die DJs zu hören, die auch schon Anfang der 2000er in der Techno-Szene aufgelegt haben. Er selbst habe in den Nullerjahren für das Musikmagazin „Raveline“ geschrieben. „Damals war der Club Liquid Sky in der Kyffhäuser Straße ein absoluter Hotspot, der über Köln hinausgestrahlt hat.“ Oliver ist mit einem Freund gekommen, der zu den frühen Zeiten des Ehrenfelder Clubs Artheater, als dort vor allem Theaterbetrieb war, schon Partys im Keller organisiert hat.
Auch Selina M. aus Köln weiß das frühe Party-Konzept, wie es derzeit an verschiedenen Stellen der Stadt entsteht, zu schätzen: „Es ist toll hier, die Leute haben Spaß und sind total entspannt.“ Die 33-Jährige erzählt, dass sie seit Corona kaum feiern war. „Ab einem gewissen Alter ist es eine Überwindung, wenn der Club erst um halb zwei richtig voll wird. Auch die spontanen Gelegenheiten nehmen ab.“
Gegen 22 Uhr dreht die Menge im Subway richtig auf, Hände schnellen in die Luft. Man befindet sich auf der Zielgeraden: Denn 23 Uhr Ende bedeutet auch wirklich Schluss. „Wenn wir anfangen länger zu machen, dann kommen die Leute ja doch wieder später“, so Leschet.