Köln – Der geplante Rhein-Ruhr-Express (RRX) – ein beschleunigtes Nahverkehrssystem zwischen Rheinland und Ruhrgebiet – wird den Bahnhof Mülheim auslassen und auf Kölner Gebiet lediglich am Hauptbahnhof und am Bahnhof Köln-Messe/Deutz halten. Das hat NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) am Donnerstag mitgeteilt: „Der Bund hat den Halt in Mülheim als nicht wirtschaftlich angesehen.“ Ein Gutachten des Bundes habe ergeben, dass es kein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis an diesem Halt gebe. Stattdessen werden die Züge in Düsseldorf-Benrath halten.
RRX auf eigenen Gleisen unterwegs
Allerdings betrifft das nicht den Vorlaufbetrieb, der auf dieser Strecke im Juni 2019 mit dem RE 5 und ab Juni 2020 mit dem RE 1 beginnt. Erst, wenn die Strecke komplett fertig ist, und der RRX im 15-Minuten-Takt fährt, fällt der Halt in Mülheim weg. Das wird wohl etwa ab dem Jahr 2030 der Fall sein.
Der Bund habe den Halt in Mülheim dennoch als wichtige Nahverkehrsanbindung erkannt, sagte Groschek. Deshalb soll es für das Jahr 2030 167 neue Zugpaare im Nahverkehr geben. „Somit wird der Haltepunkt in einer sehr kurzen Taktfolge bedient“, teilte Groschek mit. Die Mülheimer Bürger müssten dann eben nach Köln zum Hauptbahnhof, nach Deutz oder nach Leverkusen fahren, um dort einzusteigen.
Positiv sei auch für Köln ist hingegen, dass der RRX durchgängig auf zwei eigenen Gleisen fahren wird. „Es wird keinen Schienenstau geben“, versprach der Verkehrsminister. So könne eine enge Taktung auf den Strecken Köln-Dortmund und Düsseldorf-Duisburg gewährleistet werden. Durch den Neubau der Schienen ergebe sich zudem ein neuer Anspruch an den Lärmschutz. Der Bau von Schallschutzwänden sei nun möglich. Durch den zusätzlichen Halt in Düsseldorf-Benrath und den Bau der zwei zusätzlichen Gleise erhöhen sich Kosten nun auf etwa 2,5 Milliarden Euro – vorher waren es rund 1,8 Milliarden Euro.
„Das kommt für uns völlig überraschend“, sagt Norbert Reinkober, Geschäftsführer des Nahverkehr Rheinland (NVR). Erst kürzlich haben NVR und Stadt Köln ein Gutachten in Auftrag gegeben, um das Pendler-Potenzial für den Bahnhof Mülheim zu untersuchen. „Wir gehen weiterhin davon aus, dass der Bahnhof die gleichen Kriterien wie Düsseldorf-Benrath erfüllt.“ Der Ausbau für den RRX sei in Köln deutlich billiger, „weil wir in Mülheim wahrscheinlich nur die Bahnsteige verlängern müssen. Das kostet nach groben Schätzungen maximal 20 Millionen Euro“.
Die Bürgerinitiative „RRX für Köln-Mülheim“, hat erst kürzlich Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) eine Petition mit 5000 Unterschriften überreicht. „Nach unseren Berechnungen liegt das Einzugsgebiet für den Mülheimer Bahnhof bei 340 000 Menschen“, sagt Sprecher Heiner Schwarz. „Wenn der RRX in Mülheim nicht hält, werden der Hauptbahnhof und Köln-Messe/Deutz noch mehr belastet. Genau das gelte es zu verhindern. Schon heute mache es etwa für Neuehrenfelder, die nach Düsseldorf pendeln, mehr Sinn, mit der KVB-Linie 13 nach Mülheim zu fahren und dort in den Regionalexpress zu steigen. „Das geht genauso schnell wie über den Hauptbahnhof.“ Mit einer neuen Schnellbuslinie auf der Frankfurter Straße als Zubringer zum Mülheimer Bahnhof könnte man auch die Linie 1 entlasten. „Das wird doch alles gerade erst geprüft.“
Groschek setzt auf Hauptbahnhof
Groschek setzt hingegen eher auf die alte Lösung, den Hauptbahnhof und Deutz zu einem großen Hauptbahnhof mit zwei Terminals zu entwickeln. Die Zweiteilung müsse endlich überwunden werden. „Das Provisorium muss ein Ende haben“, sagte Groschek. Es habe bereits Architektenentwürfe gegeben, die eine Verbindung der beiden Kölner Bahnhöfe vorsehen. „Die müssen wieder hervorgeholt werden.“
Die Grünen im Landtag sehen das ähnlich. Das Wenden der ICE auf den Nord-Süd-Verbindungen im Hauptbahnhof sei überflüssig. Man müsse „die beiden Hbf-Terminals Dom und Messe optimal miteinander verbinden“, sagte ihr Verkehrsexperte Rolf Beu. „Der Fernverkehr von und nach Aachen und Bonn muss künftig an beiden Terminals halten, um das Umsteigen zwischen Fern- und Regionalzügen zu ermöglichen.