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Drei Jahre nach EröffnungWie der Rheinboulevard vom Problemfall zur Attraktion wurde

Lesezeit 4 Minuten

Entspannung auf der Deutzer Rheintreppe

Köln – Dem Rheinboulevard in Deutz ist etwas gelungen, das zuvor wohl nur der Dom geschafft hat. Trotz Verzögerungen während der Bauarbeiten, unzähliger Pannen und einer wahren Kostenexplosion hat sich die Tribüne gegenüber der Altstadt seit ihrer Eröffnung vor drei Jahren zu einer Attraktion entwickelt.

Kein Fremdenführer kommt ohne die Betonstufen aus, die das Deutzer Rheinufer zwischen Hohenzollernbrücke und Deutzer Brücke säumen. Neben den Besuchern sind es aber gerade die Kölner, die sich in warmen Sommernächten auf der vom Berliner Büro Planorama gestalteten und 2017 mit dem Landschaftsarchitekturpreis prämierten Freitreppe entspannen.

Bei aller Beliebtheit bleibt festzuhalten, dass der Boulevard direkt zur Eröffnung einige Mängel aufwies, die größtenteils behoben sind. So fehlten zunächst Toiletten, Mülleimer und Lampen. Das Holzgeländer war schon nach wenigen Tagen gerissen. Auch die Sauberkeit sorgte für Probleme, die noch nicht vollständig gelöst sind. Obwohl die Mitarbeiter der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) die Stufen täglich reinigen, bleiben beständig dunkle Flecken zurück. Die größten Feinde des hellen Betons waren im Sommer 2016 identifiziert: Rotwein und die Überreste, die beim Rauchen von Wasserpfeifen entstehen.

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Enorme Kostensteigerungen

Der Rheinboulevard geriet schon während der Bauarbeiten im Frühjahr 2015 bundesweit in die Schlagzeilen, weil Stadt und AWB die jährlichen Reinigungskosten bei 860 000 Euro ansetzten. Zuvor waren 250 000 Euro veranschlagt worden, um die Rheintreppe in Schuss zu halten. Die enorme Kostensteigerung sorgte für öffentlichen Unmut und hitzige Diskussionen in Rathaus und Stadtrat. Letzten Endes reduzierte sich das jährliche Budget auf 598 000 Euro. Die AWB gaben davon lediglich 300 000 Euro aus. Die Finanzierung des Prestigebaus am Deutzer Rheinufer nahm noch abenteuerlichere Züge an.

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In der ursprünglichen Berechnung ging die Stadt von sechs Millionen Euro aus – am Ende waren es 26,1 Millionen Euro. Das Land übernahm 14,5 Millionen Euro – die übrigen 11,6 Millionen Euro musste die Stadt selbst bezahlen. Die Verwaltung nannte als Grund für die Kostenerhöhung die Verzögerungen im Bauablauf. So seien nicht vermutete archäologische Funde entdeckt worden. Darüber hinaus habe es Probleme mit dem Hochwasserschutz gegeben, auch die Suche nach Weltkriegsbomben sei aufwendig gewesen.

Sozialarbeiter vermittelten

Im Frühjahr 2017 drohte die Stimmung am Rheinboulevard kurzzeitig zu kippen. So kam es damals wiederholt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ein negativer Trend zeichnete sich ab. Die Polizei und das städtische Ordnungsamt verstärkten daraufhin ihr Personal vor Ort und weiteten vor allem abends ihre Streifengänge aus.

Die Stadt setzte Sozialarbeiter ein und verbot das Rauchen von Wasserpfeifen, weil das oft zu Konflikten zwischen Besuchern der Treppe geführt hatte. Die Situation beruhigte sich wieder, das schnelle Eingreifen von Polizei und Stadt zahlte sich aus.

Kiosk vergessen

Der letzte Aufreger drehte sich um den nachträglichen Bau eines Kioskes am Rheinboulevard – daran hatten die Planer zunächst nicht gedacht. Nachdem eine Design-Variante vom Tisch war, sollte ein Toilettencontainer umgebaut werden. Nun verzichtet die Stadt ganz auf einen Kiosk und überlässt das Geschäft dem benachbarten Hyatt-Hotel, das einen mobilen Verkaufsstand aufgestellt hat und zurzeit zwei Pavillons baut, um Getränke und Snacks zu verkaufen.

An den kleinen Defiziten des Rheinboulevards stören sich die Besucher offensichtlich nicht. Sie genießen den Blick auf die Altstadt auch bei den aktuellen Rekordtemperaturen in vollen Zügen.

Was halten Sie vom Rheinboulevard?

Kristine Rehbach (19)

Kristine Rehbach

Kristine Rehbach

Am Ufer kann man abends super entspannen. Hier auf der rechten Rheinseite ist es meist leerer, das gefällt mir.

Kristine Rehbach (19)

Jan Wessels (27)

Jan Wessels

Jan Wessels

Das Panorama zieht mich regelmäßig hierher. Es ist es deutlich sauberer als auf der Bahnhofsseite.

Jan Wessels (27) aus Köln

Wolter Duro (50)

Wolter Duro

Wolter Duro

Hier ist es ähnlich wie in meiner Heimatstadt. Man trifft am Rheinufer viele nette und offene Leute.

Wolter Duro (50) aus Passau

Jasmin Hochschärf (19)

Jasmin Hochschärf

Jasmin Hochschärf

Der Rheinboulevard ist ein Treffpunkt für junge Leute. Lediglich Büdchen oder Cafés in der Nähe fehlen.

Jasmin Hochschärf (19) aus Köln

Wissam Martin Leidgen (23)

Wissam Martin Leidgen

Wissam Martin Leidgen

Auf dieser Seite des Rheins ist es bedeutend stressfreier. Ich würde gerne noch öfters herkommen und mit Freunden entspannen.

Wissam Martin Leidgen (23) aus Gelsenkirchen

Beate Werner (64)

Beate Werner

Beate Werner

Hier kann man gut spazieren gehen. Ich würde mir Gaststätten und ein wenig mehr Grün wünschen, denn Schatten fehlt definitiv.

Beate Werner (64) aus Zwickau