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Rizin-Bomber-ProzessLeidet die Angeklagte unter einer Persönlichkeitsstörung?

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Das Verfahren gegen die Ehefrau des Verurteilten ist abgetrennt und fortgeführt worden.

Köln – Neue Wendung im Prozess gegen Yasmin H., die mit ihrem Mann Sief Allah H. einen islamistischen Terroranschlag mit einer Bombe und dem Gift Rizin vorbereitet haben soll: Am Montag haben ihre Verteidiger den Beweisantrag gestellt, die 44-Jährige von einem psychiatrischen Sachverständigen auf ihre Schuldfähigkeit untersuchen zu lassen, denn vermutlich leide sie an einer Persönlichkeitsstörung.

Noch hat der 6. Strafsenat des Düsseldorfer Oberlandesgerichts nicht über den Antrag entschieden. Doch in einer ersten Reaktion ließ der Vorsitzende Jan van Lessen erkennen, dass die Richter erwägen, die Begutachtung, die einige Zeit in Anspruch nehmen würde, zuzulassen. Darauf deutet auch hin, dass der Senat weitere Verhandlungstermine festgesetzt hat – bis in den August hinein.

Yasmin H. bestreitet ihr Wissen um die Pläne

In der Begründung des Antrags skizzieren die Anwälte, warum die Angeklagte nur eine instabile Persönlichkeit entwickelt habe. Eine Fülle biografischer Informationen hatte Yasmin H. in ihrer umfangreichen Einlassung geliefert. Darin war sie allerdings nur kurz darauf eingegangen, dass sie als Fünfjährige ihre Mutter, eine Prostituierte, vor ihren Augen an einer Überdosis Rauschgift habe sterben sehen. Verwandte hätten sie adoptiert und sich als Alkoholiker erwiesen.

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Mit 17 habe sie ihnen den Rücken gekehrt. Arbeit im sozialen Bereich, etwa im Altenheim und mit behinderten Kindern, hat ihr nach den Worten ihrer Anwälte zum Teil geholfen, „den Verlust der Mutter zu verarbeiten“. Yasmin H., die mit 30 im Islam „Ruhe“ gefunden habe, habe stets eine große Familie haben und eine gute Mutter sein wollen. Als sie fünf Kinder hatte, heiratete sie den heute 31 Jahre alten Tunesier Sief Allah H. Die Ehe, aus der zwei weitere Kinder stammen, ging schief. Yasmin H. bestreitet, gewusst zu haben, dass ihr Mann im Mietshaus in Chorweiler, in dem sie wohnten, an einer Bombe baute und Rizin herstellte. Erst recht sei sie nicht daran beteiligt gewesen. Um dies zu beweisen, haben die Verteidiger am Montag vier weitere Anträge gestellt.

Sief Allah H. als Zeuge geladen

Drei waren es in der vorigen Woche. Der Senat hat auch über sie noch nicht befunden. Die Vertreterin der Bundesanwaltschaft kritisierte, sie alle seien überflüssig und dienten dazu, erneut den Prozess zu verschleppen. Unter anderem fordern die Verteidiger, einen Islamwissenschaftler zu hören; der Experte könne bekunden, dass die Terrormiliz Islamischer Staat, zu der Sief Allah H. in Kontakt stand, bisher noch nie weibliche Attentäter eingesetzt habe. Dazu sagte die Anklägerin, es gebe keinen Anhaltspunkt, dass Yasmin H. und ihr Mann Mitglieder des IS waren. Tatsache sei, dass sdie Angeklagte an der Vorbereitung eines Anschlags mitgewirkt habe.

Der Senat hatte vor, Sief Allah H., den er im März zu zehn Jahren Haft verurteilt hat, als Zeugen zu laden. Van Lessen teilte mit, als Ehemann der Angeklagten mache der Tunesier von seinem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern.