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Musiker empört28 Proberäumen auf Kölner Großmarkt droht der Abriss

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Einer der Proberäume.

  1. Auf dem Kölner Großmarkt proben seit Jahren viele Musiker
  2. Nun soll die ehemalige Bananen-Halle abgerissen werden
  3. Vor kurzem war plötzlich der Strom abgestellt

Köln-Raderberg – Auf der Suche nach Verbündeten ist Arossia Tajouri auf den Allerhöchsten gestoßen. „Herr Staub“, schrieb sie jüngst in einem Brief an den damaligen Leiter des Liegenschaftsamtes, „könnte man nicht – wenn es irgend geht die ehemalige Bananen-Halle, die über die letzten Jahre zu einem Musiker Kleinod geworden ist, ein Jahr länger betreiben? Haben Sie ein Herz für die Musiker und seien Sie gnädig. Dann wird auch Gott Ihnen danken, denn der ist, wie ich hörte auch ein Musik-Fan!“

Es geht um 28 Proberäume für Musiker auf dem Großmarktgelände, die in einer ehemaligen Bananenreiferei untergebracht sind. Der Vertrag über die Nutzung des städtischen Grundstücks, auf dem das Gebäude steht, endete am 30. September.

Liegenschaftsamt muss Räumungsklage von Amts wegen anstreben

Arossia Tajouri bittet um eine Verlängerung des Vertrags um ein Jahr. Doch das Liegenschaftsamt zeigte sich bislang unnachgiebig und verlangte den Abriss des Gebäudes auf Kosten der Eigentümerin. Das sieht der Vertrag vor und ist die Regel auf dem Großmarkt: Das Grundstück wird von der Stadt gemietet oder per Erbpacht vorübergehend in Besitz genommen, das Gebäude gehört dem Mieter und muss nach Ablauf des Vertrags von dem abgerissen werden.

Ottmar Lattorf, einer der Musiker, teilte mit, dass das Liegenschaftsamt zwar „von Amts wegen“ eine Räumungsklage anstrengen wird. Bis zur Verhandlung dürfen die Musiker aber weiter proben. Am Montag war allerdings plötzlich der Strom abgestellt.

Großer Bedarf an Musiker-Proberäumen in Köln

Man habe der Petentin bereits den „Leitfaden zur Niederlegung mietereigener Aufbauten“ zugesandt, hieß es in einem Schreiben der Behörde vor kurzem. Nun erwarte man die Niederlegung, denn das „angemietete Grundstück befindet sich zum überwiegenden Teil im Bereich des zukünftigen ,Inneren Grüngürtels’. Diese Flächen seien vorgesehen für Pionierprojekte des Grünflächenamtes, hieß es in dem Schreiben weiter.

Ottmar Lattorf übt regelmäßig auf seiner Bassgitarre in einem der Proberäume und ist einigermaßen aufgebracht angesichts der behördlichen Anweisung zum Abriss: „Die Verlängerung des Großmarktes ist beschlossene Sache. Da stellt sich die Frage, wenn also der Grund für den Abriss des Gebäudes nicht wirklich so dringend ist, kann man das Gebäude, also die Bananenreiferei, da nicht noch ein oder zwei Jahre stehen lassen? Es gibt einerseits einen großen Bedarf an Musiker-Proberäumen und andererseits nicht wirklich die Notwendigkeit, das Gebäude jetzt im Oktober 2022 für einen Bau abzureißen!“, schimpft der Musiker.

66 Kölner Musiker in 35 Bands proben in der Bananen-Halle

In der ehemaligen Reiferei proben 66 Musiker in 35 Bands. Es heißt zwar in Musikerkreisen „Wer übt, kann nix“, aber geprobt werden muss dennoch hin und wieder. Und das ist schwierig in Köln. „Es gibt Proberäume in Köln, die kannst du für 20 Euro pro Stunde mieten“, weiß Schlagzeuger Andi.

„Die Stadtverwaltung hat auf dem ganzen Stadtgebiet unterschiedliche Proberäume und ganze Proberaum-Komplexe abgerissen und zerstören lassen, um dort Neues zu bauen“, schreiben Hotti und die „Kapelle der Hoffnung“ an das Liegenschaftsamt.

Turbulente Nutzung der Kölner Bananenreiferei in der Vergangenheit

Ottmar Lattorf weiß um die turbulente Nutzung des Gebäudes. „Der Mann von Arossia Tajouri hat das Gebäude als Bananenreiferei gekauft.“ Dann hätten die internationalen Bananenkonzerne allerdings die ökonomischen Vorteile erkannt, die das Reifen auf den Schiffen aus der Karibik geboten habe.

Schon war die Reiferei auf dem Großmarkt überflüssig und wurde von den Söhnen der Witwe Tajouri für Geschäfte genutzt, die nicht immer den Vorgaben des Bürgerlichen Gesetzbuchs folgten, wie Lattorf erzählt. Schließlich griff die Staatsmacht zu, und Lattorf und Arossia Tajouri fuhren des Öfteren gemeinsam nach Wuppertal: „Ich besuchte dort einen Kumpel im Gefängnis und die Mutter ihre Söhne.“

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Und so kam es, dass Arossia Tajouri Ende der 1990er Jahre Vermieterin von Proberäumen wurde: „Ich folgte einem Vorschlag des städtischen Rockbeauftragten Herrn Manfred Post, das zu tun. Ich wäre als arabische Muslima überhaupt nicht auf die Idee gekommen, Rockmusik zu fördern!“, schreibt sie an das Liegenschaftsamt. Und beendet den Bittbrief mit einem verbindlich-hoffnungsvollen „Inshallah.“