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Plan seit zwei JahrenGartenprojekt „Neuland“ ist auf neue Fläche gezogen – Vertrag der Stadt Köln fehlt

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Die Bienenweide mit Phacelia funktioniert schon gut.

Im Januar ist der Gemeinschaftsgarten „Neuland“ auf sein neues Gelände an der Koblenzer Straße gezogen. Die Bienenweide mit Phacelia funktioniert schon gut.

Seit zwei Jahren ist klar, dass der Gemeinschaftsgarten „Neuland“ an die Koblenzer Straße zieht. Seit Januar arbeiten die Gärtner dort – aber ohne Vertrag.

Auf der großen Fläche in der Mitte blühen unzählige Phacelia, Bienen umschwirren die blauen Blüten, Rosen leuchten rosa und orange, Hühner scharren gackernd hier und dort – auf dem neuen Gelände des Gartenprojekts „Neuland“ wuselt schon einiges Leben. Ende Januar ist das ökosoziale Gartenprojekt in seine neue Heimat an der Koblenzer Straße 13 in Bayenthal gezogen, vorher war hier Brachland.

Gründüngung, logistisch herausfordernder Umzug mit vielen Pflanzkästen mit Obstbäumen, Sträuchern, Kräuterstauden und weiteren Pflanzen, Totenholzhecke errichten, Bienenstöcke umsiedeln, Kompost anlegen – die Gemeinschaftsgärtner haben in den vergangenen Wochen schon viel geleistet auf der neuen Fläche.

Judith Levold bringt Kartoffeln in den mit Humus, Pappe und Stroh vorbereiteten Boden. Die Kartoffeln sollen den Boden durchwurzeln und seine Wasserspeicherfähigkeit steigern.

Judith Levold bringt Kartoffeln in den mit Humus, Pappe und Stroh vorbereiteten Boden. Die Kartoffeln sollen den Boden durchwurzeln und seine Wasserspeicherfähigkeit steigern.

Doch es gibt ein Problem: Sie haben noch keinen Pachtvertrag von der Stadt. „Wir agieren praktisch ins Blaue, ohne rechtliche Grundlage. Wir wissen zum Beispiel nicht, wie hoch unsere Pacht sein wird, nicht, wie es mit wassergebundenen Wegen aussieht, wie die Zuständigkeiten an den Grundstücksgrenzen aussehen“, sagt Judith Levold vom „Neuland“-Vorstand.

So habe die Stadt auf dem neuen Gelände zum Beispiel Essigbäume stehen lassen, von denen einige gegen die Grundstückzäune drücken. Östlich grenzt die Fläche an eine Unterkunft für Geflüchtete, hier käme es häufig zu Problemen mit Müll, berichtet Levold. Schon lange sei sie hinter dem neuen Vertrag her, habe vorgeschlagen, dass sich Vereinsmitglieder mit Vertretern der Stadt zusammensetzen, erzählt sie. „Wir haben keinen Termin bekommen und bisher nicht einmal einen Vertragsentwurf gesehen, und das, obwohl seit zwei Jahren klar ist, dass wir hierherziehen werden“, kritisiert sie.

Gartenprojekt muss wegen Parkstadt Süd umziehen

Rund dreizehn Jahre konnte der Verein die ehemalige Industriefläche zwischen Alteburger Straße und Koblenzer Straße für ihr Stadtgartenprojekt nutzen. Von Beginn an war klar, dass es sich dabei um eine Nutzung auf Zeit handelt. Die 10.000 Quadratmeter große Fläche, die seit 2020 der Stadt gehört, liegt im Plangebiet der Parkstadt Süd. Hier sollen Grundschulen entstehen. Das dauert noch, aber bald wird hier die Europaschule übergangsweise ihre Zelte aufschlagen, während ihr Gebäude in Zollstock/Raderthal saniert wird.

Im Mai 2022 bot die Stadt „Neuland“ ein 200 Meter entferntes Gelände an der Koblenzer Straße an, wo das ökosoziale Gartenprojekt dauerhaft bleiben kann. Die neue Fläche ist mit rund 3500 Quadratmetern deutlich kleiner als die alte und wird als essbare Stadt später Teil der Verlängerung des inneren Grüngürtels sein.

„Neuland“ in Bayenthal: Wasser und Strom fehlt noch

Ein weiterer Knackpunkt für die Gemeinschaftsgärtner: Damit es auf dem neuen Gelände Strom und Wasser gibt, mussten Versorgungsleitungen bis zum Grundstück verlegt werden. „Dafür haben wir 12.000 Euro bezahlt. Die möchten wir von der Stadt erstattet bekommen. Die Kosten für die Verlegung von Leitungen auf dem Grundstück übernehmen wir“, betont Levold. Bei „Neuland“ handelt es sich um einen gemeinnützigen Verein, alle Mitglieder arbeiten rein ehrenamtlich. Ein weiteres Problem: Die Fläche ist noch nicht an den Abwasserkanal angeschlossen.

In diesem Jahr wartet noch viel Arbeit auf die Neuländer. „Dieses Jahr werden uns vor allem darum kümmern, den Boden zu verbessern. Die Pflanzen, bis auf die Rosen, werden wir erst nächstes Jahr in die Erde bringen, damit sie eine ordentliche Grundlage haben“, erklärt Levold.

Die erste Gründüngung habe schon für etwas Durchwurzelung gesorgt. „Hier muss aber noch mehr passieren, und wir müssen noch Humus aufbauen“, so Levold.

Das wollen die Neuländer mit einer sogenannten Schattengare erreichen: Auf eine Fläche wird eine dünne Schicht Humus gegeben, die wird mit Pappe bedeckt. Durch diese hindurch werden Kartoffeln in die Erde gebracht. Die verwurzeln den Boden, der kann mehr Wasser speichern und Stroh und Pappe zersetzen sich zu neuem Humus.

Die Gemeinschaftsgärtner setzen sich mit viel Energie dafür ein, aus dem neuen Gelände eine grüne, klimaresistente Idylle zu schaffen. Damit alles eine sichere Basis hat, hoffen sie, bald ihren Vertrag zu bekommen.

„Es sind verschiedene Abstimmungen innerhalb der Verwaltung notwendig, damit der Neuland e.V. ein fester und dauerhafter Bestandteil des Inneren Grüngürtels der Parkstadt-Süd im Bereich der Koblenzer Straße wird“, erklärt die Stadt Köln auf Anfrage. Der Vorstand von „Neuland“ sei stets über den Stand des Verfahrens informiert gewesen, heißt es weiter. „Zwischenzeitlich liegt der Vertragsentwurf dem Amt für Landschaftspflege und Grünflächen zur Prüfung vor und wird nach Abschluss der dortigen Prüfungen dem Verein übersandt.“