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Corona-HilfePfarrer Mörtter: „Ich musste heulen, dass es solche Situationen gibt“

Lesezeit 3 Minuten

Hans Mörtter erreichen derzeit viele Hilferufe.

Südstadt – Hans Mörtter ist ein Macher. Also legte er auch in der Coronakrise sofort los. Der Pfarrer der Lutherkirche in der Südstadt hilft, wo er kann. Aber als ihn jetzt jemand fragte, wie es ihm mit der ganzen Situation gehe – „da musste ich heulen“, gesteht er. „Darüber, dass es solche Situationen überhaupt gibt, dass sich Leute in solchen hilflosen, ohnmächtigen Situationen befinden.“

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Es sind einfach zu viele existenzielle Abgründe, in die er gerade blickt: Nicht nur die Theaterleute, Musiker, die kleinen Geschäftsleute, Gastronomen, Kinobesitzer trifft es hart. Bei Hans Mörtter melden sich gerade sehr viele alleinerziehende Mütter. Eine Gruppe, über die man viel zu wenig liest und hört, die völlig aus dem „Corona-Blick“ ist, findet der Pfarrer: „Das sind ja Schicksale, die kaum bekannt sind. Wie viele Alleinerziehende leben müssen, welchen Stress die haben, irgendwie klar zu kommen.“

Harte Wirklichkeit alleinerziehender Mütter

Für Mütter, die mit jedem Cent rechnen müssen, sei es zum Beispiel gerade schwierig, ihre Kinder zu versorgen: „Das Essen in der Schule oder in der Kita fällt weg. Das heißt, sie haben Zusatzkosten für Essen. Das ist aber im Budget nicht vorgesehen. Das reißt die rein.“

Und im Moment seien die günstigen Waren in den Discountern auch noch besonders oft ausverkauft, weswegen es für Menschen mit sehr wenig Geld immer schwieriger werde: „Auch so ein Effekt, an den niemand denkt. Die harte Wirklichkeit alleinerziehender Mütter bewegt mich sehr.“

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Und nicht nur an Essen fehlt es. Wenn die Kinder zuhause sind, müssen sie schließlich irgendwie beschäftigt werden. „Da fehlt zum Beispiel Geld, um Bastelmaterial zu kaufen, Stifte, Schulhefte, ganz banale Sachen.“ Er habe schon viele Spenden bekommen, erzählt Hans Mörtter. Unter anderem eine Riesenladung Schokoladen-Ostersachen vom Schokoladen-Museum („da haben die Kinder Bauklötze gestaunt“). Vor ein paar Tagen war eine verzweifelte Mutter von drei Kindern bei ihm. „Als ich ihr eigentlich lächerliche 250 Euro gegeben habe, flossen ihr die Tränen, weil das für sie unfassbar war.“

„Das sind ja Existenzen, da stehen Menschen hinter“

Und dann seien da ja auch noch die vielen anderen, von denen man gerade immer wieder hört und liest: Theaterleute oder eine Geschäftsfrau in Schwierigkeiten. „Das sind ja Existenzen, da stehen Menschen hinter, die auch Kinder haben, da geht es um alles. Bis hin zu der Frage: «muss ich aus der Wohnung raus, kann ich die Miete noch zahlen?»“ Natürlich sei es an der Politik, darauf zu reagieren. „Da aber noch nicht der Blick dafür da ist, richte ich einen Nothilfe-Fonds ein.“

So erschüttert der Pfarrer von den vielen Schicksalen ist, so froh ist er über die große Hilfsbereitschaft. „Auf einmal nehmen wir unsere Nachbarn wahr und fragen uns, wie wir sie unterstützen können. Ich hoffe, dass diese Krise uns zu einer neuen Gesellschaft macht. Zu einer aufmerksameren, achtsameren.“

www.lutherkirche-suedstadt.de