„Gärtnern in der Stadt“-DuellSo hat Bauer Huckelmann den Starkregen erlebt
- Zwergin gegen Riese, so könnte man das „Gärtnern in der Stadt“-Duell beschreiben, über das wir in unregelmäßigen Abständen berichten.
- Es geht nicht ums Gewinnen oder Verlieren sondern um das große und kleine Gärtner-Glück.
- Heute begleiten wir Bernhard Huckelmann auf seinen 20 Hektar Acker in Fischenich, auf dem der Landwirt Gemüse und Blumen anbaut.
Meschenich/Fischenich – Die Frage muss natürlich gleich zu Anfang geklärt werden. „Wie hat Bauer Bernhard Huckelmann den Starkregen erlebt?“ Die Antwort überrascht. „Viel zu viel Regen bedeutet für uns das Gleiche wie Dürre: Viel Arbeit.“ Im übrigen habe man Glück gehabt. Vier Gullys des Randkanals, der am Hof vorbeiführt, seien anderthalb Meter hoch geschleudert worden und der Kanal sei übergelaufen. „Aber kurz darauf hat es aufgehört zu regnen. Die Tomaten standen unter Wasser. Die überstehen das. Und sonst ist bei uns nicht viel passiert. Wir haben alles in allem viel Glück gehabt.“
Hundert Quadratmeter Kartoffelacker seien zwar „abgesoffen“. Aber das fällt eigentlich nicht ins Gewicht. Die Sonnenblumen auf dem Feld eines Kollegen in der Nähe stehen hingegen knietief im Wasser. Ob die überleben, darf man wohl bezweifeln.
Huckelmanns Sohn, der auch Bernhard heißt und den Hof an der Kölner Stadtgrenze zwischen Meschenich und Fischenich betreibt, war mit anderen jungen Landwirten zum Helfen in Erftstadt. „Die haben mit sieben Pumpen und vier Notstromaggregaten Keller und Tiefgaragen leer gepumpt“, erzählt sein Vater.
Kartoffelvollernter erinnert an Karnevalswagen
Aber jetzt scheint die Sonne über dem Feld neben dem Hof. Höchste Zeit, die Frühkartoffeln zu ernten. Zum Einsatz kommt dabei der Kartoffelvollernter Grimme SE 75 20. Der erinnert in Größe und Aussehen entfernt an einen Karnevalswagen. Was auch daran liegt, dass oben hinter einer Brüstung drei Menschen stehen, die die Kartoffeln sortieren. Die werden danach allerdings nicht in hohem Bogen geworfen, sondern wandern über ein Transportband in einen Bunker genannten Platz, in dem sie zwischengelagert werden, bevor sie auf einen Anhänger umgeladen und auf den Hof gebracht werden.
Der Grimme ist eine Nobelmarke in der deutschen Landmaschinenszene. Gemäß dem Motto vieler Mercedes-Fahrer „Ich fahre Benz, alles andere ist Behelf“ nutzt Huckelmann seit Jahren den Ernter der weltweit tätigen Firma aus dem niedersächsischen Damme bei Osnabrück. Obwohl die empfindlichen Frühkartoffeln normalerweise von Hand ausgemacht werden. „Das ist aber eine Arbeit, die keiner gern macht“, weiß Huckelmann.
Die diesjährigen Kartoffeln sind kleiner als sonst
In diesem Jahr kommt der Ernter zum Einsatz, weil mehr und kleinere Kartoffeln reif sind als in den Jahren zuvor. Das hat seinen Grund. „Im Frühjahr haben die Frühkartoffeln zweimal Frost bekommen“, sagt Huckelmann. Deshalb seien sie weniger groß als sonst. Und deshalb ernten die Huckelmanns an diesem Julitag mehr aber kleinere Kartoffeln als in anderen Jahren. Und los geht’s. Huckelmann fährt den Trecker und steuert die Maschine hinter über Hebel auf einer kleinen Kiste. Auf dem Vollernter stehen sein Sohn, seine Frau und zwei junge Erntehelfer aus Rumänien. Ein Aufnehmer nimmt die gehäufelten Kartoffeln mit der Erde auf und bringt sie über ein Förderband in die Maschine. Auf Rüttelbändern verlieren die Kartoffeln die möglichst trockene Erde und landen über etliche Walzen auf dem Verlesetisch bei den Helfern. Die sortieren Steine und Erdklumpen aus, bevor die Reise in den Bunker geht.
Eigentlich ist der Vollernter zu groß für die eineinhalb Morgen, die die Huckelmänner heute bearbeiten. Das sind rund 3800 Quadratmeter. Auf denen werden rund zehn Tonnen Kartoffeln geerntet. „Deshalb pflanzt man auf diesen kleinen Flächen Frühkartoffeln, die eben meist von Hand geerntet werden“, sagt Huckelsmann. „Annabelle“ heißt die Sorte. „Wir haben schon viele Tests gemacht, um eine Sorte zu finden, die zu uns passt“, beschreibt der Bauer die Versuche, das Ernteergebnis zu optimieren: „Aber wir hatten noch keine Sorte gefunden, bei der wir sagen konnten, die ist es.“ Huckelmann zieht die Saatkartoffeln nicht selbst, sondern kauft sie bei einem Vermehrungsbetrieb.
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Selbst zu ziehen, mache keinen Sinn. „Das haben schon viele unserer Vorfahren ausprobiert. Das wird nichts.“ Gepflanzt werden die Frühkartoffeln Ende März. „Der Zeitpunkt richtet sich nach dem Wetter. Und natürlich muss der Boden befahrbar sein“, sagt Huckelmann. Weiter geht die Fahrt mit dem Grimme SE 70 20. Eine gehäufelte Reihe Kartoffeln nach der anderen wird geerntet. Es wird Zeit. „Wir haben fast nichts mehr zu verkaufen.“ Und das ist für einen Bauern schlimmer als widrige Umstände.