Corona-KriseSo kämpfen Eiscafés in Köln um ihre Existenz
Zollstock – Dreizehn Tische hat das Ehepaar Ardiana und Robert Berisha in seinem Eiscafé Orchidea. Auch im Winter sind die Plätze normalerweise gut besetzt. Jetzt sind die Stühle hochgestellt. Die Eisschalen aus Edelstahl hinter der Theke sind nur zur Hälfte gefüllt und dann auch noch mit wesentlich kleineren Portionen als gewöhnlich.Eis verkaufen in der kalten Jahreszeit, in der andere Eisdielen Winterpause machen und dann auch noch während der Pandemie – wie geht das und: Rentiert es sich? „Eigentlich lohnt es sich nicht“, sagt Inhaber Berisha. Das Eiscafé gehört seit 30 Jahren neben dem Eisgeschäft Van der Put zu den Stamm-Eisdielen in Zollstock.
Institution in Köln-Zollstock
Vor 21 Jahren hat das Ehepaar das Geschäft am Zollstocksweg, Ecke Höninger Weg übernommen. Eine Institution. Nicht nur Stammkunden kommen gewöhnlich morgens, trinken ihren Kaffee oder bestellen ein Frühstück. Jetzt bleiben fast alle weg. „Die Kunden möchten am Tisch sitzen und bedient werden“, sagt Ehefrau Ardiana. Auch wenn die Gäste fernbleiben oder nur selten einen Kaffee oder ein Eis „to go“ mitnehmen, sind die beiden jeden Tag vor Ort. „Wir zeigen Präsenz für unsere Kundinnen und Kunden, das ist wichtig“, meint Berisha und fügt lachend an: „Es ist auch ein Protest gegen Corona und die Politik“.
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Enttäuscht ist Robert Berisha von dem Überbrückungsgeld für November, das 75 Prozent des im Vorjahr getätigten Umsatzes ausmacht. „Für Eiscafés ist der November der Monat mit dem niedrigsten Umsatz. Da sind wir allmählich an dem Punkt, an dem wir uns veralbert fühlen“, kritisiert der Inhaber.
Fünf Festangestellte
Gerechter hätte er es empfunden, sich bei der Überbrückungshilfe am Gesamtjahresumsatz zu orientieren. Der Sommer war trotz Corona-Einschränkungen ein finanzieller Rettungsanker. Fünf Festangestellte arbeiten für die Berishas. Seit elf Jahren gibt es ein weiteres Geschäft in Sülz. Mieten und Nebenkosten sind trotz fehlender Einnahmen zu zahlen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Berishas Prognose: „Bis Februar schaffen wir es noch, dann sind wir finanziell wohl am Ende“.Was dann kommt? „Dispo oder Kredit“. Verträge kündigen will er auf keinen Fall. „Unsere Mitarbeiter brauchen wir doch, wenn es wieder losgeht“, ergänzt seine Frau. Nicht zu arbeiten geht bei den beiden genauso wenig wie aufzugeben. Denn Eis verkaufen ist für das Ehepaar trotz eisiger Zeiten mit viel Herzenswärme verbunden.
Eisliebe hat im September geöffnet
Keine 200 Meter entfernt hat am 11. September vergangenen Jahres, also kurz vor dem zweiten Lockdown, die Eisliebe am Gottesweg eröffnet. Das farbenfrohe, helle und freundliche Interieur bleibt trotz einladender Atmosphäre natürlich derzeit ebenfalls ungenutzt. Da es noch keine Stammkunden gibt, versuchen die Inhaber ein anderes Geschäftsmodell. Bereits von weitem werden Passanten trotz Nasen-Mundschutz nahezu magisch von dem verführerischen Duft der frisch gebackenen Waffeln angezogen, die durch das offene Fenster verkauft werden. Man riecht die Waffeln fast bis zur Ecke am Höninger Weg. „Die Waffeln haben uns ein wenig gerettet“, sagt Inhaber Waldemar Koppe. Gemeinsam mit seinem Freund und Geschäftspartner, Miri Selmani, versucht Koppe durch die eisige Zeit zu kommen.
Wir brauchen jeden Cent
Das momentane Geschäftsresümee: „Wir nehmen ein und geben es sofort wieder aus, denn wir brauchen jeden Cent und wahrscheinlich reicht es am Ende nicht“, meint Koppe, bleibt trotz allem aber gelassen. Es gehe ja allen in der Branche so. Die Zeit nutzen die beiden, um neue Teigsorten auszuprobieren. Erst vergangene Woche haben die Geschäftspartner in ein neues Waffeleisen investiert, mit dem die beliebten „Bubbel-Waffeln“ hergestellt werden können. „Man muss seiner Kundschaft halt immer wieder Neues bieten, damit sie gerne kommen“, sagt Koppe. Die Waffeln duften im übrigen nicht nur verführerisch. Sie schmecken köstlich und zwei große Waffeln sind mit 2,90 Euro auch wirklich erschwinglich.