AboAbonnieren

Ertränkt im Synthie-BreiTrauerspiel von Revolverheld in Kölner Arena

Lesezeit 2 Minuten
Neuer Inhalt (2)

Sänger Johannes Strate in der Lanxess-Arena

  1. Viel hilft viel? Nein! Nicht, wenn es lauter bombastische Show-Effekte, aber null Konzept gibt.
  2. Unsere Kritik des Revolverheld-Konzerts in der Kölner Lanxess-Arena fällt überhaupt nicht gut aus.

Köln – „Man könnte jedes Konzert, das wir je in Köln gespielt haben, zusammensetzen und es wären immer noch weniger Leute dort gewesen, als heute hier sind!“ freut sich Johannes Strate, Sänger und Gitarrist der Pop-Band Revolverheld, als er am Mittwochabend den Blick über den gut gefüllten Innenraum und die Unterränge der Kölner Lanxess Arena schweifen lässt.

Dann stürzt er sich in einen minutenlangen Monolog darüber, was man alles habe beachten und planen müssen, für solch eine große Show. Eigentlich wollten sie zwei Monstertrucks auf die Bühne stellen, die Ehrlich Brothers hätten schließlich auch einen – aber eben nur einen. „Die zaubern aber auch nur, hier geht es ja um Musik,“ meint Strate.

Revolverhelden inszenieren Trauerspiel in Köln

Ach so. Dieser Umstand wäre so ohne weiteres gar nicht aufgefallen. Denn die Revolverhelden inszenieren ein Trauerspiel der Selbstinszenierung und haben gemäß dem Motto „Viel hilft viel“ einfach mal sämtliche Showeffekte aufgefahren, die ihnen beim Brainstorming wohl so in den Sinn gekommen sind.

Alles zum Thema Lanxess Arena

Es gibt eine Konfetti-Kanone, sechs Videoleinwände, Luftballons, Fans werden auf die Bühne geholt, es gibt Duette mit Sängerinnen und sogar eine Tanzchoreografie als Boygroup in weißen Plastikjacken hat man einstudiert. Ein zusammenhängendes Konzept lässt sich beim besten Willen nicht erkennen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Und als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, versucht die Hamburger Band ihre Idee einer Arena-Show gleichzeitig mit einem intimen Clubkonzert zu vermählen. Zwischen den Songs wird geplaudert und gewitzelt, und während das alles die Band ja sehr sympathisch erscheinen lässt, verhaspeln sie sich doch immer wieder in ihren eigenen Witzeleien und finden den Weg überhaupt nicht mehr zurück in den nächsten Song.

Kitschige Neo-Schlager von Revolverheld in Köln

Nicht, dass die Musik an diesem Abend irgendwie ins Gewicht gefallen wäre. Im Gegenteil. Da sind einerseits die schrecklich kitschig-nostalgischen Neo-Schlager von ihrem neuen Album „Zimmer mit Blick“ und andererseits Frühwerke wie „Freunde Bleiben“.

Die einstige Gitarrennummer ertränken Revolverheld allerdings in einem dickflüssigen Synthie-Brei, um sicherzugehen, dass nicht mal das letzte Fitzelchen Leben darin übrig bleibt.

Ihre damalige Außenseiter-Hymne „Spinner“ wirkt unter derartigen Umständen bloß noch wie ein schlechter Witz. Und so kommt es, dass der einzige berührende Song an diesem Abend einer ist, den eine andere Band geschrieben hat: Revolverhelds Coverversion von dem Wir-Sind-Helden-Hit „Denkmal“ nämlich ist wunderschön.

Aufs Wesentliche runtergebrochen steht hier endlich mal die Musik im Vordergrund. Den Rest des Abends hätte wohl auch kein Monstertruck auf der Bühne retten können.