Geplanter Rizin-Anschlag in KölnAngeklagter stand in Tunesien unter Terrorverdacht
Köln – Der mutmaßliche Rizin-Bombenbauer von Köln soll bereits vor vier Jahren in Tunesien unter Terrorverdacht gestanden haben. So sei er bereits 2015 als mutmaßlicher IS-Terrorist verhört und nach einem Anschlag auf den Bus der tunesischen Präsidentengarde für drei Tage festgenommen worden, berichtete eine Beamtin des Bundeskriminalamts am Freitag als Zeugin im Prozess vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht. Es gebe ein Rechtshilfeersuchen Tunesiens gegen den 30-Jährigen.
In dem Prozess geht es um den geplanten ersten Terroranschlag mit einem biologischen Kampfstoff in Deutschland. Der 30 Jahre alte Tunesier und seine 43 Jahre alte deutsche Ehefrau sollen 2018 den Anschlag mit einer Bombe und dem hochgiftigen Rizin vorbereitet haben. Beiden Angeklagten drohen bis zu 15 Jahre Haft.
Bis zu 100 Todesopfer
Der Rizin-Anschlag hätte laut Gutachten bis zu 100 Todesopfer gefordert. Der Prozess findet im Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichts statt. Der Tunesier war 2016 im Rahmen einer Familienzusammenführung nach Deutschland gekommen. Er hat mit seiner deutschen Frau zwei Kinder.
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Bei der Herstellung des Supergifts Rizin habe sich der Angeklagte über den Messengerdienst Telegram anleiten lassen, berichtete die BKA-Beamtin am Freitag. Via Telegram sei von einem Kontaktmann auch die Anweisung erfolgt, das Gift an einem Tier zu testen. Der Angeklagte habe ihm dann ein Foto von einem Hamster in einem Pappkarton geschickt und gefragt, wie der Tierversuch ablaufen soll.
Enthauptungsvideos und Bombenbau-Anleitung auf Handy
Die Ermittlungen hätten ergeben, dass das Ehepaar den Zwerghamster gemeinsam in einer Kölner Zoohandlung gekauft habe. Ehefrau Yasmin habe hinterher behauptet, sie hätten den Hamster als Überraschung für die Kinder gekauft.
Auf ihrem Handy seien Enthauptungsvideos und eine Anleitung zum Bau von Sprengladungen entdeckt worden. Eine Nachbarin habe ausgesagt, die 43 Jahre alte Angeklagte habe es als ihre Pflicht bezeichnet, nach Syrien auszureisen. Sie habe Sympathien für die Terrorgruppe Islamischer Staat gezeigt und zu ihrem Sohn gesagt: „Wenn du mal groß bist, wirst du auch ein Attentäter und kannst dich in die Luft sprengen.“ (dpa)